Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 35

dass den Schwestern der Lebens-
unterhalt kaum mehr möglich war.
Die Aufnahme junger Schwestern
unterlag starken Einschränkungen,
so wurde die Ablegung des Ge-
lübdes zur Bindung an die Ge-
meinschaft auf Lebenszeit nicht
zugelassen. Auch um den gemein-
schaftlichen Besitz im jeweiligen
Kloster gab es langwierige Rechts-
streitigkeiten. Erst 1854 konnten die
Cellitinnen in der Kölner Kupfergas-
se die volle Verfügungsfreiheit und
damit die Loslösung von der städ-
tischen Aufsicht wiedererlangen.
Diese durch Gerichtsentscheidung
erkämpfte Position wurde auch für
die Dürener Cellitinnen rechtsgültig.
Damit war der Grundstein für das
starke Anwachsen aller rheinischen
Cellitinnengemeinschaften gelegt.
Im Dürener Umland
Seit dem Ende des 19. Jahrhun-
derts erweiterten die Cellitinnen zur
hl. Gertrud ihren Wirkungskreis im
Dürener Umland stetig. 1921 ver-
fügte man über 199 Schwestern
in 19 Niederlassungen. Neben der
bis dahin vorherrschenden Haus-
krankenpflege wurden weitere Auf-
gaben übernommen, vor allem die
Kinderbetreuung in Kinderbewahr-
schulen und die Unterrichtung von
jungen Mädchen und Frauen in der
Haushaltsführung.
Von den Geschehnissen des Zwei-
ten Weltkriegs waren die Cellitin-
nen in Düren massiv betroffen. Am
Nachmittag des 16. Novembers
1944 wurde die Stadt durch einen
massiven Luftangriff völlig zerstört.
Mehr als 70.000 Spreng- und
Brandbomben fielen auf Häuser,
Straßen und Plätze und auch auf
die damals noch rund 22.000 Ein-
wohner nieder. Das Mutterhaus in
der Pletzergasse versank ebenfalls
in Schutt und Asche. 53 Menschen,
darunter 26 Ordensschwestern,
kamen dort durch die Bomben-
treffer um. Aufgrund des ohnehin
ungünstigen Flächenzuschnitts ver-
zichteten die Schwestern auf den
Wiederaufbau des Mutterhauses
am althergebrachten Ort. Den Sitz
der Ordenszentrale übernahm das
Marienkloster in Düren-Niederau.
Für das Grundstück an der Pletzer-
gasse erhielten die Schwestern im
Tausch mit der Stadt Düren eine
Liegenschaft an der Rütger-von-
Scheven-Straße. Bis 1958 entstan-
den dort zunächst ein Kindergarten
und das St. Ritastift als Altenheim.
Das Problem des fehlenden Nach-
wuchses wurde nach dem Zweiten
Weltkrieg immer dringlicher. Die
rückläufigen Schwesternzahlen
führten dazu, dass man vor allem
während der 60er und 70er Jahre
eine um die andere Niederlassung
aufgeben musste. Umfasste die
Gemeinschaft der Dürener Celli-
tinnen 1950 noch 206 Schwestern,
waren es 25 Jahre später mit 99
schon weniger als die Hälfte, da-
von waren rund 60 Prozent über
65 Jahre alt.
Zum 1. Januar 1998 übertrugen die
Dürener Schwestern ihre drei ver-
bliebenen Seniorenhäuser Marien-
kloster, St. Ritastift und Christinen-
stift an die Seniorenhaus GmbH
der Kölner Cellitinnen zur hl. Maria.
Die über so lange Zeit währende
Verbindung zwischen den Gemein-
schaften nahm also eine neue Form
an. Dass ab 2005 wieder an zen-
traler Stelle der Stadt Düren mit
dem Cellitinnen-Seniorenhaus an
der Kölnstraße ein Haus unter dem
Patronat der hl. Gertrud steht, lässt
sich als weitere Frucht dieses Zu-
sammenwirkens bewerten. Ein
Herzensanliegen ist den Cellitinnen
zur hl. Gertrud nach wie vor die
Sorge um in jeder Hinsicht gut aus-
gestattete Kindergärten mit zeitge-
rechtem Angebot. So befinden sich
heute vier Einrichtungen, zwei in
Düren, jeweils eine in Niederau und
in Nideggen in der Trägerschaft der
Ordensgemeinschaft.
Generaloberin Sr. Dorothea
und die KITA-Leiterin im
Marienkloster, Maria Hürtgen
CellitinnenForum 4/2014
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