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RECHTSPRECHUNG
2/2008
forum
poenale
Art. 17, 18 CP, art. 16c LCR: état de nécessité, retrait du permis
de conduire.
Les dispositions relatives à l’état de nécessité selon les
art. 17 s CP sont applicables par analogie lors d’un retrait
d’admonestation (c.2.2). L’intérêt du conducteur du véhicule à se
rendre aux toilettes le plus vite possible à cause d’une grave ma
ladie diarrhéique ne justifie pas un dépassement massif de vites
se. En cas de dépassements considérables de vitesse, une justifica
tion par l’état de nécessité entre tout au plus en considération
lorsque la protection de biens juridiques essentiels comme l’inté
grité corporelle, la vie ou la santé d’êtres humains est en jeu (c.2.2).
(Résumé de la rédaction)
Art. 17, 18 CP, art. 16c LCStr: stato di necessità, revoca della
licenza di condurre.
Le disposizioni riguardanti lo stato di necessità secondo gli
art. 17 seg. CP sono applicabili per analogia ad una revoca a sco
po di ammonimento (consid. 2.2). L’interesse del conducente del
veicolo che, affetto da grave dissenteria, deve recarsi il più rapi
damente possibile ad un servizio igienico, non è tale da giustifica
re un considerevole eccesso di velocità. In caso di eccessi di velo
cità rilevanti, una giustificazione fondata sullo stato di necessità
entra eventualmente in considerazione quando è in discussione la
tutela di beni giuridici essenziali quali l’integrità personale, la vita
e la salute delle persone (consid. 2.2). (Regesto a cura della Dire
zione della rivista)
Sachverhalt:
X. überschritt mit seinem Personenwagen auf der Autobahn die zu
lässige Höchstgeschwindigkeit um 45 km/h, was zu einer – in
Rechtskraft erwachsenen – Verurteilung wegen grober Verkehrsre
gelverletzung gemäss Art. 90 Ziff. 2 SVG führte. Zudem wurde ihm
in Anwendung von Art. 16c Abs. 1 lit. a und Abs. 2 lit. a SVG der
Führerausweis für die Dauer von 3 Monaten entzogen. Die von X.
dagegen erhobene Beschwerde hat der Einzelrichter abgewiesen.
Das Bundesgericht hat die Beschwerde in öffentlich-rechtlichen An
gelegenheiten ebenfalls abgewiesen.
Aus den Erwägungen:
[…]
2.1 […] Die kantonalen Instanzen haben somit zu Recht
einen Entzugsgrund nach Art. 16c Abs. 1 lit. a SVG ange
nommen.
2.2 Der Beschwerdeführer bringt dagegen substantiiert
auch nichts vor. Er macht jedoch – wie bereits vor den kan
tonalen Instanzen – geltend, es habe für ihn imTatzeitpunkt
eine gesundheitliche Notsituation bestanden. Er habe an ei
ner schweren Durchfallerkrankung gelitten. Mit der Über
schreitung der Höchstgeschwindigkeit habe er bezweckt,
möglichst rasch eine Toilette aufzusuchen. In der Sache be
ruft er sich damit auf Notstand gemäss Art. 17 f. StGB. Diese
Bestimmungen sind bei einem Warnungsentzug wie hier
sinngemäss anwendbar (vgl. Urteile 6A.28/2003 vom
11. Juli 2003 E. 2.2; 6A.58/1992 vom 16. November 1992
E. 4a).
Auf Notstand kann sich berufen, wer in Rechtsgüter un
beteiligter Dritter eingreift, weil nur so mindestens gleich
wertige eigene oder fremde Rechtsgüter aus einer akuten
Gefahr gerettet werden können (vgl. Stefan Trechsel,
Schweizerisches Strafgesetzbuch, Kurzkommentar, 2. Aufl.,
Zürich 1997, Art. 34 StGB N. 1; Kurt Seelmann, in:
Niggli/Wiprächtiger [Hrsg.], Basler Kommentar, Straf
gesetzbuch I, 2003, Art. 34 StGB N. 1 und 10).
Nach der Rechtsprechung ist bei einer erheblichen Ge
schwindigkeitsüberschreitung wie hier Notstand nur mit
grosser Zurückhaltung anzunehmen (BGE 116 IV 364 E. 1a
S. 366; Urteile 6A.28/2003 vom 11. Juli 2003 E. 2.2;
6A.58/1992 vom 16. November 1992 E. 4b). Eine massive
Geschwindigkeitsüberschreitung dürfte höchstens dann
durch Notstand bzw. Notstandshilfe gerechtfertigt sein,
wenn der Schutz hochwertiger Rechtsgüter wie Leib, Leben
und Gesundheit von Menschen in Frage steht. Selbst in sol
chen Fällen ist Zurückhaltung geboten; denn bei massiven
Geschwindigkeitsüberschreitungen ist die konkrete Gefähr
dung einer unbestimmten Zahl von Menschen möglich, die
sich oft nur zufällig nicht verwirklicht (BGE 116 IV 364
E. 1a S. 366). In Betracht kommt die Annahme eines Not
standes bzw. einer Notstandshilfe insbesondere in Fällen, in
denen ein Fahrzeuglenker jemanden, der schwer wiegende
Krankheitssymptome aufweist, möglichst schnell ins Spital
bringen muss; oder wenn der Fahrzeuglenker gegebenenfalls
selber an einer lebensbedrohlichen gesundheitlichen Beein
trächtigung leidet, die ein unverzügliches Aufsuchen des Spi
tals erforderlich macht (vgl. BGE 106 IV 1). In solchen Fäl
len stehen Leib und Leben auf dem Spiel.
So verhält es sich im hier zu beurteilenden Fall nicht.
Zwar war der Beschwerdeführer in einer unangenehmen
Situation. Dies rechtfertigte jedoch nicht die massive Ge
schwindigkeitsüberschreitung. Denn damit setzte er die üb
rigen Verkehrsteilnehmer einer erheblichen Gefahr für Leib
und Leben aus. Geschwindigkeitsüberschreitungen sind eine
der Hauptursachen für schwere Unfälle. Das Interesse der
übrigen Verkehrsteilnehmer, sicher am Strassenverkehr teil
nehmen zu können, ist höher zu gewichten als das genann
te Interesse des Beschwerdeführers. Notstand ist daher zu
verneinen.
[…]
n
Nr. 24
Bundesgericht, Strafrechtliche Abteilung, Urteil
vom 3. September 2007 i.S. X. gegen Koreanische
Demokratische Volksrepublik – 6B_51/2007
Art. 98, 325 StGB; Art. 29 Abs. 1 BV, Art. 6 Ziff. 1 EMRK; Art. 31
Ziff. 2 des Wiener Übereinkommens über diplomatische Bezie-
hungen: Beweisverwertungsverbot, Verfolgungsverjährung bei
ordnungswidriger Führung der Geschäftsbücher.