Dass Einrichtungen im Gesund-
heitswesen Schwierigkeiten ha-
ben, offene Stellen in der Pflege
besetzen zu können, ist kein Ge-
heimnis. Kliniken und Einrichtungen
in der Altenpflege schauen sich
nicht mehr ausschließlich auf dem
deutschen Markt nach geeigneten
Mitarbeitern um. Globales oder zu-
mindest europaweites Denken ist
längst in ihren Personalabteilungen
eingezogen.
Seit 2013 arbeiten im Cellitinnen-
verbund auch Fachkräfte aus den
Balkanländern in der Gesundheits-
und Kranken- sowie in der Alten-
pflege. Ende 2015 waren es allein
im Heilig Geist-Krankenhaus 26
Mitarbeiter. Kroaten, Serben und
Bosnier bewerben sich auf die frei-
en Stellen in Deutschland, weil sie
in ihren Heimatländern arbeitslos
und ohne Perspektive sind. Sowohl
für sie als auch für die Arbeitgeber
in Deutschland bedeutet die Ent-
scheidung, das berufliche Glück
künftig zwischen Hamburg, Köln
oder München zu suchen, eine
Menge Organisation und ‚Papier-
kram‘. Dabei sind viel Geduld und
hohe Einsatzbereitschaft von bei-
den Seiten aufzubringen.
Beispiel Krankenhaus
Freitags mit dem Zug Sarajevo,
Odžak oder Mostar verlassen und
montags im Kölner Heilig Geist-
Krankenhaus die neue Stelle als
Gesundheits- und Krankenpflege-
rin antreten? So einfach geht das
nicht. Die Ausbildung in der Hei-
mat der neuen Mitarbeiter, wird in
Deutschland nicht so ohne weiteres
anerkannt. Die Südeuropäer begin-
nen ihre Karriere bei uns mit einem
Praktikum als ‚Pflegehelfer in An-
erkennung‘, unabhängig von ihrem
Pflege-Abschluss in der Heimat. Die
Anwärter müssen außerdem Fort-
bildungen oder Deutschkurse be-
suchen, je nach Kenntnisstand und
Berufserfahrung. Die Bosnierin Sun-
cica Zolotic, mittlerweile anerkannte
Gesundheits- und Krankenpflegerin
im Heilig Geist-Krankenhaus, hatte
es etwas einfacher. Immerhin be-
herrschte sie, die in den Neunzigern
für acht Jahre eine deutsche Schul-
bank drückte, die deutsche Spra-
che perfekt. Verheiratet, gut situiert
und sehr gut ausgebildet, bekam
die gelernte Krankenschwester mit
abgeschlossenem Jurastudium in
Bosnien weder in einer Klinik noch
als Anwältin einen Job. Sie war
so verzweifelt, dass sie sogar drei
Jahre unbezahlt an einem Gericht
arbeitete. Ihre Freundin Almasa
Hadzidedic in Köln hatte schließlich
die zündende Idee. Deren Arbeit-
geber, das Heilig Geist-Kranken-
haus, suchte engagierte Pflegekräf-
te. Im Februar 2014 kam Zolotic
am Kölner Hauptbahnhof an. Die
Anfangszeit war schwer, musste
sie doch zunächst Mann und Kind
in Bosnien zurücklassen. „Aber“, so
sagt sie, „die Ärzte, meine Kollegen
aus der Pflege und das Ehepaar
Hadzidedic haben mir immer zur
Seite gestanden, mir durch den
bürokratischen Dschungel gehol-
fen, mich aufgeheitert und mir Mut
zugesprochen.“ Ihr Mann und ihr
kleiner Sohn leben heute ebenfalls
Willkommen in Köln
Ausländische Pflegekräfte in den Einrichtungen des Cellitinnenverbunds
Suncica Zolotic
CellitinnenForum 1/2016
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Idee | Einsatz