10
Fortbildung aktuell - Das Journal
Nr. 2/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Verhütungs-Update
dass grundsätzlich durch Auslassen des
pillenfreien Intervalls die Blutung ver-
schoben werden kann. Schlussendlich ist
jedoch in einem solchen Fall auch die Mei-
nung des behandelnden Gynäkologen zu-
sätzlich einzuholen.
Exkurs: Langzeitzyklus
Vereinfacht dargestellt, lässt sich durch
die kontinuierliche Einnahme der Tablet-
ten mehrerer aufeinanderfolgender Bli-
ster die Hormonentzugsblutung für einen
bestimmten Zeitraum unterdrücken. Die
Dauer der kontinuierlichen Einnahme ist
daher meist ein Vielfaches von 21. Bei der
Anwendung von oralen Kontrazeptiva
spielt häufig auch der Wunsch, die Regel-
blutung den Aktivitäten anzupassen, eine
große Rolle. Durch Anwendung des Lang-
zeitzyklus ist es möglich, die Abbruchblu-
tung für einen längeren Zeitraum zu ver-
schieben, um zyklusabhängige Beschwer-
den (Zyklusstörungen, Hypermenorrhoe,
Dysmenorrhoe) zu umgehen. Während
diese Methode in Deutschland bisher in
der Regel nur im off-label-use angewandt
werden konnte, sind in den USA bereits
spezielle Präparate zugelassen, die über
mehrere Monate durchgängig ohne „Pil-
lenpause“ angewandt werden. Seit ei-
niger Zeit gibt es jedoch auch in Deutsch-
land Arzneimittel (zum Beispiel Velmari
®
),
die für die Langzykluseinnahme zuge-
lassen und vorgesehen sind. Dabei ist zu
beachten, dass immer mindestens 21 Pil-
len kontinuierlich eingenommen werden,
um den kontrazeptiven Schutz aufzubau-
en. Das bereits genannte Präparat Velma-
ri
®
zeichnet sich durch eine „Pflichtpha-
se“ von 24 Tabletten und einer anschlie-
ßenden „variablen Phase“ ab Tag 25 (bis
maximal 120) aus. In der Literatur wird
der Langzyklus auch mit einer steigenden
Sicherheit mit zunehmender Einnahme-
dauer in Verbindung gebracht. Wie be-
reits oben aufgeführt, kann eine Langzy-
kluseinnahme neben den aufgeführten
oralen Kontrazeptiva auch beim Vaginal-
ring oder Verhütungspflaster durchge-
führt werden.
Fall 2 – Kundin: „Bitte schön. Hier ist
mein Rezept über die Dreimonatspa-
ckung“!
Sie erhalten ein Kassenrezept über ei-
ne Pille von einer jungen Kundin: Maita-
lon 20, 3x21 Stück (Techniker Krankenkas-
se). Aufgrund eines vorliegenden Rabatt-
vertrages bekommen Sie nun die MYWY
®
als Austausch angezeigt. Dürfen und sol-
len Sie nun einfach die Pillen gegeneinan-
der austauschen? Natürlich ist eine Ver-
ordnung einer Pille zu Lasten der GKV ei-
ne durchaus seltene Situation, die norma-
lerweise nur bei (sehr) jungen Kundinnen
vorkommt. Alltäglich ist jedoch die Frage
nach einem identischen, aber preisgünsti-
geren Präparat. In diesem Fall nutzen wir
eine Aut-idem-Suche, die uns ggf. zu ver-
gleichbaren Situationen führen kann. Be-
trachten wir zunächst Tabelle 3. Alle in
dieser Tabelle aufgeführten Arzneimit-
tel haben die gleiche Zusammensetzung:
20 μg Ethinylestradiol und 3 mg Drospire-
non. Die ABDA-Datenbank erkennt diese
–
l
de Apothek kammer Westfalen-Lippe
Tabelle 3:
Übersicht vermeintlich „gleicher“ Pillen
Fertigarzneimittel
Hersteller
Östrogen
Ethinylestradiol
(EE)
Gestagen
Drospirenon
(DRSP)
Aida
®
Jenapharm
20 μg
3 mg
Daylette
®
24+4
Gedeon Richter
20 μg
3 mg
Drosfemine
®
24+4
Mibe
20 μg
3 mg
Drospifem
®
20
Mibe
20 μg
3 mg
Eliza
®
Hexal
Hexal
20 μg
3 mg
Eliza
®
Hexal 24+4
Hexal
20 μg
3 mg
LaYaisa
®
Teva
20 μg
3 mg
Maitalon
®
20
Gedeon Richter
20 μg
3 mg
Maitalon
®
20 21+7
Gedeon Richter
20 μg
3 mg
MYWY
®
Zentiva
20 μg
3 mg
Sidretella
®
20
Zentiva
20 μg
3 mg
Veya
®
20
Ratiopharm
20 μg
3 mg
Veyanne
®
Ratiopharm
20 μg
3 mg
Xellia
®
20
Aristo Pharma
20 μg
3 mg
Yara
®
Hexal 20 0,02/3
Hexal
20 μg
3 mg
Yara
®
Hexal 20 3/0,02
Hexal
20 μg
3 mg
Yasminelle
®
Jenapharm
20 μg
3 mg
YAZ
®
24+4
Jenapharm
20 μg
3 mg
Velmari
®
Langzyklus
Exeltis Pharma
20 μg
3 mg
BEISPIELE:
• Daylette
®:
- 24 weiße Verum-Tabletten
- 4 grüne Placebo-Tabletten
• MYWY
®
:
- 24 rosa Verum-Tabletten
- 4 weiße Placebo-Tabletten
• Maitalon
®
:
- 21 weiße Verum-Tabletten
- 7 grüne Placebo-Tabletten
Betrachtet man diese Farbkodie-
rungen, wird umso klarer, dass ein
leichtfertiger Austausch in der Apo-
theke nicht erfolgen darf. Compliance-
Probleme bei der Einnahme wären vor-
programmiert!