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JURISPRUDENCE
96
forum
poenale
2/2008
Für das Zeugnis diplomatischer Vertreter, die sich mit der Befra
gung einverstanden erklärt haben, aber im Hinblick auf ihr Er
scheinen als Zeuge nicht von der diplomatischen Immunität be
freit worden sind, besteht kein Beweisverwertungsverbot. Die
Strafandrohung des falschen Zeugnisses gilt auch für Diplomaten
(E.2.2). Bei Unterlassungsdelikten beginnt die Verjährung mit dem
Tag, an dem der Handlungspflichtige hätte aktiv werden müssen
oder an dem die Handlungspflicht endet. Erstellt das verantwort
liche Organ nicht innert 6 Monaten nach Ablauf des Geschäfts
jahres eine ordnungsgemässe Bilanz, so verhält es sich ab Fristab
lauf rechtswidrig. Die Buchführungspflicht besteht trotz Ablauf
der sechsmonatigen Bilanzvorlegungsfrist fort. Die im pflichtwid
rigen Unterlassen der gesetzlich geforderten Buchführungsarbei
ten bestehende Tat ist daher erst beendet, wenn die Pflicht zum
Handeln entfällt, etwa wenn die Buchführung nachgeholt oder
der Handlungspflichtige aus seiner Verpflichtung ausgeschieden
ist (E.4). (Regeste der Schriftleitung)
Art. 98, 325 CP; art. 29 al. 1 Cst., art. 6 ch. 1 CEDH; art. 31 ch. 2 de
la Convention de Vienne sur les relations diplomatiques: inter-
diction d’utiliser une preuve obtenue illégalement, prescription
de l’action pénale en cas d’inobservation des prescriptions lé-
gales sur la comptabilité.
Pour le témoignage des agents diplomatiques qui ont consenti à
leur audition mais qui, compte tenu de leur comparution en tant
que témoins, n’ont pas été libérés de leur immunité diplomatique,
il n’existe pas d’interdiction d’utiliser la preuve obtenue illégale
ment. La peine-menace pour faux témoignage vaut aussi pour les
agents diplomatiques (c.2.2). En cas de délits d’omission, la pres
cription court dès le jour où celui qui avait le devoir d’agir aurait
dû être actif ou dès le jour où le devoir d’agir prend fin. Si l’orga
ne responsable n’établit pas un bilan en bonne et due forme dans
les 6 mois suivant la fin de l’exercice, il agit de manière illicite dès
l’expiration du délai. L’obligation de tenir une comptabilité sub
siste malgré l’expiration du délai de 6 mois pour la production du
bilan. L’infraction consistant à omettre d’effectuer, en violation de
ses devoirs, les travaux de comptabilité exigés par la loi n’est donc
matériellement achevée que lorsque le devoir d’agir n’existe plus,
soit lorsque la comptabilité est rattrapée ou lorsque l’engagement
de celui qui avait le devoir d’agir a pris fin (c.4). (Résumé de la
rédaction)
Art. 98, 325 CP.; art. 29 cpv. 1 Cost., art. 6 n. 1 CEDU; art. 31 n. 2
della Convenzione di Vienna sulle relazioni diplomatiche: divie
to di utilizzazione di una prova, prescrizione dell’azione penale
in caso di inosservanza delle norme legali sulla contabilità.
Alla testimonianza degli agenti diplomatici che hanno dichiarato
di acconsentire all’interrogatorio, ma che riguardo alla loro com
parizione quali testimoni non sono stati svincolati dall’immunità
diplomatica, non si applica il divieto di utilizzazione delle prove.
La pena comminata per la falsa testimonianza vale anche per i di
plomatici (consid. 2.2). Nei reati omissivi la prescrizione inizia a
decorrere il giorno in cui la persona tenuta ad agire avrebbe do
vuto attivarsi o il giorno in cui si estingue l’obbligazione di agire.
Se l’organo responsabile non allestisce un bilancio regolare entro
sei mesi dalla chiusura dell’esercizio annuale, la sua condotta di
venta illegale alla decorrenza di detto termine. L’obbligo di tene
re una contabilità commerciale rimane in vigore nonostante la de
correnza del termine di sei mesi per la presentazione del bilancio.
Il reato, consistente nell’omissione, contraria al proprio dovere,
di eseguire le operazioni contabili richieste dalla legge, prende
quindi fine solo quando decade il dovere di agire, ad esempio
quando la contabilità è effettuata a posteriori o quando la perso
na tenuta ad agire è svincolata da detto obbligo (consid. 4). (Re
gesto a cura della Direzione della rivista)
(vgl. auch Nr. 21 Kassationsgericht Zürich v. 30. Januar 2007
in diesem Heft)
Sachverhalt:
X. erschlich sich als ein in Banksachen angeblich erfahrener Ge
schäftsmann den Kontakt zu Mitgliedern der nordkoreanischen
Botschaft in Muri/Bern. Er veranlasste unter anderem einen Bot
schaftssekretär, ihm Geld zu Anlagezwecken zu übergeben, das er
dann für eigene Bedürfnisse und solche Dritter verwendete. Zudem
führte X. als einziger Verwaltungsrat der V. AG von 1996 bis min
destens zum 28. Mai 2003 keine Buchhaltung und erstellte keine
Jahresabschlüsse für die V. AG. Das Bezirksgericht Zürich hat X.
imWesentlichen wegen Betrugs, Veruntreuung, Geldwäscherei und
ordnungswidriger Führung der Geschäftsbücher schuldig gespro
chen. Das Obergericht Zürich und das Kassationsgericht Zürich
haben das erstinstanzliche Urteil bestätigt.
X. hat Beschwerde in Strafsachen erhoben, mit der er insbeson
dere geltend macht, die Vorinstanzen hätten nicht verwertbare Be
weismittel zu seinem Nachteil berücksichtigt: Für Aussagen diplo
matischen Vertreter, die nicht von ihrer Immunität befreit worden
sind, bestehe ein Beweismittel- respektive ein Beweisverwertungs
verbot. Gegen den Vorwurf der ordnungswidrigen Führung der Ge
schäftsbücher wendet X. ein, die Tat sei verjährt. Das Bundesgericht
hat die Beschwerde abgewiesen.
Aus den Erwägungen:
[…]
2.2 Nach Art. 31 Ziff. 2 des Wiener Übereinkommens
über diplomatische Beziehungen sind Diplomaten nicht ver
pflichtet, (im Empfangsstaat) als Zeugen auszusagen. Die
nordkoreanischen Botschaftsangehörigen, die im Strafpro
zess gegen den Beschwerdeführer als Zeugen aussagten, wur
den in keiner Weise zu einer Aussage verpflichtet. Sie haben
vielmehr freiwillig ausgesagt, was ihnen nach Art. 31 Ziff. 2
desWiener Übereinkommens unbenommen war. Unbegrün
det ist auch der Einwand des Beschwerdeführers, ihre Aus
sagen könnten nicht verwertet werden, weil die Strafdro
hung von Art. 307 StGB ihnen gegenüber nicht wirksam sei.
Dies trifft nicht zu, es steht vielmehr im Ermessen des Ent
sendestaates, auf die Immunität seiner Diplomaten zu ver
zichten und diese der Strafjustiz des Gastlandes zu unter
stellen (Art. 32 Ziff. 1 Wiener Abkommen); seiner eigenen
Justiz unterstehen diese ohnehin. Es lässt sich damit nicht
sagen, die einvernommenen Diplomaten hätten falsch aus
sagen können, ohne zu riskieren, wegen falschen Zeugnis
ses strafrechtlich verfolgt zu werden. Dass dies keineswegs
nur ein theoretisches Risiko darstellt, mit dessen Verwirkli
chung die Betroffenen faktisch nicht ernsthaft rechnen müs
sen, zeigt im Übrigen gerade das vorliegende Strafverfahren,