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Mal wieder hatte mich die Sehn-

sucht nach dem Nichtalltäglichen

zu einer ungewöhnlichen Reise in-

spiriert. Reisen empfinde ich als

sehr bereichernd. Alle Sinne werden

geschärft, weil man die alltäglichen,

ausgetretenen Pfade verlässt. Die

Umgebung ist neu, die Menschen

und die Situationen sind anders und

dadurch spannend und irgendwie

auch aufregend. Alle diese Begriffe

sind für mich positiv besetzt. Ich

habe keine Angst vor Neuem oder

Fremden und denke immer wieder

aufs Neue: Wow, noch ein bisschen

mehr davon! Und so plante ich eine

Reise nach Äthiopien.

Die Demokratische Bundesrepublik

Äthiopien, so lautet der offizielle

Name, ist landschaftlich und kul-

turell ein faszinierendes Land. Es

liegt am Horn von Afrika und grenzt

an Kenia, Eritrea, den Nord- und

Südsudan, Somalia und Djibouti.

Durch die Höhe gibt es drei Kli-

mazonen, eine trockenheiße bzw.

feuchte, eine gemäßigte und eine

sehr kühle. Das Land hat zwei Jah-

reszeiten, von Mitte September bis

Mitte Juni herrscht Trocken-, da-

nach Regenzeit.

Jahrtausende alte Tradition

Die Landessprache ist Amharisch,

neben 80 weiteren Sprachen und

vielen verschiedenen Dialekten.

Englisch gilt als Handelssprache.

Die Bevölkerung setzt sich größten-

teils aus Amharen, Oromos, Tigri-

nern undGuragen zusammen. Über

60 Prozent der Bevölkerung sind

Christen, etwa 30 Prozent Musli-

me und nur ein kleiner Teil gehört

traditionellen Religionen an. Äthio-

pien blickt auf eine jahrtausend-

alte Tradition zurück. Es gilt nicht

nur als die Wiege der Menschheit,

sondern auch als Ursprungsland

des Kaffees. Durch seine christli-

chen Traditionen und die histori-

sche Isolation unterscheidet es sich

kulturell deutlich von den Staaten

Schwarzafrikas. Im Land herrscht

zwar Schulpflicht, sie wird aber

nicht konsequent durchgesetzt. Da

die Schulwege oft sehr weit sind

und zu Fuß zurückgelegt werden

müssen, hüten die Kinder meist das

Vieh und arbeiten auf dem Feld mit.

Es gibt zwar verhältnismäßig viele

Universitäten, aber anschließend für

die gut ausgebildeten Menschen

leider keine entsprechende Arbeit.

In Äthiopien arbeiten die Bauern

noch auf ursprüngliche Weise.

Ihre Felder pflügen sie mit einem

Ochsengespann, als Pflug dient

ein einfaches Holzgerüst mit einem

spitzigen Stein als Scharte. Es geht

in sehr gemächlichem Tempo über

Die Nilfälle

Äthiopien, Teil 1

Vom Abessinischen Hochland zu den Völkern des Südens

CellitinnenForum 2/2017

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