Der Morgen beginnt für die Atmungstherapeuten des St. Marien-Hospital mit einer Bespre-
chung im gemeinsamen Büro. Anschließend teilt sich das Team auf die verschiedenen Statio-
nen des Krankenhauses auf.
Die Therapeuten Georg Volk und
Nadine Kaufmann übernehmen die
Patienten, die nur noch wenig Unter
stützung beim Atmen benötige. Sie
sind auf den sogenannten „Normal
stationen“ des Hauses zu finden.
Die beiden anderen Therapeutinnen
Rebecca Reyes und Ulrike Pin gehen
auf die Intensivstation. Hier liegen
viele Patienten, die künstlich beatmet
werden.
Einige von ihnen benötigen diese
Unterstützung eigentlich nicht mehr.
Ihre Erkrankung ist so gut behandelt,
dass es jetzt auch ohne den Beat
mungsschlauch gehen würde. Nur
hat sich der Körper mittlerweile an
die Hilfe der Maschine gewöhnt. Die
Muskulatur, die zum Luftholen nötig
ist, wurde lange nicht mehr gebraucht
und ist verkümmert. Die Therapeuten
helfen den Patienten dabei, sich lang
sam von der künstlichen Beatmung
zu entwöhnen. Fachleute bezeichnen
dies als „Weaning“. Das St. Marien-
Hospital ist ein Schwerpunktkranken
haus für Patienten, bei denen sich
diese Entwöhnung von der Beatmung
als schwierig erweist. Es sind vor
allem Patienten, deren Lunge schon
durch eine chronische Erkrankung
vorgeschädigt ist. Rebecca Reyes fasst
es so zusammen: „Je kürzer ein Patient
beatmet wurde und je jünger und
gesünder er ist, umso schneller lernt er
meist, wieder selbständig zu atmen.“
Der erste Versuch
Auf der Intensivstation schauen sich
die Atmungstherapeuten bei der
täglichen Visite mit den Ärzten alle
Patienten genau an und überlegen:
‚Wer könnte für einen ersten Ver
such der Beatmungsentwöhnung
in Frage kommen? Bei wem stim
men die Blutgaswerte? Wessen
Beatmungsmaschine zeigt vielleicht
bereits an, dass eine eigene Atmung
stattgefunden hat?‘ Die Atmungs
therapeuten kennen ihre Patienten
sehr genau. Über die Zeit haben sie
ein Vertrauensverhältnis aufgebaut.
Das ist auch sehr wichtig, denn das
Abstellen der Maschine – und sei
es nur zeitweise – die einen so lange
am Leben erhalten hat, verlangt vom
Patienten großes Vertrauen.
Die Therapeuten sind sehr erfahren
im Umgang mit den Patienten. Sie
kommen alle aus dem Pflegebereich
und haben eine anderthalb bis zwei
Jahre dauernde Fortbildung absol
viert. Heute ist ein erster Versuch der
Spontanatmung bei Frau M. geplant.
Die Ärzte haben bestätigt, dass ihre
Blutwerte soweit in Ordnung sind
und dem ersten Versuch nichts im
Wege steht. Am Beatmungsgerät stellt
Therapeutin Ulrike Pin den Spontan
atmungsmodus ein. Ein paar Atem
züge klappt es, doch dann wird es für
Frau M. zu anstrengend. Der Modus
wird ausgeschaltet, die Patientin be
kommt wieder die volle Unterstützung
der Maschine. Ulrike Pin ist zufrie
den: „Das war doch für das erste Mal
schon ganz gut.“ Die ersten Atemver
suche strengen die Patienten sehr an.
Manchmal greifen die Atmungsthe
rapeuten zu kleinen Tricks, um zu motivieren. „Wir bringen
die Patienten gerne hoch zum Dachtherapiegarten des St.
Marien-Hospitals“, verrät Georg Volk, „der Panoramablick
über Köln gibt wieder neue Kraft. Viele lagen monatelang
in verschiedenen Krankenzimmern. Da tut so eine Aussicht
auch der Seele gut.“
Ein kühles Kölsch schmecken
Andere Motivationshilfen sind Bilder und Besuche der An
gehörigen. Die Patienten brauchen ein Ziel, auf das hingear
beitet wird. Manch einer freut sich auch darauf, endlich wie
der selbst zu essen und zu trinken, wieder ein kühles Kölsch
auf der Zunge zu schmecken. Die Atmungstherapeuten
fungieren auch als Trainer. Sie leiten an und motivieren.
Meist sind sie dabei nicht allein. So nutzt beispielsweise ein
Physiotherapeut die Zeit ohne Beatmungsschlauch dafür,
den Patienten im Bett aufrecht hinzusetzen oder die Logo
pädin schaut, wie gut bereits das Schlucken funktioniert.
Ein besonderer Moment im Prozess der Beatmungsent
wöhnung steht heute bei Herrn K. an. Er wird zum ersten
Mal wieder sprechen. Dazu wird die Kanüle, über die der
Patient atmet, entblockt und ein sogenanntes Sprechventil
wird angebracht. Ein einfaches und kratziges „Hallo!“ ist
schon ein guter Test, um sich wieder an die eigene Stimme
zu gewöhnen.
Das schönste Lob für die Therapeuten
Kurz vor Dienstschluss kommt noch ein Anruf. Ein ehema
liger Patient mit chronischer Lungenerkrankung ist in ein
anderes Krankenhaus eingeliefert worden und muss wieder
beatmet werden. Doch er besteht darauf, ins St. Marien-
Hospital verlegt zu werden: „Wenn das jemand nochmal
schafft, mich von dieser Maschine loszubekommen, dann
diese Atmungstherapeuten.“ Dieses Vertrauen in ihre Arbeit
ist für Rebecca Reyes, Ulrike Pin, Georg Volk und Nadine
Kaufmann das schönste Lob.
Wieder selbst Luft holen
Patienten langsam von der künstlichen Beatmung entwöhnen
Termine für Ihre Gesundheit
Ganzjährig
:
Kostenlose Pflegekurse und Trainings
für pflegende Angehörige (siehe Seite 8)
23.05., 22.08., 19.09., 24.10.2018, 14:00-17:00 Uhr
Info-Nachmittag für pflegende Angehörige
Ort: St. Vinzenz-Hospital, Merheimer Str. 221-223
Anmeldung unter Tel 0221 7712-4842
23.05.2018, 19:00 Uhr
Prostatakrebs
Ort: studio dumont, Breite Straße 72
Eintritt frei, Anmeldung unter Tel 0221 224-2586
13.06.2018, 18:00 Uhr
Wenn der Fuß schmerzt - Fragen Sie die Experten!
Ort: St. Franziskus-Hospital, Schönsteinstraße 63
Hörsaal „Altes Refektorium“
13.06.2018, 19:00 Uhr
Brustkrebs früh erkennen und behandeln
Ort: studio dumont, Breite Straße 72
Eintritt frei, Anmeldung unter Tel 0221 224-2586
18.06.2018, 10.09., 29.10., 18:00-19:30 Uhr
Info-Abend Rauchfrei
Ort: St. Vinzenz-Hospital, Merheimer Str. 221-223,
Großer blauer Salon 3. OG
30.06.2018, 10:00-14:00 Uhr
Herzenssache Lebenszeit – Information über
Diabetes, Schlaganfall und Herzerkrankungen
Ort: Neumarkt Köln, Eintritt frei
01.09.2018, 10:30-12:00 Uhr
Sportliche Aktivitäten bei Erkrankungen
der Bauchspeicheldrüse
Ort: St. Vinzenz-Hospital, Merheimer Str. 221-223,
Großer blauer Salon 3. OG
04.09.2018, 19:00 Uhr
Gesundheitsforum Bewegungsapparat
Ort: studio dumont, Breite Straße 72
Eintritt frei, Anmeldung unter Tel 0221 224-2586
12.09.2018, 18:00 Uhr
Angst vor der Versteifungsoperation (Wirbelsäule)
– Fragen Sie die Experten
Ort: St. Franziskus-Hospital, Schönsteinstraße 63
Hörsaal „Altes Refektorium“
12.09.2018, 19:00 Uhr
Parkinson – Diagnose und Therapie
Ort: studio dumont, Breite Straße 72, Köln
Eintritt frei, Anmeldung unter Tel 0221 224-2586
06.10.2018, 10:00-14:00 Uhr
Letzte Hilfe-Kurs –
Begleitung Schwerkranker
und Sterbender am Lebensende
Ort: St. Vinzenz-Hospital
Anmeldung unter Tel 0221 7712-122
10.10.2018
,
18:00 Uhr
Wenn die Hand schmerzt – Fragen Sie die Experten
Ort: St. Franziskus-Hospital, Schönsteinstraße 63
Hörsaal „Altes Refektorium“
Wenn ein Patient wieder ohne Geräte
selbstständig atmen kann, ist das für
Rebecca Reyes (links) und Ulrike Pin
jedes Mal ein sehr bewegendes Erleb-
nis und eine besondere Bestätigung
ihrer Arbeit.
Foto: © Tim Friesenhagen
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Vitamin
K
– Das Gesundheitsmagazin für Köln – Ausgabe 1.2018
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Treffpunkt Gesundheit
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