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05/ 2015

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schwERpunKtthEma flüchtlingE

Der steinige Weg von Homs in Syrien ins westfälische

Paderborn: Eine Geschichte über einen Neuanfang

Basel salloum auf dem weg zur deutschen approbation

in einem vorort von homs betreibt er erfolgreich eine eigene apotheke – zwei Jahre lang. Dann macht der Krieg in

homs, der drittgrößten stadt syriens, ein weitermachen für den 28-Jährigen unmöglich. seit eineinhalb Jahren ist Basel

salloum nun chemie-student in paderborn und seit acht wochen pharmaziepraktikant in der westapotheke. Dort gibt

inhaber toni Rimrod ihm die chance, die deutsche approbation zu erlangen. Eine geschichte über einen neuanfang.

Basel Salloums Beziehung zur Phar-

mazie beginnt 2006, als er an der

Baath-Universität in Homs sein Phar-

maziestudium aufnimmt und dieses

fünf Jahre später abschließt. Das Stu-

dium hat seine Fremdsprachenkennt-

nisse geschärft. „70 bis 80 Prozent des

Unterrichts sind auf Englisch, das hilft

mir heute, da Englisch und Deutsch

von links nach rechts geschrieben

werden – ganz im Gegensatz zu Ara-

bisch“, sagt der 28-Jährige.

Im Notdienstzimmer der Westapothe-

ke, die der Paderborner Apotheker

Toni Rimrod zu Jahresbeginn über-

nommen hat, berichtet er in verständ-

lichem Deutsch über seine Flucht.

„Von 2012 bis 2014 hatte ich in Homs

eine eigene Apotheke, die lief gut“,

erinnert sich Salloum an seine frühe

Selbstständigkeit nach nur einem Jahr

als angestellter Apotheker. „Ich hat-

te keine Mitarbeiter, war jeden Tag

selbst vor Ort.“ Doch durch den Bür-

gerkrieg wurde es immer schwieriger:

„Medikamente konnten nicht mehr

geliefert werden, oft bin ich selbst bis

zum Großhandel gefahren. Doch das

wurde immer gefährlicher. Viele mei-

ner Freunde sind getötet worden.“

Irgendwann ging es nicht mehr. „Ich

wollte weg, wollte nach Deutsch-

land.“

Neuanfang in Paderborn

In Syrien kennt man Städte wie Ber-

lin, Köln oder München. Basel Salloum

aber bemüht sich um ein Studenten-

visum für Paderborn, um hier Chemie

zu studieren und Deutsch zu lernen.

„Paderborn hat einen guten Ruf bei

Naturwissenschaften“, hörte er von

Freunden, „und dass die Menschen

hilfsbereit sind.“

Im Juni 2014 schließlich fliegt der

Pharmazeut von Damaskus nach Düs-

seldorf, bezieht ein kleines Studenten-

zimmer. Er büffelt Chemie und lernt

vor allem die ihm fremde Sprache.

„Ein Jahr lang dauerte mein Sprach-

kurs, fünf Mal pro Woche jeweils fünf

Stunden Unterricht, und dazu muss

In der Apotheke von Toni Rimrod,

dem langjährigen Vorstandsmitglied der Apotheker-

kammer Westfalen-Lippe, wagt Basel Salloum (s)einen Neuanfang.

man noch lernen“, erzählt Salloum

und verweist stolz auf ein offizielles

Dokument der Bezirksregierung Det-

mold. „Vor sechs Wochen habe ich

meine Fachsprachenprüfung auf C1-

Niveau bestanden.“

Eine Fachsprachenprüfung muss jeder

Arzt und Apotheker aus dem Ausland

absolvieren, bevor er in Deutschland

arbeiten darf. Dazu Toni Rimrod: „In

Deutschland benötigt man das an-

spruchsvolle C1-Niveau. Bei C2, der

höchsten Stufe, ist man praktisch

schon Muttersprachler.“ Ein solches