einer der Inseln aufbewahrt worden
sein soll. Nicht alle Klöster sind für
Frauen zugänglich.
Unser Besuch galt dem Kloster
Ura Kidane Meheret auf der Halb-
insel Zeghie. Kaum hatten wir die
Insel betreten, sahen wir rechts und
links Kaffeepflanzen und Gesho-
Sträucher, deren Blätter als Gewürz
für den Honigwein dienen. Über
einen schmalen Bergpfad erreich-
ten wir die Klosterkirche, die mit
farbenfrohen Szenen aus der Bibel
geschmückt ist. Vor dem Kloster
stehen Klangsteine, die glocken-
ähnliche Töne von sich geben, wenn
man sie gegeneinander schlägt. Mit
diesen werden die Inselbewohner
zur Messe eingeladen. Auf unserer
Rückfahrt steuerten wir noch eine
der vielen Buchten an und konnten
Nilpferden beim Baden zusehen.
Nilfälle
Am nächsten Morgen ging die Fahrt
zu den etwa 35 km südöstlich von
Bahir Dar gelegenen Fällen des
Blauen Nils. Zum ersten Mal ging es
über eine mit Schlaglöchern über-
säte Schotterpiste durch eine bergi-
ge Landschaft. Entsprechend lange
dauerte die Fahrt, zumal ja auch
die gesamten landwirtschaftlichen
Güter mit Eselskarren, per Tuktuk
oder auch zu Fuß über sie trans-
portiert werden und die Fahrt nicht
selten durch Schaf-, Rinder- oder
Ziegenherden unterbrochen wird.
Im ganzen Land schleppen Frauen
in großen gelben Kanistern Wasser
und riesige Brennholzbündel auf
dem Rücken, und das oft barfuß,
kilometerweit bis zu ihren Hütten.
Trotz aller ihrer Mühen war ein
freundliches Lächeln und Winken
für uns Fremde fast immer selbst-
verständlich.
Auf Schusters Rappen ging es
dann auch für uns über schmale
Pfade, Stock und Stein hinauf zu
einer Anhöhe und über die älteste
Steinbrücke Äthiopiens, die sich in
fünf Bögen über den tief, in einer
eindrucksvollen Schlucht verlau-
fenden Fluss Abay spannt. Dieser
bildet den Oberlauf des Blauen Nils.
Nach der Brücke ging es wieder
hinauf und schließlich über eine weit
gespannte Hängebrücke zu den Tis
Issat Fällen ,rauchendes Wasser‘,
die sich auf einer Breite von etwa
400 Metern 45 Meter in die Tiefe
stürzen.
Nach diesem eindrucksvollen Bild
und einer kurzen Bootsfahrt über
den eigentlichen Nil erreichten wir
schließlich wieder das Dorf Tis
Issat. Unterwegs kamen wir an
großen Tef- und Khatfeldern (auch
Quat genannt) vorbei. Die Khat-
blätter haben eine euphorisierende
Wirkung und werden gern bei ge-
selligen Anlässen gekaut. Zugleich
unterdrücken sie Müdigkeits- und
Hungergefühle. Früher wurden sie
bei religiösen Sufi-Tänzen kon-
sumiert, um besser in Trance zu
kommen. Heute exportiert Äthio-
pien die Blätter hauptsächlich in
den Jemen.
Fischer im Papyrusboot auf dem Tana-See
Baugerüst aus Eukalyptuszweigen
Deckenmalerei im Kloster Debre Birhan Selassi
Baumwolle
CellitinnenForum 2/2017
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