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war hier nicht alles als Kaufmann

unterwegs? Güter aus Bernstein

gab es in der Stadt in allen Varia-

tionen zu kaufen; als Halsschmuck,

als Schachspiel und als Lampen.

Sehr beeindruckt haben mich die

Liebe der Letten zum Freiheitsdenk-

mal in Riga, und die wunderschön

gestaltete lettische Nationalbiblio-

thek. Man erzählte uns, dass jede

Familie aus ihrem Bestand ein paar

Bücher schenkte, und die Rigaer

eine Menschenkette zur neu er-

bauten Bibliothek bildeten, so dass

die Bücher von Hand zu Hand in

die Obhut dort gegangen sind, als

Gedächtnis der Nation.

Tallinn

Das estnische Tallinn begeistert

täglich rund 8.000 Menschen, die

durch die historische Ober- und

Unterstadt ziehen, und beherbergt

junge Menschen aus ganz Europa,

die hier leben und studieren. Tallinn

ist ein Traum; wir hätten die halbe

Nacht durch die Stadt laufen und

staunen können. Die weitläufigen

Hafenanlagen als Handelsportal

zu Finnland, Russland, Deutsch-

land und Skandinavien faszinier-

ten umso mehr. Die drei baltischen

Staaten beeindrucken durch ihre

neuen Demokratien und ihre alten

Beziehungen zu Europa und Skan-

dinavien, trotz der langen Besat-

zungszeit, und vermitteln unbändi-

ge Kraft und Lebenslust. Oft dachte

ich, was haben wir Deutschen aus

der Erfahrung von Freiheit und Zu-

sammengehörigkeit 1989 seit dem

Mauerfall gemacht?

Helsinki

Das finnische Helsinki präsentier-

te sich quicklebendig, aufgeweckt

und witzig, so gar nicht belastet mit

den alten Zeiten, sondern lebens-

lustig den Elementen trotzend: In

der großen Hafenbucht der Innen-

stadt, so verriet die junge Stadt-

führerin, gibt es viel Schiffsverkehr,

aber auch die größte öffentliche

Sauna der Stadt. Jeder finnische

Haushalt hat eine Sauna, eher zwei.

So dreht sich neben dem Hafen-

becken ein Riesenrad, das auch

zwei Saunakabinen hat, und am

Rand ist eine Freibadzone einge-

richtet. Direkt hinter dem Freibad

parken vier dicke Polareisbrecher.

Eine Stadt der Gegensätze.

Stockholm und Kopenhagen

Mit der Nachtfähre ging es weiter

nach Schweden, durch den nie en-

denden Gürtel von Schären, winzig

kleinen und größeren Inseln, so weit

das Auge reicht. Das stolze Stock-

holm ist auf vierzehn verschiedenen

Inseln gelagert und durch Brücken

verbunden. Für die Liebhaber von

maritimen Welten ein Genuss. Das

königliche Schloss und die entzü-

ckend bunte, kleine Altstadt ‚Gamla

Stan‘ begeisterten uns.

Über die Öresundbrücke, ein tech-

nisches Wunderwerk über den

breiten Sund, der vorher nur mit

Fähren überwindbar war, erreich-

ten wir Kopenhagen und genossen

abermals eine Stadt mit maritimer

Vergangenheit, pragmatisch-schö-

ner Architektur („Wir reißen die al-

ten Häuser nicht einfach ab. Wo

finden Sie im Baumarkt so schöne

alte Steine? Wir restaurieren die

alten Häuser, Lagerhallen, Fabrik-

depots und bewohnen sie neu!“)

und königlicher Präsenz mitten in

der Stadt. Auch hier: ein Gefühl von

Lebenslust und Leichtigkeit.

Sieben Tage, sieben Länder, vie-

le Hotels, wenig Schlaf. Natürlich

habe ich nur am Leben rund um

die Ostsee geschnuppert. Doch die

Menschen in den baltischen Staa-

ten und ihre Art, das Leben anzuge-

hen, haben mich beeindruckt – und

Lust auf ein Wiedersehen gemacht.

Maria Adams

Mitarbeiterseelsorgerin der

Seniorenhaus GmbH der

Cellitinnen zur hl. Maria

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CellitinnenForum 4/2018