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Dr. Andreas Walter

Hauptgeschäftsführer

Michael Schmitz

Geschäftsführer Kommunikation,

IT und Neue Medien

auch wenn der Wahlspruch des französischen Schriftstellers Victor

Hugo schon gut 150 Jahre alt ist, so beschreibt er doch sehr gut die

Ungewissheit, die das Jahr 2017 der Apothekerschaft bescherte:

„Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Uner-

reichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tap-

feren ist sie die Chance.“

2017 war im politischen Berlin nicht unbedingt ein Jahr, das

von politischer Tapferkeit und von Chancenergreifern geprägt war:

Fast das ganze Jahr über herrschte auf der Bundesebene gesund-

heitspolitischer Stillstand, bedingt durch wichtige Landtagswahlen,

unter anderem auch in unserem Bundesland, die Bundestagswahl

und die sich anschließenden zähen Sondierungsgespräche und Ko-

alitionsverhandlungen. Dabei wäre gerade für den Berufsstand der

Apothekerinnen und Apotheker höchste Eile geboten gewesen: Seit

dem EuGH-Urteil vom Oktober 2016 zur Zulässigkeit von Rezept-

boni-Gewährung durch ausländische Versandapotheken ist der

Wettbewerb zwischen deutschen Apotheken und ausländischen

Versendern ins Ungleichgewicht geraten. Eine schnelle und die aus

unserer Sicht einzig richtige Antwort hatte Bundesgesundheitsmi-

nister Hermann Gröhe zwar mit dem Versandhandelsverbot für ver-

schreibungspflichtige Arzneimittel rasch parat, doch er wurde vom

Koalitionspartner SPD ausgebremst.

Chancenergreifer wie Hermann Gröhe gab und gibt es aber nach

wie vor in unserem Bundesland. Nicht zuletzt dank der zahlreichen

Informationsgespräche, Apotheken-Praktika und Korrespondenzen,

die sehr viele von Ihnen im Berichtsjahr geführt haben, wurde und

wird die pharmazeutische Kompetenz des Apothekerberufes und

die Unverzichtbarkeit einer wohnortnahen Versorgung für Bürger-

meister, Landtags- und Bundestagsabgeordnete greifbar und erleb-

bar. Während sich SPD und Grüne auf der Bundesebene gegen ein

Rx-Versandhandelsverbot ausgesprochen haben, wurde ebendieses

Vorhaben von der bis Mai amtierenden rot-grünen Landesregierung

vehement unterstützt. Gesundheitsministerin Barbara Steffens

setzte sich sogar mit ihrer bayrischen Kollegin Melanie Huml an die

Spitze der Bewegung aus den Ländern, die im Bundesrat ein Mehr-

heitsvotum für ein solches Verbot erwirkten. Der Vorgänger von Bar-

bara Steffens im Amte und zugleich ihr Nachfolger, setzt diese Linie

konsequent fort. Und so ist ganz sicherlich auch das Ergebnis vieler

Sehr geehrte Damen und Herren,

Michael Schmitz

Dr. Andreas Walter

Aktivitäten in Westfalen-Lippe, dass im Anfang 2018 erarbeiteten

Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ebendieses Versandhan-

delsverbot explizit festgeschrieben ist.

Mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der apothekerlichen Berufs-

ausübung in der inhabergeführten, wohnortnahen Apotheke und

einer optimalen Arzneimittelversorgung der Patienten ist es aber

zugleich auch wichtig, neben der Verteidigung unserer Grundfeste,

auch die anstehenden Entwicklungen hin zu einem immer stärker

digitalisierten Gesundheitswesen mitzugestalten. Ein kleiner Be-

rufsstand wie der apothekerliche hat zwar nicht die Möglichkeit wie

große Konzerne oder die Vertretungen der Ärzteschaft IT-Teams in

der Stärke von Hundertschaften aufzubieten, um jedwede Innovati-

on mitzubegleiten oder sich bei jedem Einzelthema an die Spitze der

Bewegung zu stellen. Aber über Kreativität und Engagement ver-

fügt diese Kammer allemal. Das verdeutlichen auch unsere vielen

Gesprächs- und Arbeitsformate insbesondere mit vielen jüngeren

Kammermitgliedern immer wieder. Und oft sind es ja nicht die gro-

ßen Tanker, die als erstes das Ziel erreichen, sondern die kleinen und

wendigen Schnellboote. Hier können wir schon jetzt von der Abtei-

lung „Jugend forscht“ im Ehrenamt lernen und profitieren, die auch

die Digitalisierung als Chance begreift.

Editorial

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Editorial | AKWL Geschäftsbericht 2017