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Mehr als 40 Lehrlinge hat Detlef

Nelles, Leiter und Koordinator der

Speisenversorgung der Kölner Cel-

litinnen-Krankenhäuser, in rund 30

Berufsjahren mit viel Herzblut bis-

her ausgebildet. Für ihn spielt es

keine Rolle, ob jemand mit Abitur

oder Förderschulabschluss vor ihm

steht, oder woher jemand kommt.

Viele Auszubildende haben einen

Migrationshintergrund, kommen

ursprünglich aus europäischen,

afrikanischen oder asiatischen

Ländern. Wie nebenbei leistet die

Küche des Heilig Geist-Kranken-

hauses wertvolle Integrationsarbeit

und baut Brücken zu den unter-

schiedlichen Kulturen.

Einer, der von dem ‚Nelleschen

Ausbildungsprinzip‘ – Fordern und

Fördern – profitierte, ist der 22-jäh-

rige Sagfan B. aus dem Irak. Vor

acht Jahren folgte er mit Mutter

und fünf Geschwistern dem Vater

nach Deutschland. Der hatte dort

Asyl gefunden und durfte Frau und

Kinder nachholen. Die Familie ge-

hört der religiösen Minderheit der

Jesiden an, die der Islamische Staat

(IS) besonders brutal verfolgte.

Als Sagfan in Deutschland ankam,

konnte er weder deutsch noch war

er mit den hiesigen Gepflogenheiten

vertraut. Die Schule fiel ihm schwer,

doch Sagfan war ehrgeizig und be-

stand den Hauptschulabschluss.

Als nächste Herausforderung stand

die Berufswahl an. Etwas praktisch

Ausgerichtetes sollte es sein. Küche

verbindet Kulturen und so bewarb

er sich um ein sechsmonatiges

Praktikum im Heilig Geist-Kran-

kenhaus. Er kam und blieb, könn-

te man sagen. Vom ersten Tag an

legte sich der junge Mann richtig ins

Zeug. Dass aus dem Praktikum eine

Ausbildungsstelle zum Koch wurde,

stand schnell außer Frage. Die Fa-

milie wohnt in der Voreifel und Sag-

fan nahm bis zum Erwerb seines

Führerscheins täglich drei Stunden

Bahnfahren in Kauf – gegen den

Willen seines Vaters. „Ich bilde seit

mehr als 30 Jahren junge Menschen

aus“, meint Nelles, „doch so einen

Einsatz habe ich noch nie erlebt.“

Im Frühjahr standen dann die Ab-

schlussprüfungen an. „Als ich den

Plan für das Drei-Gänge-Menü von

Sagfan sah, wurde mir abwech-

selnd heiß und kalt, so hoch hatte

sich der Kerl die Messlatte für den

praktischen Prüfungsteil gelegt“, er-

innert sich der Ausbilder. Am Ende

des Tages hatte der junge Mann je-

doch alle überzeugt. Er bestand als

einziger von fünf Prüflingen, und das

mit anerkennenswerten 77 Punk-

ten. Bis zum Ende des Jahres bleibt

der frisch gebackene Koch demKü-

chenteam in der Kölner Klinik noch

treu. Dann zieht es ihn hinaus in die

Welt, um von anderen Köchen und

Küchen noch mehr zu lernen, auf

seinem Weg zum großen Ziel: dem

eigenen (Ster-

ne-)Restau-

rant.

Vom Flüchtling zum Kochprofi

Die Küche des Heilig Geist-Krankenhauses ist international besetzt

Sagfan B. mit seinem stolzen Ausbilder Detlef Nelles

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CellitinnenForum 3/2018