Schwester Ursula Klautky,
Bewohnerin des
Seniorenhauses
Heilige Drei Könige, Köln
Gelassenheit ist ein immer wie-
der neu anzustrebendes Gut. Es
geht schnell verloren, lässt sich
aber auch wieder ‚erwerben‘.
Unseren Lebensstil im Kloster
empfinde ich dabei als sehr hilfreich. Der Tagesrhythmus
von Gebet und Meditation, Arbeit und Entspannung,
hilft zur inneren Ruhe, einer Voraussetzung, in kritischen
Situationen gelassen zu reagieren. Von außen gesehen
mag Ordensleben sehr ruhig erscheinen. Aber auch wir
leben mit den alltäglichen Herausforderungen. Da gab
und gibt es Meinungsverschiedenheiten innerhalb der
Gemeinschaft oder auch am Arbeitsplatz, sei es in der
Hauswirtschaft, in der Verwaltung, der Schule oder im
Internat. Sie müssen bearbeitet und geregelt werden.
Wir kennen Stresssituationen genau so gut wie jeder
andere. Das Leben im Kloster und der Austausch
mit Gott haben mich aber gelehrt, auf Probleme be-
stimmt, doch möglichst nicht von Emotionen geleitet,
zu reagieren. Ich bin davon überzeugt, dass Gott für
uns persönlich und als Gemeinschaft einen Plan hat.
Darum kann ich auch mit dem Niedergang unserer
Kongregation gelassen leben. Gott weiß, warum es so
ist und damit ist es gut.
Mathias Junggeburth,
Leiter Seniorenhaus St. Josef,
Meckenheim
Die Verankerung imGlauben gibt
mir Halt und Stabilität. Sie gibt
mir Gewissheit und auch die Ge-
lassenheit, dass ich mich allen
Begebenheiten des Lebens stel-
len kann. Im stressigen Arbeits-
alltag wird diese Gelassenheit jedoch manchmal auf eine
harte Probe gestellt. In solchen Situationen versuche
ich noch überlegter als sonst zu reagieren und mache
mir dann auch meinen Glauben jedes Mal aufs Neue
bewusst.
Im Seniorenhaus arbeiten erfahrene mit weniger erfah-
renen Mitarbeitern zusammen. Diese unterschiedlichen
Berufsgenerationen haben verschiedene Blickrichtun-
gen auf ihren Beruf und können voneinander profitieren.
Als Führungskraft habe ich das Vertrauen, dass alle
Mitarbeiter die an sie gestellten Anforderungen auch
meistern wollen. Bei Schwierigkeiten bringe ich mich
als Ansprechpartner ein und zeige entweder direkt Lö-
sungswege auf oder coache indirekt. Auch Gott setzt
in uns das Vertrauen, alle Anforderungen meistern zu
können. In schwierigen Zeiten steht er uns als Ansprech-
partner zur Verfügung, um uns Auswege kenntlich zu
machen. Gott stellt uns Herausforderungen, damit wir
an ihnen wachsen können.
Katrin Leiminger,
IBF-Beauftrage
Gelassenheit ist gerade in medi-
zinischen Berufen, in denen es
oft hektisch zugeht, ein hohes
Gut. Im Angebot der Innerbe-
trieblichen Berufsförderung (IBF)
finden die Mitarbeiter daher viele
Kurse, die ihnen helfen, Stress
abzubauen und mit Stress besser umzugehen. Oasen-
und Einkehrtage im Kloster oder Pilgerwanderungen
dienen der eigenen inneren Ruhe, während beispiels-
weise das Deeskalationstraining darauf vorbereitet, in
direkten Konflikten beherrscht und zielführend einzu-
greifen. In den Kursen geben wir Mitarbeitern Werk-
zeuge an die Hand, den Überblick im Berufsalltag zu
bewahren, Emotionen aus schwierigen Situationen
herauszuhalten und die eigene Achtsamkeit nicht zu
kurz kommen zu lassen. Die Angebote richten sich an
alle Mitarbeiter der Kranken- und Seniorenhäuser und
sind immer gut gebucht.
Und wie steht es um Ihre Gelassenheit?
Grummeln Sie auch schon mal lange je-
mandem hinterher, dessen Verhalten Sie
geärgert hat, und vergessen dabei das Ihnen
heute Morgen geschenkte freundliche Lächeln? Wie
Sie gelesen haben, ist Gelassenheit eine Eigenschaft,
die selbst in sich ruhenden Menschen nicht einfach
in den Schoß fällt. Man muss sie sich erarbeiten.
Voraussetzung dafür sind die Fähigkeit zur Reflexion,
ein starker Halt wie der Glaube oder die Familie, ein
ausgewogenes Verhältnis von Distanz und Mitgefühl
sowie die Bereitschaft, loslassen zu können.
11
Titel | Thema
CellitinnenForum 3/2018