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GOLF TIME

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1-2016

35

FREUNDSCHAFT

Die Kapitäne

Davis Love III (USA ) und Darren

Clarke (Europa) verbindet eine

enge Freundschaft. Zwischen

1997 und 2004 standen sie sich

insgesamt in vier Ryder Cup-

Matches gegenüber. Die Bilanz:

2,5 zu 1,5 Punkte für Clarke

DRAMA

Steht 2016 die

Zukunft des Ryder Cup auf

dem Spiel? Kaum auszuden-

ken, was passieren könnte,

wenn die USA beimHeimspiel

auch den vierten Ryder Cup

in Folge verlieren würden.

J

eder Filmfan kennt die berühmte

Szene aus dem ersten „Star Wars“-

Streifen. Der kleine Droide R2-D2

spielt eine Art futuristisches Schach

gegen den übellaunigen Chewbacca. Als der

Roboter dabei ist, den pelzigen Hünen zu

schlagen, erhält er den gut gemeinten Rat:

„Lass den Wookie gewinnen.“

Anders als es Wookies in dem Weltraum-

märchen zu tun pflegen, laufen die europäi-

schen Ryder Cup-Spieler zwar nicht Gefahr,

dass ihnen der unterlegene Gegner den Arm

aus dem Gelenk dreht. Doch eine weitere Nie-

derlage könnte durchaus dazu führen, dass

die amerikanischen Spieler zukünftig schlicht

keine Lust mehr haben könnten, bei demKon-

tinentalvergleich anzutreten. 2008 befand

man sich nach drei Niederlagen in Folge schon

einmal an diesem Punkt. Damals jammerte

Hunter Mahan, dass die Ryder Cup-Woche

Sklavenarbeit sei und dass man sich nicht

wundern solle, wenn amerikanische Spieler

sich irgendwann weigern würden mitzuspie-

len. Tiger Woods wurde zitiert, dass er für

seinen Teil lieber ein lohnenswertes Golf-

turnier als den Ryder Cup gewinnen würde.

Unter diesen Vorzeichen war Nick Faldo,

der wohl inkompetenteste Kapitän aller Zei-

ten, ein Glücksgriff für beide Seiten. Team

USA durfte endlich wieder feiern und die

europäischen Spieler wussten, wem sie die ver-

schmerzbare Niederlage zu verdanken hatten.

Anschließend lief es zudem weiter wie

gehabt. Vor allem die Heimspiel-Niederlage

von 2012, als Team USA am Sonntag erleben

musste, wie Europa nicht nur einen mög-

lichen Kantersieg der USA verhinderte, son-

dern gleich auch noch das gesamte Match auf

den Kopf stellte, beschädigte das nationale

Golfselbstbewusstsein nachhaltig.

Im Grunde nicht weniger demütigend lief

der Ryder Cup 2014 in Schottland ab, als man

sich wie ein braver Sparringspartner nach der

vereinbarten Tracht Prügel höflich grüßend

trollen durfte.

Seither genießt der Ryder Cup 2016 in

Hazeltine, Minnesota, höchste Priorität. Eine

eigene Task Force wurde eingerichtet, die

schließlich Davis Love III zum neuen Kapi-

tän berief. Die Wahl erstaunte die Fachwelt

nicht wenig. Galten doch zuvor Paul Azinger

(Kapitän des Siegerteams

2008) oder Fred Couples als

heißeste Kandidaten.

Einerseits einen komplet-

ten Neustart beschwören

wollen, dann aber ausgerech-

net den Mann zum Kapitän

ernennen, der sinnbildlich

für die Niederlage von 2012

steht, ist ebenso erstaunlich

wie (aus amerikanischer Sicht) besorgnis-

erregend. Der Stachel der Niederlage dürfte

bei Love besonders tief stecken. Die Angst,

beim zweiten Anlauf erneut zu scheitern,

könnte deshalb fatale Nebenwirkungen mit

sich bringen.

Oder um es mit einem weiteren Zitat

aus den Star Wars-Filmen auszudrücken:

„Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass,

Hass führt zu unsäglichem Leid.“

Nicht weniger besorgniserregend aus

amerikanischer Sicht ist das aktuelle Kräfte-

verhältnis der beiden Teams. Europa spielt

nämlich erfahrungsgemäß immer dann am

stärksten, wenn man es mit einem vermeint-

lich übermächtigen Gegner zu tun hat. Der-

zeit rangieren sechs Amerikaner, aber nur

drei Spieler aus Europa in den Top 10 der Welt-

rangliste. Drei der vier amtierenden Major-

Sieger kommen aus den USA, genauso die

Nummer eins der Welt. Mit anderen Worten:

Werden 2016 wieder heiße Tränen fließen?

GT

FRAGE DER

EIENM

EINE

EHRE

RYDER CUP