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EuroWire – Juli 2008

67

technischer artikel

2.1 Durch thermische Spannung

verursachte Kavitäten

2.1.1 Thermische Spannungen in einem

zweilagigen Beschichtungssystem.

Es wurde

sicher verstanden, daß die thermischen

Spannungen im beschichteten Faser-

system vorhanden sind.

[2-5]

Wie in

Bild 1

dargestellt, wird die dreiaxiale Spannung

in der Primärbeschichtung durch die

Nichtübereinstimmung

zwischen

den

thermischen

Ausdehnungskoeffizienten

des Glases, der Primärbeschichtung und der

Sekundärbeschichtung verursacht.

Basierend

auf

der

Theorie

der

Materialmechanik, kann die dreiaxiale

Beanspruchung berechnet werden, die aus

Bestandteilen der Radial- σ

rr

, der Tangential-

σ

θ

und der Axialspannung σ

z

besteht.

Bild 2

zeigt die berechnete Spannungsverteil-

ung in einem typischen zweilagigen

Beschichtungssystem, wo die Schichtdicke

der Beschichtung je 30μm entspricht,

Youngs Modul E

1

=1MPa, E

2

=1GPa, line-

are thermische Ausdehnungskoeffizienten

α

1

=3x10

-4

/K, α

2

=1x10

-4

/K und Poisson

Verhältnisse ν

1

=0,5, ν

2

=0,4. Das System

ist

einer

Temperaturänderung

von

-30ºC ausgesetzt, um die Spannung im

Beschichtungssystem zu simulieren, wenn

die beschichtete Faser vom Ziehverfahren

auf

die

Raumtemperatur

abgekühlt

wird. Obwohl die Temperatur in der

Beschichtung während des UV-Aushärtens

einen Höchstwert von 100ºC haben könnte,

beginnt die thermische Spannung sich

erst dann aufzubauen, wenn die Tempera-

tur unter die Glasübergangstemperatur

(T

g

– Glass transition temperature

) der

Sekundärbeschichtung (~50ºC) sinkt.

Die

drei

Beanspruchungsbestandteile

in der Primärbeschichtung sind Zug-

beanspruchungen und befinden sich alle auf

demselben Niveau, wie in

Bild 2

dargestellt.

Das bedeutet, daß die Beanspruchung in der

Primärbeschichtung bei Raumtemperatur

eine hydrostatische Zugbeanspruchung

ist: sie steigt während die Temperatur

abnimmt bis die Primarbeschichtung T

g

(in der Regel ~-20ºC) erreicht wird, wenn

sich die Primarbeschichtung ebenfalls

in den Glaszustand umwandelt. Die

berechnete Zugbeanspruchung in der

Primärbeschichtung ist ~0.8 MPa bei

Raumtemperatur, wie in Bild 2 dargestellt.

Wegen der viskoelastischen Eigenschaft

der Sekundärbeschichtung, sollte das I

st

-

Beanspruchungsniveau niedriger sein als die

berechnete Beanspruchung und allmählich

abnehmen, wenn die Sekundärbeschicht-

ung der Beanspruchungsentspannung bei

Temperaturen von Sub-Tg unterzogen wird.

[5]

Während die Gefahr der Beschicht-

ungskavitation durch thermische Spannung

niedriger für typische zweifach beschichtete

Fasern ist, sind Maßnahmen zu treffen,

um bestimmte nachfolgend beschriebene

Beschichtungssystemtypen auszuwerten.

Die

neue

Entwicklungstendenz

für

Primärbeschichtungen besteht darin deren

Modul undT

g

weiter zu reduzieren, um einen

verbesserten Mikrobiege-Pufferschutz über

einen weiten Temperaturbereich zu bieten.

Bei diesem Beschichtungssystemtyp baut

sich die Zugbeanspruchungweiter auf wenn

die Temperatur anfängt zu sinken, dennoch

bleibt die Primärbeschichtung in ihrem

Gummizustand. Wie in

Bild 3

dargestellt,

steigt die berechnete Zugbeanspruchung

linear

mit

der

Temperaturabnahme.

Die

Beanspruchungsentspannung

der

Sekundärbeschichtung ist bei niedrigen

Temperaturen außerdem viel langsamer.

Neben der Gefahr der hohen thermischen

Spannung, könnte auch eine niedrigere

Modulprimärbeschichtung wegen ihrer

niedrigen Vernetzungsdichte eher zur

Kavitation neigen.

Um eine hohe Kavitationsfestigkeit

durch eine optimale Vernetzungsstruktur

zu erreichen ist es sehr wichtig, daß

die Primärbeschichtungen mit niedrigem

Modul

und

niedriger

T

g

sorgfältig

entworfen werden. Dank der guten

Kenntnis des Kavitationswiderstands von

UV-härtenden

Beschichtungsmaterialien

im Molekularniveau, kann die Entwicklung

der Beschichtungssysteme ein verbessertes

Mikrobiegeverhalten aufweisen, kombiniert

mit einer hohen Kavitationsfestigkeit, um

eine robuste Faserleistung über einen

weiten Temperaturbereich zu sichern.

Ein

weiteres

Beispiel

über

eine

hochriskante Situation in Hinblick auf die

Kavitätsbildung besteht in einer Faser,

die im Vergleich zu Standardschichten

dickere Beschichtungslagen aufweist. Die

Zugbeanspruchung in der Primärschicht einer

Faser mit einer Außendurchmesserstruktur

des

Glases/der

Beschichtung

von

125/350/500μm wird berechnet und auch in

Bild 3

graphisch dargestellt.

Die Zugbeanspruchung in der Primär-

beschichtung

dieser

Faser

entspricht

2,8

Mal

dem

Beanspruchungsniveau

in

der

Primärbeschichtung

einer

normal beschichteten Faser mit einem

Außendurchmesser von 245μm. Daher sollten

Fasern mit einer dickeren Beschichtungslage

aus einer Primärbeschichtung mit einer

höheren Kavitationsfestigkeit in Kombi-

nation mit einer Sekundärbeschichtung

bestehen, die eine schnellere Beanspruch-

ungsentspannung ermöglicht.

Bild 3

:

Berechnete thermische Spannung gegen Temperatur für eine normale 250µm Faser (unter der

Vorraussetzung, daß die Spannung anfängt sich bei einer Temperatur, die unter jener der Sekundärbeschichtung mit

T

g

~50°C liegt, zu entwickeln)

Bild 4

:

Kavitäten in der Primärbeschichtungslage

durch Temperaturzyklen in einer 500µm Faser (links)

40x (rechts) 200x verursacht

Bild 5

:

Ein schematisches Diagramm der

örtlich begrenzten Zugbeanspruchungen in der

Primärbeschichtung

durch

eine

mechanische

seitliche Kraft

Bild 6

:

Durchschnittliche normale Spannung in der

Primärbeschichtunglage, durch eine mechanische

seitliche Kraft verursacht, die mit der Finite-Element-

Analyse berechnet wird

Temperatur (ºC)

245 μm Faser

500 μm Faser

Zugbeanspruchung

Zugbeanspruchung

Zugbeanspruchung in der Primärbeschichtung (MPa)