mit unseremSohn in unser Sommer-
haus nach Thassos, arbeitete dort
imGarten und traf seine Familie und
Freunde.“ Margitta Raxenidis hatte
nichts dagegen, denn auch sie war
sehr selbstständig. Den Lebens-
abend wollte das Ehepaar von Mai
bis Oktober auf Thassos verbringen.
Doch manchmal kommt es anders,
als man denkt.
Diagnose Demenz
2009 ließ Ioannis Raxenidis öfters
die Tür des Briefkastens offen-
stehen, konnte die Wohnungstür
nicht mehr aufschließen oder ver-
zettelte sich mit den Kochzutaten.
Und später fand er nicht mehr
den Weg nach Hause. Diagnose:
Demenzielle Veränderung. Die
Krankheit nahm ihren Lauf. „Es
war schrecklich, mit anzusehen,
wie mein Mann, der seine Freiheit
und Selbstständigkeit liebte, mehr
und mehr auf Begleitung und Hilfe
angewiesen war und immer weni-
ger kommunizieren konnte. Aber
er nahm seine Krankheit an, und
ich habe ihn unterstützt, soweit ich
konnte,“ erzählt die pensionierte
Lehrerin.
Bis 2013 hat sie ihren Mann alleine
versorgt, dann konnte sie die Rund-
um-die-Uhr-Betreuung nicht mehr
leisten und meldete ihn bei einer
Tagespflege an. Als sie zur Beerdi-
gung ihrer Mutter fuhr, blieb er zum
ersten Mal in der Kurzzeitpflege der
Hausgemeinschaften St. Augusti-
nus in Köln. Margitta Raxenidis mel-
dete ihren Mann vorsorglich auch
für einen vollstationären Platz in der
Einrichtung an, denn es war abseh-
bar, dass ihre Belastbarkeitsgrenze
eigentlich schon überschritten war.
Mit zunehmender Demenz wurde
ihr Mann nachtaktiv und brachte
sie um ihren Schlaf.
Im Dezember 2015 bezog Ioannis
Raxenidis sein Zimmer in den Haus-
gemeinschaften. Ihn nach 35 Jah-
ren glücklich geführter Ehe abgeben
zu müssen, war für seine Frau sehr
schwer, obwohl sie wusste, dass
es die richtige Entscheidung war.
Regelmäßig besucht sie nun ihren
Mann, nimmt aber auch selbst wie-
der ihre Bedürfnisse wahr und am
Leben teil. Dass sie kein schlechtes
Gewissen haben muss, hat Margit-
ta Raxenidis mit der Zeit akzeptiert.
Die Demenz ihres Mannes schreitet
weiter voran. „Doch auf griechische
Musik, den Duft der Kräuter im
Garten und auf kleine Streichelein-
heiten reagiert er manchmal noch
mit einem Lächeln.“
Behörden-Dschungel
Zusätzlich zu der Sorge um ihren
Mann muss Margitta Raxenidis
bis heute viel Kraft und Zeit auf-
wenden, um die Anträge für Pfle-
gewohngeld und sonstige, ihrem
Mann zustehende Leistungen und
Hilfsmittel durchzusetzen. „Ich weiß
gar nicht, wie Leute das schaffen,
die weniger Erfahrung als ich im
Ausfüllen von Formularen haben“,
wundert sie sich. Seit ihr Mann
in der vollstationären Pflege ist,
muss sie sparsam haushalten,
denn die Pflegeversicherung über-
nimmt nie die vollen Kosten der
Unterbringung. Schlimmer als das
findet die Lehrerin die lange Be-
arbeitungszeit, zum Beispiel beim
Pflegewohngeld, und dass die Be-
scheide schwer zu entschlüsseln
und dann penibel zu überprüfen
sind. Den Mitarbeitern auf den Äm-
tern macht sie keinen Vorwurf, die
seien überlastet. Aber ein Jahr auf
einen Bescheid und damit auf Geld
für die Unterbringung des Mannes
zu warten, das sei einfach nicht
hinnehmbar. Trotz des Ärgers ist sie
froh, dass ihr Mann in den Haus-
gemeinschaften gut untergebracht
ist. Wenn Margitta Raxenidis ihn
besucht, lässt sie sich komplett
auf die Situation ein, macht mit
ihm Spaziergänge zum Altenberger
Hof und zum Nippesser Tälchen
oder hört mit ihm Musik und hofft,
dadurch einen Zugang zu ihm zu
bekommen.
Ioannis und Margitta
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CellitinnenForum 2/2017
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