Praxis erwerben kann. Ein fachlich anerkanntes Buch —
wie das hier vorliegende — kann nur theoretische Fach
kenntnisse vermitteln, die aber dann von Wert sind, wenn
eine ordnungsgemäße praktische Lehrzeit mit dem theore
tischen Studium Hand in Hand geht. Das muß hier aus
drücklich betont werden, um beim Leser nicht den falschen
Glauben zu erwecken, daß er nun, nachdem er dieses
Lehrbuch erworben und gelesen hat, alles besitzt, um den
Beruf des Bartenders auszuüben.
Wie oft haben fachkundige Bartender erfahren müssen, daß
z. B. ein „Gin-Fizz" fälschlicherweise mit Eiweiß zubereitet
wird. Ein Gast, der einmal solch einen Gin-Fizz mit Ei
weiß erhalten hat und die richtige Zubereitungsweise nicht
kennt, glaubt natürlich, wenn ihm der Gin-Fizz ohne Eiweiß
serviert wird, daß er nicht das verlangte Getränk erhält.
Ebenso falsch ist es
—■ wie man in Bayern und in jüngster
Zeit auch in Dänemark feststellen konnte —daß ein „Sour"
in Form eines „Fizz" oder gar mit Eiweiß zubereitet wird.
In einem sehr bekannten Kurort Bayerns ist z. B. der
„Brandy-Sour" seit einigen Jahren das heimische Getränk
der dortigen Einwohner geworden, den diese nach ihrer
Ausdrucksweise als „Bränti-Sau" bezeichnen und in Massen
verkonsumieren.
Daß diese guten Alpenbewohner statt
ihres „Bränti-Sau" („Brandy-Sour") in Wirklichkeit einen
Brandy-Fizz trinken, stört sie weiter nicht, aber wehe dem
Bartender, der es wagen würde, ihnen einen richtig zube
reiteten Brandy-Sour zu verabreichen. Die Schuld an
dieser Verdrehung fällt natürlich nur dem Mixer zu, der
in Unkenntnis des richtigen Rezeptes erstmalig dieses Ge
tränk falsch herstellte.
Bekannte Cocktails, wie der Manhattan- und der Martini-
Cocktail, werden vielfach nicht nach der heute geltenden
Standard-Vorschrift zubereitet. Mitunter werden diese und
andere Cocktails in winzjgen Likörgläsern oder in einem
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