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Fünf Monate lang kam Praktikantin
Maria Spicuzza einmal die Woche
ins Kölner Seniorenhaus St. Maria.
Die Schülerin ging damals auf die
Nordpark Schule in Köln-Nippes.
Das Praktikum in der letzten Klasse
sollte ihren Berufswunsch festigen
und ihre Chance auf einen Aus-
bildungsplatz erhöhen. Für Maria
waren die Aussichten nicht rosig.
Die Siebzehnjährige hatte gro-
ße Lernbeeinträchtigungen und
würde den Hauptschulabschluss
nicht schaffen. Roland Greisner,
Bereichsleiter Pflege und Sozial-
Kulturelle Betreuung im Senioren-
haus, war sehr angetan von Marias
Einsatz und ihrer warmherzigen Art
im Umgang mit den Bewohnern.
Er hätte der Schülerin nach der
Praktikumszeit gerne einen Aus-
bildungsplatz angeboten. „Aller-
dings haben wir gemeinsam mit
der Klassenlehrerin entscheiden
müssen, dass in der Ausbildung
mit dem integrierten Berufsschul-
unterricht zu viel Theorie steckt.
Das hätte Maria überfordert. Wir
waren sehr traurig, ihr keine Per-
spektive bieten zu können.“ Marias
Einsatz war klar umrissen: Sie ging
mit den Bewohnern spazieren, un-
terhielt sich mit ihnen, spielte mit
ihnen Brett- oder Kartenspiele und
machte kleine Besorgungen. Bei
den Bewohnern und Mitarbeitern
war die Schülerin sehr beliebt. „Für
die Kollegen in der Pflege war sie
eine echte Entlastung“, so Greisner.
Ende gut – alles gut
Kurz vor den Sommerferien kam
dann die erlösende Nachricht: Die
Industrie- und Handelskammer
Köln hatte die Freigabe für den
Ausbildungsberuf ‚Fachpraktiker
Service in sozialen Einrichtungen‘
gegeben. Die Seniorenhaus GmbH
der Cellitinnen zur hl. Maria gehört
mit den Häusern Heilige Drei Könige
in Ehrenfeld und St. Maria in der
Innenstadt sowie weiteren fünf ka-
tholischen Trägern zu den ersten
sozialen Einrichtungen, die sich an
dem Ausbildungsprojekt beteiligen.
GmbH-Geschäftsführer Thomas
Gäde war sofort bereit, zwei jungen
Menschen eine Chance zu geben.
„Da musste ich nicht lange über-
legen. In unseren Häusern, auch
in den Kliniken, beschäftigen wir
seit Jahren in sehr unterschiedli-
chen Bereichen Mitarbeiter, die
Lernschwierigkeiten oder andere
Beeinträchtigungen haben. Die
Akzeptanz ist groß und wir schät-
zen ihre Arbeit sehr. Viele zeichnen
sich durch eine sehr hohe soziale
Kompetenz aus. Genau das ist in
Die Initiatoren des Projektes freuen sich über die Unterstützung
von Weihbischof Ansgar Puff und Kabarettist Jürgen Becker
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CellitinnenForum 4/2014
„Wir gehören nicht
an den sozialen Rand!“
Förderschul-Absolventen stellen ihre Kompetenzen unter Beweis
Lehren
Lernen
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