Previous Page  11 / 72 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 11 / 72 Next Page
Page Background

Schwester Ursula Klautky,

Bewohnerin des

Seniorenhauses

Heilige Drei Könige, Köln

Gelassenheit ist ein immer wie-

der neu anzustrebendes Gut. Es

geht schnell verloren, lässt sich

aber auch wieder ‚erwerben‘.

Unseren Lebensstil im Kloster

empfinde ich dabei als sehr hilfreich. Der Tagesrhythmus

von Gebet und Meditation, Arbeit und Entspannung,

hilft zur inneren Ruhe, einer Voraussetzung, in kritischen

Situationen gelassen zu reagieren. Von außen gesehen

mag Ordensleben sehr ruhig erscheinen. Aber auch wir

leben mit den alltäglichen Herausforderungen. Da gab

und gibt es Meinungsverschiedenheiten innerhalb der

Gemeinschaft oder auch am Arbeitsplatz, sei es in der

Hauswirtschaft, in der Verwaltung, der Schule oder im

Internat. Sie müssen bearbeitet und geregelt werden.

Wir kennen Stresssituationen genau so gut wie jeder

andere. Das Leben im Kloster und der Austausch

mit Gott haben mich aber gelehrt, auf Probleme be-

stimmt, doch möglichst nicht von Emotionen geleitet,

zu reagieren. Ich bin davon überzeugt, dass Gott für

uns persönlich und als Gemeinschaft einen Plan hat.

Darum kann ich auch mit dem Niedergang unserer

Kongregation gelassen leben. Gott weiß, warum es so

ist und damit ist es gut.

Mathias Junggeburth,

Leiter Seniorenhaus St. Josef,

Meckenheim

Die Verankerung imGlauben gibt

mir Halt und Stabilität. Sie gibt

mir Gewissheit und auch die Ge-

lassenheit, dass ich mich allen

Begebenheiten des Lebens stel-

len kann. Im stressigen Arbeits-

alltag wird diese Gelassenheit jedoch manchmal auf eine

harte Probe gestellt. In solchen Situationen versuche

ich noch überlegter als sonst zu reagieren und mache

mir dann auch meinen Glauben jedes Mal aufs Neue

bewusst.

Im Seniorenhaus arbeiten erfahrene mit weniger erfah-

renen Mitarbeitern zusammen. Diese unterschiedlichen

Berufsgenerationen haben verschiedene Blickrichtun-

gen auf ihren Beruf und können voneinander profitieren.

Als Führungskraft habe ich das Vertrauen, dass alle

Mitarbeiter die an sie gestellten Anforderungen auch

meistern wollen. Bei Schwierigkeiten bringe ich mich

als Ansprechpartner ein und zeige entweder direkt Lö-

sungswege auf oder coache indirekt. Auch Gott setzt

in uns das Vertrauen, alle Anforderungen meistern zu

können. In schwierigen Zeiten steht er uns als Ansprech-

partner zur Verfügung, um uns Auswege kenntlich zu

machen. Gott stellt uns Herausforderungen, damit wir

an ihnen wachsen können.

Katrin Leiminger,

IBF-Beauftrage

Gelassenheit ist gerade in medi-

zinischen Berufen, in denen es

oft hektisch zugeht, ein hohes

Gut. Im Angebot der Innerbe-

trieblichen Berufsförderung (IBF)

finden die Mitarbeiter daher viele

Kurse, die ihnen helfen, Stress

abzubauen und mit Stress besser umzugehen. Oasen-

und Einkehrtage im Kloster oder Pilgerwanderungen

dienen der eigenen inneren Ruhe, während beispiels-

weise das Deeskalationstraining darauf vorbereitet, in

direkten Konflikten beherrscht und zielführend einzu-

greifen. In den Kursen geben wir Mitarbeitern Werk-

zeuge an die Hand, den Überblick im Berufsalltag zu

bewahren, Emotionen aus schwierigen Situationen

herauszuhalten und die eigene Achtsamkeit nicht zu

kurz kommen zu lassen. Die Angebote richten sich an

alle Mitarbeiter der Kranken- und Seniorenhäuser und

sind immer gut gebucht.

Und wie steht es um Ihre Gelassenheit?

Grummeln Sie auch schon mal lange je-

mandem hinterher, dessen Verhalten Sie

geärgert hat, und vergessen dabei das Ihnen

heute Morgen geschenkte freundliche Lächeln? Wie

Sie gelesen haben, ist Gelassenheit eine Eigenschaft,

die selbst in sich ruhenden Menschen nicht einfach

in den Schoß fällt. Man muss sie sich erarbeiten.

Voraussetzung dafür sind die Fähigkeit zur Reflexion,

ein starker Halt wie der Glaube oder die Familie, ein

ausgewogenes Verhältnis von Distanz und Mitgefühl

sowie die Bereitschaft, loslassen zu können.

11

Titel | Thema

CellitinnenForum 3/2018