Ob er immer noch Treibholz sam-
melt? Nein, er verwendet Eichen-
holz, ein unglaublich hartes und
schönes Material. „Vor ein paar
Jahren habe ich eine alte Scheu-
ne aus Thüringen aufgekauft“, be-
richtet er, „da war beim Abbruch
des Gebäudes ein Berg Eichen-
holz zusammen gekommen, teil-
weise fantastisches Holz mit einer
sehr alten Geschichte, mit Spu-
ren der Bearbeitung. Zum Teil war
auch Schrott dabei, aus dem ich
mir die besten Stücke für meine
Könige geschnitten habe. Bei der
Auswahl bewunderte ich die alte
Handwerkskunst meiner Kollegen.“
Wundern sich die Kinder nicht über
das seltsame Hobby des Vaters?
Knoblauch lacht: „Die sind damit
großgeworden. Solange ich nicht
im Wohnzimmer arbeite… Inzwi-
schen fragen viele Interessierte
nach den Königen, um sie zu zei-
gen, für Aktionen zu nutzen, mit
Intentionen zu versehen. Da habe
ich lange mitgemacht, bis es mir
vor drei oder vier Jahren zu viel
wurde. Die Auswahl und das Auf-
stellen der Objekte, die Logistik, die
Flyer – alles machte ich selbst. Und
da traf ich eine Entscheidung: Ich
muss meine Könige ihre Wege allein
gehen lassen. Sprich, ich leihe sie
weiterhin aus, aber der Leihende
muss alles selbst machen. Seitdem
geht es wieder. Natürlich arbeite ich
auch in den Gemeinden selbst mit
den Königen: Diakon und Könige
beeinflussen, beflügeln einander.“
So geht der Diakon und Künstler
Knoblauch mit seinen Königen in
Bonn auf die Straße, umMenschen
zu ihnen einzuladen, damit sie sich
auch wie ein König fühlen und vor
allem: ihre eigene Würde wieder
spüren lernen. „Du bist wertvoll.
Auch du bist ein König, eine Kö-
nigin.“ Das sind Botschaften, die
Knoblauch seinen Figuren mitgibt:
„Es hat mit Respekt zu tun, mit
Würde, mit allen Ecken und Kan-
ten, die ein Mensch an sich sieht,
würdig und wertvoll zu sein.“ Er
erzählt, dass der Caritasverband
Bonn einen König von ihm aufstell-
te, mitten ins Foyer. „Der stand so,
dass man direkt auf ihn zulief. Die
Botschaft hieß: Jeder Besucher,
jede Besucherin soll königlich emp-
fangen werden!“
Die Könige im Orient
Vier Könige haben sich im Februar
2019 auf den Weg in den Orient
gemacht. Doch anstelle von Gold,
Weihrauch und Myrrhe hatten die
Holzfiguren etwas anderes im Ge-
päck. Die wichtige Botschaft, dass
jeder Mensch wertvoll, ein König ist.
„Eigentlich wollte ich vier Könige
zur katechetischen Konferenz der
Christian Formation nach Dubai
und Oman schicken. Man hatte
dort von ihnen gehört.“ Aber kurz
vorher kam die Nachricht, dass
man ihn selbst und seine Könige im
Workshop erleben wolle, also brach
Knoblauch mit seinem Schwager
zu seiner besonderen Reise in die
Vereinigten Arabischen Emirate und
nach Oman auf. „Das war eine gro-
ße Erfahrung von Weltkirche, nicht
nur weil der Papst zeitgleich dort
weilte, auch weil die Menschen so
hautnah Glauben leben, so berühr-
bar und musikalisch lebendig unter-
wegs sind.“ Insbesondere Inder
und Philippinos leben als Dienstleis-
ter in den arabischen Staaten und
pflegen ihre christlichen Wurzeln
in großen Personalgemeinden. „Es
gibt eine große Toleranz der ein-
heimischen Muslime für den Glau-
ben der Christen, aber dennoch
leben diese ihr Christsein eher im
Ghetto. Hier verbindet sie der ge-
meinsame Glaube“, erzählt Knob-
Ralf Knoblauch gestaltet einen König
Kultur | Freizeit
59
CellitinnenForum 2/2019