Cellitinnen 4_2014_051114-1 - page 31

Leben und Zeugnis der Heiligen
Elisabeth sind auch in unserer Zeit
und gesellschaftlichen Entwick-
lung von geradezu frappierender
Aktualität. Drei Gesichtspunkte
mögen dazu hervorgehoben sein:
Zum einen nutzte Elisabeth gegen
alle Widerstände ihre privilegierte
Stellung, um sich den Ärmsten der
Armen zuzuwenden. Sie war laut
Walter Nigg „jener Mensch, der mit
gewaltiger Gebärde wider seine Zeit
aufgestanden ist, die im Begriffe
war, ins Nichtige abzugleiten.“ Ganz
in der Liebe zu Gott hat sie sich dem
Nächsten zugewandt, ihm Liebe
und Aufmerksamkeit, Pflege und
Nahrung geschenkt. Christliche
Caritas erwächst aus der Gottes-
verehrung, „und es gibt keine re-
ligiöse Innerlichkeit, die nicht auch
das Heil des anderen mit im Blick
hat, und nicht nur sein ‚Seelenheil’.
Ein Glaube, der nicht liebt, führt
sich selbst ad absurdum“ (Bischof
JoachimWanke). Zum anderen hat
Elisabeth vor allem etwas getan,
wozu heute vielfach Einstellung und
Bewusstsein fehlen: Hinschauen,
Erkennen, Helfen, eine zwischen-
menschliche Be-
ziehung aufbau-
en und dabei die
eigene Person
zurücknehmen.
Elisabeth ist Vor-
bild und Ansporn
in einem an sich
reichen Land, in
dem immer mehr
Menschen, be-
sonders Kinder
und alte Men-
schen, immer
ärmer werden,
nicht nur an Be-
sitz, sondern
auch an Liebe.
Und zum dritten
lehrt Elisabeth
uns, dass aus
dem Hinschauen auch immer ein
Handeln werden muss.
Wir brauchen neben allen Bemü-
hungen zur sozialen Gerechtigkeit
eine Kultur der Barmherzigkeit.
Warum sollten nicht auch über die
‚klassischen‘ Werke der Barmher-
zigkeit hinaus, entsprechend dem,
was heute notwendig ist, ‚ak-
tuelle‘ Werke der Barmherzigkeit
in den Blick genommen werden?
Katholiken aus dem Bistum Erfurt
haben aus Anlass des Elisabeth-
Gedenkjahres 2007 Mitmenschen
in verschiedenen Notlagen befragt,
welche Werke der Barmherzig-
keit sie in der Gegenwart erfahren
wollen.
Genannt wurden:
■■
Du gehörst dazu.
Menschen,
die am Rand stehen, ein-
beziehen – Behinderte, sozial
Schwächere, Ausländer…
■■
Ich höre dir zu.
Zeit und per-
sönliches Interesse für die auf-
bringen, denen keiner zuhört,
an deren Leben niemand
Anteil nimmt.
■■
Ich rede gut über dich.
Denen
Ansehen geben, die über-
sehen, abgeschrieben oder
verurteilt werden.
■■
Ich gehe ein Stück mit dir.
Orientierungslosen Rat und
Hilfe anbieten, einen schweren
Weg mitgehen.
■■
Ich teile mit dir.
Jene nicht leer
ausgehen lassen, denen das
Nötigste zum Leben fehlt.
CellitinnenForum 4/2014
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Glauben
Leben
Wegbegleiter des Lebens XVII. Teil
Die Heilige Elisabeth vom Thüringen
Hl. Elisabeth
(re.) mit der
hl. Klara
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