Previous Page  44 / 72 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 44 / 72 Next Page
Page Background

Blicken wir auf diese drei schla-

fenden Könige: Sie stehen für eine

ganze Lebensgeschichte, reich an

Glück, Krankheit oder Stärke, Alt-

werden in Würde, mit oder ohne

Demenz. Das Älterwerden ist die

durchgängigste aller Erfahrungen.

Vom ersten Lebenstag an altern

wir. Die Decke, mit der die drei

Könige bedeckt sind, macht dies

deutlich: Die Rillen symbolisieren

die Lebenslinien des ständig altern-

den, wachsenden und reifenden

Menschen.

Betrachten wir nun den oberen Kö-

nig, den Ältesten. Er liegt auf der

Seite, im Halbschlaf als Einziger mit

offenen Augen. Da ist über ihm ein

Engel mit einem funkelnden Stern

über sich. Ganz zart tippt er dem

König mit dem Zeigefinger an die

Hand. So eine Berührung kann an-

rühren. Als wenn er sagte: Stopp,

was hast Du vor? Schau, dreh dich

mal um: Perspektivwechsel – siehst

Du es, das Licht, den Stern über

Dir?

Lasse ich mich, von wem auch im-

mer, anrühren und anfragen: „Wo

willst du eigentlich hin?“ Jedes Le-

ben ist von Gott gewollt, einzigartig

und kostbar. Dies beschränkt sich

nicht auf die glorreichen Lebens-

phasen eines Menschenlebens, in

denen wir produktiv, effizient und

der Gesellschaft nützlich zu sein

scheinen. Nein, Gott schaut immer

auf das Ganze!

Vieles ist über das Altern der Men-

schen geschrieben worden; über

die körperlichen und geistigen Pro-

bleme, ihre Bedürfnisse nach An-

erkennung und Kontakten, über die

betrübliche Situation, in der sich vie-

le alte Menschen befinden. Unzähli-

ge Menschen setzen sich tagtäglich

dafür ein, um alten Menschen ein

lebens- und liebenswertes Leben

zu ermöglichen. Wenn mein Leben

unter einem guten Stern steht, dann

leuchtet auch in dunklen Zeiten ein

Hoffnungsschimmer. Nehmen wir

den leisen Wink der Engel wahr, die

den Weg weisen, uns stupsen oder

sagen: „Mach mal Deine Augen auf,

weite Deinen Blick.“

Unter dem guten Stern der Liebe

Gottes stehend, dürfen wir glauben,

dass das Älterwerden ein würdiges

Reifen ist und kein Grund zur Ver-

zweiflung.

Sr. Katharina

Wort und Mensch

Altwerden unter einem guten Stern

Mt 2, 9–12

Nach diesen Worten des Kö-

nigs machten sie sich auf den

Weg. Und siehe, der Stern, den

sie hatten aufgehen sehen, zog

vor ihnen her bis zu dem Ort,

wo das Kind war; dort blieb er

stehen.

Als sie den Stern sahen, wur-

den sie von sehr großer Freude

erfüllt.

Sie gingen in das Haus und sa-

hen das Kind und Maria, seine

Mutter; da fielen sie nieder und

huldigten ihm. Dann holten sie

ihre Schätze hervor und brach-

ten ihm Gold, Weihrauch und

Myrrhe als Gaben dar. Weil

ihnen aber im Traum geboten

wurde, nicht zu Herodes zurück-

zukehren, zogen sie auf einem

anderen Weg heim in ihr Land.

44

Glauben | Leben

CellitinnenForum 4/2018