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EuroWire – November 2007

79

deutsch

Überwachungssystem für

Kraft und Temperatur bei

Starkstromleitungen

von Reinhard Girbig und Norbert Fink, Draka Comteq Germany GmbH & Co KG, Mönchengladbach, Deutschland

1. Einleitung

Die Deregulierung der Energiemärkte mit

deren steigender Anzahl an Windparks

und

kleinen

Kraftwerken

zwingt

Stromversorger zur Suche nach neuen

Strategien bei der Planung und beim

Betreiben von Freileitungen.

Eine der Strategien liegt in der

Optimierung

der

Stromübertragung

durch die bestehenden Infrastrukturen.

Bei derartigen Überlegungen stellen

die Temperatur des Seils und die

mechanischen Belastungen des Drahts

die Hauptparameter dar. Diese Parameter

bestimmen die vorhandenen Reserven bei

der Übertragungskapazität, die durch die

genehmigte Höchsttemperatur der Metalle

und den kritischen Durchhang und der

Bodenfreiheit eingeschränkt sind.

Bisher fordert der Betrieb von Freileitungen

Sicherheitsabstände für die Temperaturen,

die meistens durch fast schon als veraltet

anzusehende

Berechnungsverfahren

und Annahmen ermittelt werden. Eine

wirtschaftliche Nutzung der Reserven einer

bestehenden Leitung ist kaum möglich.

Das beschriebene faserbasierte Freileit-

ungsüberwachungssystem

ermöglicht

die Online- und Fernmessung der

Innentemperatur und der mechanischen

Belastungen eines Seils. Die Anwendung

eines solchen Systems bewirkt eine

Kapitalrendite

in

sehr

kurzer

Zeit

bei

hochbelasteten

Leitungen

in

einem Stromnetz. Hohe mechanische

Belastungen aufgrund von Eis können

ebenfalls

erkannt

werden

und

Vorbeugemaßnahmen ergriffen werden

bevor die Maste zusammenbrechen.

Darüber hinaus können anhand dieses

Systems die Plandaten und -annahmen für

den Bau von Netzerweiterungen überprüft

werden.

2. Systembeschreibung

2.1 Allgemeine Übersicht

Bestehende

Techniken

im

Bereich

Temperatur-

und

Kraftüberwachung

für Phasenseile basieren entweder auf

mechanischen

oder

Lichtwellenleiter-

Systemen. Die erstgenannten haben

eine

begrenzte

Lebensdauer

sowie

Zuverlässigkeit und sind ungenauer im

Vergleich zu Lichtwellenleiter-Systemen.

Bei Fasersystemen benutzt man bis heute

Raman-Streuung, wo das Verhältnis der

Intensität der Stokes-und Anti-Stokes-Linie

des Streuungsspektrums der Temperatur

proportional ist. Bei einem solchem

System

[1]

muß das Phasenseil in der Regel

durch eine komplette OPPC- (Optical Phase

Conductor - Lichtwellenleiter Phasenseil)

Kabellänge ersetzt werden, was das System

wiederum teuer macht.

Um die Installation eines neuen Kabels

zu vermeiden, nutzt das beschriebene

System die Korrelation zwischen der

Seiltemperatur und der Temperatur

des Überbrückungskabels, das zwei

Kabelabschnitte einer Leitung in einem

Spannungsmast überbrückt. Statt eine

ganze Kabellänge zu ersetzen, wird

lediglich ein kurzes Überbrückungskabel

benutzt, das eine Sensorfaser enthält.

Im Gegensatz zum Raman-basierten

Fasersystem wird der Sensor als ein

Faser-Bragg-Gitter (FBG) erzeugt, mit

Einsatz der thermooptischen Wirkung,

um die Temperatur zu messen. Ein Ende

des Überbrückungskabels läuft in einen

Trenner, wo die Sensorfaser in eine normale

Faser gespleißt wird und abwärts am Mast

für weitere Datenübertragungen führt; das

andere Ende ist wie immer am Phasenseil

angeschlossen.

Bild 1

zeigt das Prinzip des

Temperaturüberwachungssystems.

Durch das Hinzufügen von Dehnungs-

sensoren, ebenfalls mit Einsatz der FBG-

Technologie, und einer kleinen auf dem

Mast montierten Wetterstation, wurde

ein komplettes Überwachungssystem der

Starkstromleitung realisiert. Die Signale

aus den FBG-Sensoren können durch ein

optisches erdverlegtes Kabel oder eine

bestehende OPGW-Verbindung sowohl

in einer kleinen am Mast montierten

Einheit bearbeitet oder zu einem anderen

Standort transportiert werden. In beiden

Fällen kann ein Prozessor Signale aus

verschiedenen Standorten behandeln.

Bild 1

:

Temperaturüberwachung - Einstellung des

Prinzips

Bild 2

:

Faser-Bragg-Gitter – Prinzip

Überbrückungskabel

mit Sensorfaser

Phasenseil

LWL-Anschlußkabel

Detail A

Datenverarbeitung

Anschlußkabel

Trenner

Reflektierte Wellenlänge

(Bragg-Wellenlänge)

Reflektive Indexvariationen

Reflektions-

vermögen

(dB)