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JURISPRUDENCE
86
forum
poenale
2/2008
praktikable Kriterien für die Entscheidung fehlen). Kann man
dies bei einer Interessenabwägung Mord – illegale Telefon
überwachung noch nachvollziehen (BGE 109 Ia 244), wird
es schon schwieriger, wenn sich eine illegale Videoüberwa
chung und eine Brandstiftung gegenüber stehen (BGE 131 I
272). Kriterien, wann eine schwere Tat vorliegt, sind in der
Rechtsprechung keine ersichtlich. Im vorliegenden Urteil
wird nun bereits eine Diebstahlserie mit geringer Beute als
genügend schwer eingestuft. Dies erstaunt auch, weil das
Bundesgericht im gleichen Fall in einer staatsrechtlichen Be
schwerde gegen die U-Haft des Beschwerdeführers die De
likte noch ganz anders eingeschätzt hatte: «Hinzu kommt,
dass die Einbrüche in Autos mit relativ geringer Beute nicht
als schwere Straftaten im Sinn von Art. 100 lit. c StPO/FR
zu qualifizieren sind, selbst wenn sie wiederholt getätigt wur
den und nicht verharmlost werden sollten.» (BGer, Urteil v.
21.3. 2005, 1P.153/2005, E. 4.4).
Auf der anderen Seite werden die Interessen des Beschul
digten im Gegensatz zu denen der Strafverfolgung regel
mässig als gering eingestuft. Im vorliegenden Fall heisst es,
der Eingriff in die Privatsphäre sei nur «sehr minim» ausge
fallen und nicht mit einer Telefonabhörung, E-Mail-Überwa
chung oder Video-Überwachung von Privaträumen zu ver
gleichen. Die Überwachung aller Autofahrten eines Menschen
ermöglicht jedoch genaue Einsicht in seinen Tagesablauf:
Geht er zur Arbeit und wann, wo kauft er ein, besucht er ei
nen Arzt oder Psychiater, geht er ins Haus eines Freundes, in
ein Bordell oder zu einer heimlichen Geliebten? – all das kann
der Staat mit einer GPS-Überwachung herausfinden. Die
Massnahme dauerte zudem zwei Monate. Da kann wohl
kaum von einem «sehr minimen Eingriff» die Rede sein. Dass
sich dahinter aber eigentlich eine ganz andere Argumentati
onslinie versteckt, wird an folgender Aussage deutlich: «Das
blosse Interesse eines mutmasslichen Straftäters, dass eigene
Delikte, zu denen er ein Fahrzeug verwendet, möglichst un
entdeckt bleiben, ist hingegen nicht schutzwürdig.» (E. 3.5.4,
ähnlich schon BGE 109 Ia 244, 247, E. 2 b). Will heissen:
Wer sich kriminell verhält, verspielt sein Recht auf Privat
sphäre. Eine solch radikale Sichtweise kennt unsere Rechts
ordnung aber nicht.Vielmehr sind Zwangsmassnahmen auch
bei mutmasslich Kriminellen nur nach dem Massstab des
Art. 36 BV zulässig. Als Konkretisierung des Grundsatzes
der Verhältnismässigkeit lässt beispielsweise das BÜPF eine
Telefonüberwachung nur zu, wenn ein Delikt aus dem De
liktskatalog in Betracht kommt. Besonders heikel ist diese
Argumentation jedoch, weil so die Unschuldsvermutung aus
gehebelt wird: Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt jeder
als unschuldig und die Argumentation, es müsse ein Beweis
mittel zugelassen werden, weil der Beschuldigte sich krimi
nell verhalten habe, setzt das Urteil, das ja erst kraft dieses
Beweismittels gefällt werden soll, schon voraus.
Luzia Vetterli, Mlaw, wissenschaftliche Assistentin, Univer
sität Luzern
n
Nr. 18
Tribunal fédéral, I
re
Cour de droit public, arrêt
du 2 avril 2007 dans la cause A. contre Ministère
public de la Confédération – 1B_29/2007
Art. 1, 5 LFIS: notions d’investigation secrète et d’agent infiltré.
L’investigation secrète n’englobe pas la collaboration spontanée
de particuliers fournissant des informations aux autorités péna
les. L’existence d’un rapport de travail et l’intensité de l’interven
tion caractérisent la notion d’agent infiltré. Ne revêt pas cette qua
lité celui qui se limite à un bref contact et ne recourt pas à une
identité d’emprunt (c.6.1). Il appartient au juge du fond de se pro
noncer sur la question de l’exploitation de preuves administrées
de manière prétendument illégale (c.6.4). (Résumé de la rédac
tion)
Art. 1, 5 BVE: Begriffe der verdeckten Ermittlung und des
verdeckten Ermittlers.
Die verdeckte Ermittlung beinhaltet nicht die spontane Mitarbeit
von Privatpersonen, welche den Strafbehörden Informationen zu
kommen lassen. Das Bestehen eines Arbeitsverhältnisses und die
Intensität des Eingreifens kennzeichnen den Begriff des verdeck
ten Ermittlers.Wer sich auf einen kurzen Kontakt beschränkt und
nicht unter einer Legende auftritt hat diese Eigenschaft nicht
(E.6.1). Es ist Aufgabe des Sachrichters zu entscheiden, ob angeb
lich rechtswidrig erhobene Beweismittel verwertet werden dürfen.
(E.6.4). (Regeste der Schriftleitung)
Art. 1, 5 LFIM: concetti dell’inchiesta mascherata e dell’agente
infiltrato.
L’inchiesta mascherata non si estende alla collaborazione sponta
nea di privati che fanno pervenire informazioni alle autorità pe
nali. Il concetto di agente infiltrato è caratterizzato dall’esistenza
di un rapporto di lavoro e dall’intensità dell’intervento. Chi si
limita ad un breve contatto e non dispone di un’identità fittizia
non possiede questa qualità (consid. 6.1). Incombe al giudice di
merito di decidere se si possono utilizzare mezzi di prova che si
presume siano stati raccolti illecitamente (consid. 6.4). (Regesto
a cura della Direzione della rivista)
Faits:
En octobre 2005, une société belge propose à C. de louer un
espace publicitaire dans un guide. Agissant pour son commerce
de vins, C. conclut un contrat de deux ans et s’acquitte à ce titre
de la somme de 27 900 francs.
Un an plus tard, C. reçoit un fax d’un organisme dénommé D.
l’informant qu’il est débiteur de 69 750 francs et qu’il a probable
ment été victime de facturations abusives. Pour pouvoir être rem
boursé, il est invité à verser 23 250 francs sur un «compte séques
tre». Convaincu d’avoir à faire à un organisme étatique officiel, C.
fait virer la somme requise à D. Au cours des deux mois qui sui
vent, des personnes prétendant agir au nom de D. amènent C. à ef
fectuer de nouveaux versements pour un total de près de 2,5 mil
lions de francs.
En décembre 2006, C. dénonce les faits précités aux autorités
valaisannes. Ayant accepté de collaborer à l’enquête, il exécute les
instructions d’un certain X. et rencontre dans un hôtel genevois le