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die Felder. Wenn die Ochsen stehen

bleiben, werden sie mit einer Peit-

sche zumWeiterpflügen ‚motiviert‘.

Hauptmerkmal Äthiopiens ist sei-

ne immense Bevölkerungsdichte.

Überall, aber auch wirklich überall,

befinden sich Menschen. Hielten wir

irgendwo an, wo wir dachten, dass

hier weit und breit kein Mensch sei,

tauchten wenige Sekunden nach

unserem Erscheinen Kinder und

bald auch Erwachsene auf. Vor

allem die Kinder riefen laut „Jujuju“

und hießen uns auf Amharisch will-

kommen.

Ende Oktober landeten wir in der

Hauptstadt Addis Abeba (‚Neue

Blume‘), die in 2.450 Metern Höhe

am Fuße des Berges Entoto liegt.

Hier leben rund fünf Millionen Men-

schen. Bei einer Rundfahrt zeigte

sich die Stadt zwischen Mittel-

alter und Moderne: Prachtstraßen

wechseln mit ärmlichen Behausun-

gen. Einige junge Frauen trugen

Flip-Flops und ärmliche Kleider,

andere Schuhe mit hohem Absatz

und enge Jeans. Auf den größten

Markt Afrikas, den Mercato, warfen

wir nur einen Blick aus dem Auto.

Er hätte uns erschlagen.

Durch viele Eukalyptuswälder ging

es zum 3.000 Meter hohen Plateau

des Entoto. Hier überblickt man die

gesamte Stadt und das Umland. Auf

demWeg nach oben sahen wir viele

Frauen, die riesige Eukalyptusreisige

auf ihren Rücken schleppten. Dieses

Reisig wird zumKochen auf offenem

Feuer gebraucht. Anders als in vie-

len anderen afrikanischen Ländern

tragen die Frauen die von ihnen zu

transportierenden Lasten nicht auf

demKopf, sondern auf demRücken

oder den Schultern. Oben auf dem

Entoto liegen die Maryam-Kirche

und der Palast des Kaisers Menelik

II. Natürlich stand auch der Besuch

des Nationalmuseums auf dem

Programm. Schließlich mussten

wir Lucy, den ältesten aufrecht ge-

henden, etwa 3,5 Mio. Jahre alten

Menschen sehen!

Klosterinseln

Gleich am folgenden Tag flogen wir

nach Bahir Dar am Tana-See, der

siebenmal so groß wie der Boden-

see ist. Die Stadt liegt am südlichen

Ende des Sees. Über eine papyrus-

bestandene Uferpromenade mit

Blick auf den mit vielen Inseln über-

säten See gelangten wir zumMarkt.

Hier wurden Dinge des täglichen

Bedarfs, aber auch Matratzen,

Töpfe und vieles mehr angeboten.

Am Nachmittag machten wir eine

Bootstour auf dem See, sahen

Fischer im Papyrusboot ihre Netze

einholen und erreichten schließlich

eine der vielen Halb- bzw. Inseln,

auf denen sich berühmte Klöster

befinden und immer noch Mönche

wohnen. Die Inselklöster wurden

einst von den ersten Missionaren

der Christenheit gegründet. Eine

Legende besagt, dass die von Me-

nelik, dem Sohn Salomons und der

Königin von Saba, in Jerusalem ge-

stohlene Bundeslade zunächst auf

Blick vom Entoto auf Addis Abeba

Markt in Bahir Dar

Finger

Gottes

Im Palastbezirk von Gondar

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CellitinnenForum 2/2017