Table of Contents Table of Contents
Previous Page  13 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 13 / 56 Next Page
Page Background

SCHWEIZER GEMEINDE 12 l 2014

13

POLITIK

wirken würde. Sie verhinderte die Um-

nutzung des ehemaligen Hotels Rustico,

indem sie eine kommunale Planungs-

zone erliess. Dagegen erhob der Kanton

Beschwerde, welche dasVerwaltungsge-

richt im Oktober 2013 guthiess. Knapp

ein Jahr später bestätigte das Bundes-

gericht dieses Urteil. Regierungsrat

Christian Rathgeb rechnet laut «Bündner

Tagblatt» damit, dass das «Rustico» spä-

testens im Januar den Betrieb aufneh-

men kann, «auch, weil wir uns in den

letzten Wochen intensiv mit Vertretern

des Gemeindevorstands ausgetauscht

haben».

Bevölkerung kritisiert

Informationspolitik der Gemeinde

Auch im emmentalischen Schafhausen

(Gemeinde Hasle) gingen die Emotionen

hoch. Eine Interessengemeinschaft von

Anwohnern wehrte sich gegen den Ein-

zug von Asylbewerbern im Schulhaus.

Es stehe in einer Zone für öffentliche

Nutzung und dürfe daher nur als Schul-

haus betrieben werden, begründeten die

Beschwerdeführer und stützen sich auf

die Bauordnung der Gemeinde und das

kantonale Baugesetz. DerVertrag müsse

deshalb aufgehoben werden. Wie die

«Berner Zeitung» berichtete, trat der Re-

gierungsstatthalter jedoch nicht auf die

Beschwerde ein. Es gehe um ein «nor-

males Mietverhältnis». Der angefoch-

teneMietvertrag zwischen der Gemeinde

Hasle und dem Kanton Bern sei «zivil-

rechtlich zu qualifizieren», zuständig für

Klagen sei ein Zivilgericht.

Die Einwohner von Schafhausen kriti-

sierten vor allem die Informationspolitik

der Gemeinde. «Wir sind nicht fremden-

feindlich, aber 150Asylsuchende sind für

Schafhausen eindeutig zu viel», sagte

gemäss der Zeitung «Der Bund» ein Ein-

wohner an einer Informationsveranstal-

tung der Gemeinde.Wenn die Gemeinde

die Anwohner genug früh informiert

hätte, hätte man versucht, einen Kom-

promiss auszuhandeln.

Hotline und ein

runder Tisch in Ittigen

Neue Asylunterkünfte lösen in der Be-

völkerung oft Unsicherheit und Ängste

aus:Was

für «Leute» kommen in die Ge-

meinde? Hängen sie betrunken im Dorf

herum? Wie wird für die Sicherheit ge-

sorgt?Vorfälle wie im bernischen Riggis-

berg, wo es Anfang September zu einer

Schlägerei unter Bewohnern des Asyl-

zentrums kam, verstärken das Bedürfnis

nach Sicherheitsmassnahmen. «Natür-

lich haben auch wir von Problemen bei

anderen Asylunterkünften gehört und

vom Kanton zum Start einen Security-

dienst verlangt», erklärte Beat Giauque,

Gemeindepräsident von Ittigen, Mitte

November an einer Informationsveran-

staltung im Zusammenhang mit dem

neuenAsylzentrum Eyfeld. Dieses wurde

in Betrieb genommen, nachdem der

Kanton Bern im Sommer aufgrund einer

Notlage im Asylwesen von Ittigen und

fünf weiteren Gemeinden je 100 Plätze

für Asylsuchende verlangt hatte. In den

erstenWochen patrouillierte beim Asyl-

zentrum Eyfeld ein Sicherheitsdienst,

und die Polizei fährt öfter vorbei. Zudem

setzt die Gemeinde auf den Dialog mit

der Bevölkerung. Sie hat eine Hotline

und einen runden Tisch eingerichtet.

Dort sollen gemäss Giauque alle Betei-

ligten diskutieren. «Am besten wie vor

16 Jahren, als derselbe Keller bereits als

Notunterkunft diente», sagte er gegen-

über der Zeitung «Der Bund». Asylunter-

künfte rufen jedoch nicht nur Unmut und

Ängste, sondern auch Hilfsbereitschaft

hervor. Ein Beispiel dafür ist die Berner

Gemeinde Moosseedorf (siehe Gemein-

deporträt auf Seite 29). Auch in der

Aargauer Gemeinde Beinwil am See ist

die Reaktion der Bevölkerung auf die

Asylbewerber «wohlwollend», wie die

«Aargauer Zeitung» berichtete. Oft hilft

ein «Tag der offenenTür». In Beinwil am

See fand ein solcher Mitte November

statt. Rund 100 Interessierte sahen sich

die Asylunterkunft an. Mit einem so gros-

sen Andrang hatten die Verantwortlichen

nicht gerechnet. Gemeinderätin Jacque-

lineWidmer sagte gegenüber Radio SRF,

die Gespräche mit der Bevölkerung

seien für die Gemeinde sehr wichtig. Es

gehe darum, Ängste in der Bevölkerung

abzubauen.

Philippe Blatter

Nach fünf Jahren Flucht sind die beiden Eritreer in der Schweiz

angekommen. Sie wurden in Moosseedorf aufgenommen.

Bild: Severin Nowacki