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Das im Dezember 2009 gestartete
apothekerliche Hilfsprojekt „Eine Do-
sis Zukunft“ hat sich gut etabliert. Mit
den Spenden aus der Benefiz-Lesung
mit Marianne Birthler und der Spen-
den-Gala im Rahmen des Apothe-
kertages in Münster konnte im März
2015 die „Schallmauer“ von 200.000
Euro an Spendengeldern übertroffen
werden. Gut 40.000 Euro veranschlagt
die Kindernothilfe pro Jahr, damit das
Hilfsprojekt autark umgesetzt werden
kann – diese stolze Summe konnte
2014 erneut erreicht werden.
AKWL MB 02/ 2015
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Der Geschmack von Freiheit
Benefiz-Lesung der Apothekerkammer mit Marianne Birthler
So vielschichtig das Leben der Ma-
rianne Birthler bislang verlaufen ist,
so facettenreich sind auch ihre per-
sönlichen Erfahrungen, welche die
eindrucksvolle Frau in ihrer span-
nenden Autobiographie zusammen-
getragen hat. Auf Einladung der
Kammer las die ehemalige DDR-Bür-
gerrechtlerin aus ihrem Buch „Halbes
Land. Ganzes Land. Ganzes Leben.“
und begeisterte die 140 Zuhörer im
Münsteraner Erbdrostenhof.
Moderiert wurde die Lesung, in de-
ren Rahmen um Spenden für das
apothekerliche Hilfsprojekt „Eine
Dosis Zukunft“ gebeten wurde, von
Professor Thomas Großbölting. Der
überaus eloquente Inhaber des Lehr-
stuhls für Neuere und Neueste Ge-
schichte an der Uni Münster verant-
wortet derzeit ein Forschungsprojekt
über Stasi-Mitarbeiter an der mün-
sterischen Universität und war von
2005 bis 2007 als Abteilungsleiter der
Stasi-Unterlagenbehörde für den Be-
reich Bildung und Forschung tätig.
Im Zentrum der Lesung standen die
verschiedenen Etappen im Leben von
Marianne Birthler: Von der 1948 ge-
borenen Frau, die drei Töchter auf die
Welt brachte, über ihr Engagement
als Bürgerrechtlerin, die politische
Veranstaltungen in Kirchenräumen
organisierte und damit persönliche
Risiken einging, bis schließlich zu ih-
rer Funktion als Chefin der Stasi-Un-
terlagenbehörde.
Mucksmäuschenstill wurde es, als sie
von ihren Erlebnissen im Oktober
1989 in der Berliner Gethsemanekir-
che berichtete. Vom 7. bis 9. Oktober
Marianne Birthler,
Professor Dr. Thomas Großbölting und Kammerpräsidentin Gabriele Regi-
na Overwiening (v. li.).
Foto: Sebastian Sokolowski
diente die Kirche im Prenzlauer Berg
für über 2.000 Menschen als Schutz-
raum vor physischer Gewalt durch
Sicherheitskräfte der DDR, während
viele Aktivisten von der Staatsmacht
verhört und gefoltert wurden. Dann
kommt die gute Nachricht über das
Kontakttelefon von Marianne Birth-
ler: Die Gefangenen sind wieder frei.
„Diesen Moment werde ich meinen
Lebtag nicht vergessen. Das war wirk-
lich der Geschmack von Freiheit“,
sagt Birthler. Auch ihre Funktion als
Ministerin im Kabinett Stolpe wurde
thematisiert – wie auch der Rücktritt
aus diesem Amt, als sie die bekannt-
gewordenen
Stasi-Verstrickungen
von Ministerpräsident Stolpe nicht
mittragen konnte und wollte.
Das Publikum zollte mit lang anhal-
tendem Applaus Respekt: einer span-
nenden Lesung und vor allem der
eindrucksvollen Marianne Birthler.
200.000 Euro-Grenze übertroffen
„Eine Dosis Zukunft“: Projekt hat sich gut etabliert
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
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