Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 34

Die rheinischen Cellitinnen-Ordens-
gemeinschaften haben ihre Wurzeln
in Beginenkonventen des Spätmit-
telalters. Es handelt sich dabei um
Zusammenschlüsse von Frauen,
die nach selbst gewählten Regeln
ein gottgefälliges Leben führten
und ihren Unterhalt teils durch
Stiftungen teils durch verschiedene
Formen von Erwerbsarbeit sicher-
stellten. Im 15. Jahrhundert über-
nahmen einige Kölner Konvente,
die sich vor allem sozial-karitativ
betätigten, dann doch eine Ordens-
regel, und zwar die des hl. Augus-
tinus. Für diese Klöster setzte sich
bald die Bezeichnung Cellitinnen
durch. Der Wortursprung ist auf die
‚Cellebroeders‘ (cella = das Grab)
zurückzuführen. Unter diesem Na-
men gab es im Nordwesteuropa
dieser Zeit Gruppen von Männern,
die sich ebenso wie Frauen in den
Dienst von Hilfsbedürftigen und
Sterbenden stellten. Die Sterbe-
begleitung, Zuwendung und Nähe,
das Trösten und das Gebet mit den
Sterbenden sind dann neben der
Hauskrankenpflege die zentralen
Aufgaben gewesen, derer man sich
annahm. Aber auch die Versorgung
nach dem Tod war gleichermaßen
wichtig. Das Totengeleit, die Für-
bitte am Grab und bei den Trauer-
gottesdiensten gehörten dazu.
Christliche Ordensgeschichte ist
aber auch immer die Geschichte
der Ausbreitung einer Ordensidee.
Das heißt, die Zugkraft einer Bewe-
gung erbrachte neue Gründungen
im gleichen Geist an einem anderen
Ort. So kam es, dass im Jahr 1521
sechs Schwestern aus bestehen-
den Kölner Gemeinschaften nach
Düren berufen wurden, um sich der
dort dringend benötigten Pflege
von Pestkranken zu widmen. Diese
Cellitinnen sollten dann dauerhaft
in Düren bleiben, und so erhielten
sie durch den Rat der Stadt eine
Liegenschaft an der Pletzergasse
zum Geschenk. Ein kleines Kloster
mit Kapelle wurde errichtet
Schutzpatronin
Bald ist ihre Namensgebung ‚zur
hl. Gertrud‘ nach der im Jahr 659
gestorbenen Äbtissin von Nivelles,
jener populären Schutzheiligen der
Kranken, Pilger und Gefangenen
bezeugt. Die ‚Wartenonnen‘, wie
die Cellitinnen auch genannt wur-
den, genossen aufgrund ihrer Tä-
tigkeit ein hohes Ansehen. Dies ist
durch Stiftungen und Schenkungen
belegt.
Mit dem Einzug der Franzosen in
das Rheinland ab 1794 änderte sich
die Lage für die Klöster vollständig.
Die Enteignung von Kirchenbesitz
wurde wie in Frankreich in die Tat
umgesetzt. Lediglich die Orden, die
Arme und Kranke pflegten, ent-
gingen der Auflösung. Allerdings
begann eine Zeit der Einmischung
des Staates zulasten der Eigen-
ständigkeit der Cellitinnenklöster.
Aber auch nach der Franzosenzeit
unter preußischer Herrschaft war
der klosterfeindliche Geist keines-
wegs überwunden. Die Einkünfte
flossen weiterhin an die städtische
Armenverwaltung, das Sammeln
von Spenden blieb untersagt, so
In der Blütezeit der Dürener Gemeinschaft waren die Schwestern
auch in der stationären Krankenpflege tätig
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CellitinnenForum 4/2014
Orden vor Ort, Teil III
Die Genossenschaft der Cellitinnen zur hl. Gertrud
Glauben
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