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Fortbildung aktuell – Das Journal

Nr. 1/2014 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Verhütungs-Update

de Apothek kammer Westfalen-Lippe

Zyklus‘. Als Desquamation wird die Loslö-

sung von Zellen beschrieben, also in die-

sem Fall die Ausstoßung von Schleimhaut-

fetzen der Gebärmutter, die mit Blut ver-

mengt sind. Die Regenerationsphase am

Ende meint die beginnende Erholung

von Epithel und Bindegewebe sowie das

Schließen der Wunde.

Von Tag 5 bis 14 folgt die Proliferations-

phase und damit der Wiederaufbau der

Uterusschleimhaut. Durch die anstei-

gende Östrogenkonzentration (Östro-

genwirkungen s. Tab. 1) kommt es zur

vollständigen Regeneration der wäh-

rend der Menstruation abgestoßenen

Gebärmutterschleimhautzellen

sowie

zur Sprossung neuer Gefäße im Endo-

metrium und damit einer Auflockerung

des Gewebes. Nach einem Östrogenma-

ximum fällt die Konzentration zwischen

dem 12. und 14. Tag wieder ab, während

FSH-(Follikelstimulierendes Hormon) und

LH-(Luteinisierendes Hormon) Spiegel

stark ansteigen, so dass es zum Eisprung

kommt. Findet innerhalb von 24 Stunden

keine Befruchtung statt, stirbt die Eizelle

ab. Spermien sind in der Regel fünf Tage

befruchtungsfähig, woraus sich in Kombi-

nation mit dem Zeitpunkt des Eisprungs

und der Überlebensfähigkeit der Eizelle

das sogenannte „fertile Fenster“ ergibt.

Wann genau dieses „fertile Fenster“ bei

einer Frau während eines Zyklus‘ „auf“

und wieder „zu“ geht, kann nicht mit ab-

schließender Sicherheit gesagt werden.

In der Sekretionsphase von Tag 15 bis 24

kommt es durch Ansteigen des Progeste-

ronspiegels zur Umwandlung der Uterus-

schleimhaut und somit zu einem sekre-

tionsfähigen, für die Einbettung des

Keims geeigneten Epithels. Aus der ehe-

maligen Hülle der Eizelle entsteht das

Corpus luteum (Gelbkörper), welcher für

den Progesteronanstieg (Gestagenwir-

kungen s. Tab. 1) verantwortlich ist. Die

Gebärmutterschleimhaut verdickt sich

durch wachsende Drüsen (starke Durch-

blutung und Einlagerung von Glykogen)

weiter.

Ab dem 25. Tag beginnt die Ischämische

Phase, die durch die Rückbildung des

Gelbkörpers gekennzeichnet ist. Dies

führt zu einem Mangel an Progesteron

und einer Rückbildung der Gebärmutter-

schleimhaut. Die vermehrte Prostaglan-

dinbildung am 26. und 27. Zyklustag be-

wirkt eine Kontraktion der spiralig ver-

laufenden Arterien in der Gebärmutter-

schleimhaut. Diese Verengung der Ge-

fäße führt zu einer mangelhaften Durch-

blutung und damit einer ischämischen

Schädigung. Strömt nun wieder reichlich

Blut in die Schleimhaut ein, so kommt es

im Bereich der Arterien zu Blutaustritten.

Die Schädigung der Schleimhaut führt

zur Ausstoßung von Blut, vermengt mit

Schleimhautfetzen – der Menstruation.

Die Ischämische Phase kann auch als Teil

der Sekretionsphase gesehen werden.

Fall 1 – Patientin: „Ich möchte meine Blu-

tung verschieben. Können Sie mir sagen,

wie dies möglich ist?“

Der Wunsch, die Blutung zu verschieben,

oder gar einen „Langzyklus“ zu gene-

rieren, ist weit verbreitet. Auf diese Art

und Weise können beispielsweise Urlaub,

Sport oder auch berufliche Ereignisse

„blutungsfrei“ erlebt werden. Quälende

und störende menstruelle Begleiterschei-

nungen bleiben somit aus und führen zu

mehr Lebensqualität.

Um der Kundin diese Frage beantworten

zu können, müssen jedoch Rückfragen zur

aktuellen Verhütungsmethode gestellt

werden, da sich zahlreiche hormonel-

le Verhütungsmethoden auf dem Markt

befinden. In Bezug auf die verfügbaren

Pillen unterscheidet man in Einphasen-,

Zweiphasen- und Sequenzpräparate, so-

wie Drei- und Vierphasen-Präparate; zu-

sätzlich finden sich reine Gestagenpillen.

Kombinierte orale Kontrazeptiva –

Einphasenpräparate

Eine fixe Östrogen-Gestagen-Kombina-

tion ist für die Einphasenpräparate cha-

rakteristisch. Als Östrogen ist in fast al-

len Präparaten Ethinylestradiol zu finden,

während als Gestagenkomponente eines

der zahlreichen synthetischen Gestage-

ne enthalten ist. Eine möglichst niedrige

Östrogendosis wird mit möglichst ge-

ringen unerwünschten Arzneimittelwir-

kungen (UAW) verbunden. Die Gestage-

ne unterscheiden sich hinsichtlich ihres

Wirkungsspektrums und ihrer Wirkungs-

stärke, so dass ihre Tagesdosen stark vari-

ieren und nicht untereinander vergleich-

bar sind. Kombinierte orale Kontrazepti-

va (KOK) werden 21 Tage lang eingenom-

men, gefolgt von einem siebentägigen

Tabelle 1:

Wirkungen von Östrogen und Gestagen

Östrogenwirkungen

Gestagenwirkungen

• Wachstum weiblicher Geschlechts-

organe

Ç

• subcutane Fettdepots

Ç

• Zahl der Progesteronrezeptoren

Ç

• zyklische Veränderung der Uterus-

schleimhaut; des Zervixschleims

• Beeinflussung der Stoffwechselvor-

gänge in Leber, Darm und Knochen

• Talgproduktion

È

• peripherer Gefäßwiderstand

È

• Retention von Wasser und NaCl

Ç

• Bildung von Serotoninrezeptoren

Ç

• stimmungsaufhellend

• Zahl der Östrogenrezeptoren

È

• Viskosität des Zervixschleims

Ç

• Proliferation der Uterusschleim-

haut

È

• LH-Ausschüttung

È

• Drüsenbildung in Brüsten

Ç

• Ruhetemperatur steigt um ca 0,5 °C

• Östrogenwirkung auf Skelett

Ç

• Aufrechterhaltung einer Schwan-

gerschaft