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Krankheit ist, dass der Ansteckungsstoff hauptsächlich in den Dejec-
tionen enthalten ist, sowie in allen Stoffen, die m it denselben verun
reinigt werden, dass ferner das Brunnenwasser durch die Aborte inficirt,
und dadurch eine epidemische Verbreitung hervorgerufen werden kann.
Was wir aber von der Cholera nicht w issen, bildet wohl den
grösseren Theil; wir wissen z. B. nicht, ob andere Secrete oder
Flüssigkeiten des Organismus, z. B. Harn, B lut ebenso ansteckend
sind, wie die Dejectionen; auch wissen wir nich t, wie lange, und
unter welchen Bedingungen der ansteckende Stoff seine Wirksamkeit
behält, oder durch welche Mittel derselbe am besten zerstört werden
kann u. s. w.
Ueber die Flüchtigkeit des ansteckenden Stoffes haben wir auch
nur sehr wenige Erfahrungen, und wollte man sich in dieser Be
ziehung auf die panspermatische Theorie stützen, so würde es m it
den auf Grund derselben zu treffenden Massregeln sehr übel bestellt
sein. Lassen wir indess auch in dieser Beziehung die Theorien bei
Seite, und halten wir uns ausschliesslich an die „makroskopische“
Erfahrung, so sind wir genöthigt, ein Z i m m e r c o n t a g i u m anzu
nehmen. Wir wissen nämlich, dass, wenn Cholerakranke zusammen m it
anderen Kranken in einem Saale untergebracht werden, häufig einige
der letzteren von der Cholera befallen werden; nie geschieht es
ab e r, dass a l l e Nicht - Cholerakranken a u f e i n m a l von der
Krankheit ergriffen werden, was dafür zu sprechen scheint, dass das
Contagium kein flüchtiges ist.
Man ist gewöhnlich geneigt, den Charakter der Cholera und
die Art und Weise der Verbreitung derselben als ganz eigenthümlich
hinzustellen, und man hat sich namentlich darauf gestützt, dass es
in so seltenen Fällen gelingt, die Art der Verbreitung nachzuweisen.
Man übersieht indess dabei, dass dies auch bei allen anderen
epidemischen Krankheiten der Fall ist, namentlich in allen grösseren
Städten, wo der menschliche Verkehr ein so complicirter ist. Um
dies zu illustriren theile ich nachstehende Erfahrungen mit, die sich
aus der letzten grossen Blatternepidemie in Kopenhagen ergaben.
In jedem von den zwei Krankenhäusern, wo die Blatternkranken
untergebracht waren, wurde ein jeder Patient sehr genau darüber