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JURISPRUDENCE

106

forum

poenale

2/2008

7.4

7.4.1 Nach Art. 172 Abs. 1 Satz 1 BStP gilt der Grund­

satz, dass der Verurteilte die Verfahrenskosten in vollem Um­

fang zu tragen hat. Die Kostentragungspflicht ergibt sich da­

raus, dass der Verurteilte die Kosten zu Lasten der

Allgemeinheit als Folge seiner Tat schuldhaft verursacht hat

(BGE 124 I 170 E. 3g S. 174). Art. 172 Abs. 1 Satz 2 BStP

erlaubt eine gänzliche oder teilweise Befreiung von der Kos­

tentragung nur aus «besondern Gründen». Solche sind an­

zunehmen, wenn das Verhalten des Verurteilten für die Ent­

stehung der Kosten nicht mehr als adäquat kausal erscheint,

so etwa wenn die Kosten durch unzulässige oder offensicht­

lich unzweckmässige Prozesshandlungen verursacht worden

sind, wenn das Ergebnis der Untersuchungen, für welche die

Kosten angefallen sind, insgesamt ausschliesslich zu Guns­

ten des Angeschuldigten lautet oder wenn dieWiedereinglie­

derung des Täters durch die vollumfängliche Auferlegung

der Kosten ernsthaft gefährdet erscheint.

Entgegen der Auffassung der Vorinstanz stellt der Um­

stand, dass dem Untersuchungshäftling die Freiheit entzo­

gen wird, keinen besonderen Grund im Sinne von Art. 172

Abs. 1 BStP dar. Andernfalls dürften dem Verurteilten die

Kosten für die Untersuchungshaft unter keinen Umständen

auferlegt werden, womit die gesetzliche Regelung ins Ge­

genteil verkehrt würde. Die Kostenbefreiung kann auch

nicht generell mit der Gefährdung der sozialen Wiederein­

gliederung der Verurteilten begründet werden. Die Vorins­

tanz nimmt insofern keinen Bezug auf die konkreten Ver­

hältnisse der Beschwerdegegner. Sie scheint vielmehr aus

grundsätzlichen Überlegungen zur Resozialisierung heraus

ganz allgemein die Haftkosten dem Staat überbinden zu

wollen. Dies ist aber in dieser Form mit dem Wortlaut des

Gesetzes nicht vereinbar. Die Vorinstanz hat die Beschwer­

degegner somit gestützt auf sachlich unzutreffende Gesichts­

punkte von der Tragung der Kosten für die Untersuchungs­

haft befreit. Das angefochtene Urteil verletzt daher in diesem

Punkt Bundesrecht (vgl. zum Ganzen Entscheid 6S.530/2006

vom 19.06.2007 E. 6.3 mit Hinweisen). Die Vorinstanz wird

in ihrem neuen Entscheid somit zu prüfen haben, ob bei den

Beschwerdegegnern in Bezug etwa auf die Verfahrensdauer,

namentlich die unterschiedliche Dauer der Untersuchungs­

haft, sowie die persönlichen Verhältnisse besondere Umstän­

de vorliegen, die ein Abweichen von der gesetzlichen Regel

der Kostentragungspflicht zu rechtfertigen vermöchten.

[…]

n

4.5 Weitere Nebengebiete

Autres domaines accessoires

Nr. 29

Tribunale federale, Corte di diritto penale,

sentenza del 15 ottobre 2007 nella causa Ufficio

federale dei trasporti c. A. SA – 6B_256/2007

Art. 6 e 7 DPA, art. 102 CP: responsabilità dell’impresa secondo

il diritto penale amministrativo e il codice penale.

Alle contravvenzioni è applicabile soltanto l’art. 7 DPA. Nei de­

litti rimane aperta la questione circa l’applicabilità, a titolo esclu­

sivo oppure alternativo, dell’art. 102 CP. L’art. 7 DPA può essere

preso in considerazione unicamente quando l’accertamento delle

responsabilità individuali secondo l’art. 6 DPA richiederebbe, in

considerazione della pena inflitta, misure istruttorie sproporzio­

nate. In un’impresa diretta da un unico amministratore e che con­

ta pochi dipendenti dei quali solo due rivestono funzioni diretti­

ve, il rilevamento delle responsabilità individuali mediante

confronti e perquisizioni è possibile senza un dispendio spropor­

zionato. Dev’essere inoltre considerata anche la possibilità di fon­

dare la responsabilità del padrone d’azienda sulla base dell’art. 6

cpv. 2 DPA. Il numero dei casi da trattare e il connesso dispendio

a carico dell’amministrazione non può giustificare un’applicazio­

ne dell’art. 7 DPA. Questa disposizione è effettivamente stata in­

trodotta per alleggerire il lavoro amministrativo, ma ciò solo nel

caso in cui la situazione concreta lo consenta e non in modo ge­

nerale. (Regesto a cura della Direzione della rivista)

Art. 6 et 7 DPA, art. 102 CP: responsabilité pénale de l’entreprise

selon le droit pénal administratif et selon le droit pénal ordinai-

re.

Dans le cas d’une contravention, l’art. 7 DPA est seul applicable.

Dans le cas d’un délit, la question de l’application exclusive ou al­

ternative de l’art. 102 CP est laissée ouverte. L’art. 7 DPA ne peut

entrer en considération que si la recherche de responsabilités in­

dividuelles aux termes de l’art. 6 DPA rendrait nécessaire des me­

sures d’instruction hors de proportion avec la peine encourue.

S’agissant d’une société dirigée par un administrateur unique,

comptant peu d’employés dont deux seulement occupent des fonc­

tions dirigeantes, il est possible, sans efforts disproportionnés, de

mettre en évidence des responsabilités individuelles au moyen de

confrontations ou de perquisitions. Il faut aussi envisager la pos­

sibilité de rechercher la responsabilité du chef d’entreprise en ap­

plication de l’art. 6 al. 2 DPA. Le nombre de cas à traiter et la

charge de travail qui en découle pour l’administration ne justifie

pas l’application de l’art. 7 DPA. Cette disposition a certes été

conçue pour faciliter le travail de l’administration, mais seulement

lorsque la situation concrète le permet et non de manière généra­

le. (Résumé de la rédaction)

Art. 6 und 7 VStrR, Art. 102 StGB: Verantwortlichkeit des Unter-

nehmens gemäss Verwaltungsstrafrecht und Strafgesetzbuch.

Bei Übertretungen ist Art. 7 VStrR allein anwendbar. Bei Verge­

hen bleibt die Frage einer ausschliesslichen oder alternativen An­

wendbarkeit von Art. 102 StGB offen. Art. 7 VStrR kann nur in

Betracht gezogen werden, wenn die Ermittlung der individuellen

Verantwortlichkeiten gemäss Art. 6 VStrR angesichts der verwirk