eine Gemeinde ihre inneren Reserven
stärker nutzen, so kann sie dies in vier
Phasen aktiv angehen.
Analyse:
Die Entwicklungsmöglichkei-
ten innerhalb des Siedlungsgebietes
werden quantitativ ermittelt und quali-
tativ hinsichtlich ihrer Eignung für eine
Siedlungsentwicklung nach innen be-
wertet. Die Analyse kann zum Beispiel
in einem sogenannten Potenzialplan zu-
sammengefasst werden, welcher eine
Übersicht über die vorhandenen Reser-
ven einer Gemeinde gibt.
Strategie:
Die ermittelten Potenziale
werden in eine Strategie überführt, wel-
che – unter Berücksichtigung der spezi-
fischen Qualitäten der einzel-
nen Quartiere sowie der pla-
nerischen Zielsetzungen der
Gemeinde – das Ausmass
und die Art der Innenentwick-
lung für das gesamte Ge-
meindegebiet definiert. Diese
Strategie kann in einem Stra-
tegieplan zusammengefasst
werden.
Umsetzung:
Die Strategie
wird in ein umsetzbares Set
von Massnahmen übersetzt.
Aus den möglichen formellen
und informellen Instrumen-
ten zur Umsetzung der angestrebten
Entwicklung werden geeignete defi-
niert. Die beschlossenen Massnahmen
können im Umsetzungsplan und in
einer Umsetzungsagenda dargestellt
werden.
Controlling:
Die Wirksamkeit und Qua-
lität der getroffenen Massnahmen wer-
den regelmässig überprüft, und bei
Bedarf wird das Massnahmenpaket
angepasst.
Der Vorteil einer solchen Herangehens-
weise liegt darin, dass in jeder Phase
ein diskutierbares Zwischenergebnis
vorliegt. Dadurch können Anpassungen
und Korrekturen im Laufe des zykli-
schen Prozesses besser begründet und
transparent dargestellt werden.
Potenziale analysieren
und Eignung beurteilen
Mittlerweile bestehen unterschiedliche
Ansätze, um die quantitativen Poten-
ziale der Siedlungsentwicklung zu iden-
tifizieren. Die von der ETH Zürich entwi-
ckelte «Raum+»-Methodik, die in meh-
reren Kantonen bereits Anwendung ge-
funden hat, ist eines der bekanntesten
Beispiele dafür. «Raum+» ist ein techni-
sches und dialogorientiertes Werkzeug
zur Ermittlung und Bewertung von Flä-
chenpotenzialen. Es gibt jedoch auch
kantonsspezifische Ansätze, wie etwa
das Bauzonenanalysetool des Kantons
Luzern (Lubat). Die Analysetools haben
in der Regel eines gemein-
sam: Anhand verschiedener
Indikatoren zur Raumnutzung
wie beispielsweise der Ein-
wohner- und Arbeitsplatz-
dichte oder der realisierten
Geschossfläche erhalten die
Gemeinden Hinweise zu ihrer
Bebauungs- und Dichtestruk-
tur und entsprechend zu ih-
ren quantifizierbaren Ent-
wicklungsreserven.
Die quantitative Betrachtung
stellt jedoch nur eine Grund-
lage einer Innenentwick-
lungsstrategie dar. Eine zentrale Bedeu-
tung kommt der qualitativen Einschät-
zung der identifizierten Reserven zu.
Denn ob sich ein Quartier überhaupt für
eine weitere Entwicklung eignet, ist in
der Planungspraxis relevanter als die
Ermittlung theoretisch vorhandener
Entwicklungsreserven. Zudem wird in
quantitativenAnalysen eine Reihe wich-
tiger Themen oft nicht bearbeitet, ob-
schon es sich meist umAspekte handelt,
die von den Gemeinden sehr gut einge-
schätzt werden können. Ist eine Ent-
wicklung verträglich mit dem Ortsbild?
Bleiben bei einer Verdichtung ausrei-
chend Freiräume erhalten? Kann die
Versorgung des Quartiers sichergestellt
werden? Dies sind Fragestellungen, die
die Gemeinden auf Quartiersebene be-
antworten können.
Eine Bewertung der ermittelten Poten-
ziale anhand eines Kriteriensets ermög-
licht es, die tatsächlichen Entwicklungs-
möglichkeiten präziser abzuschätzen.
Neben der Bewertung des Ortsbildes,
der Freiraumstruktur und der Versor-
gung können unter anderem auch Krite-
rien wie Gebäudetypologie, Bebau-
ungszustand, Gebäudealter sowie pla-
nungsrechtliche Rahmenbedingungen
und Realisierungschancen beurteilt
werden.
«Gute Eignung» und «grosse
Reserven» müssen aufeinandertreffen
Entscheidend ist jedoch die Überlage-
rung von quantitativer und qualitativer
Analyse. Erst bei einer integralen Be-
trachtung zeigt sich, wo Eigenschaften
wie «gute Eignung» und «grosse Reser-
ven» aufeinandertreffen. Andererseits
zeigt die Überlagerung auch Problem-
bereiche auf. Erstens dort, wo eine sehr
gute Eignung besteht, aber keine Reser-
ven vorhanden sind, und zweitens dort,
wo grosse Reserven vorhanden sind,
sich eine Siedlungsentwicklung nach
innen jedoch nicht empfiehlt. In beiden
Fällen muss die Gemeinde aktiv wer-
SIEDLUNGSENTWICKLUNG
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Schweizer Gemeinde 5/14
Oben ein gutes Beispiel einer kompakten Siedlungsentwicklung (Entwicklung im Bestand), unten ein Beispiel einer ungünstigen Dichtever-
teilung (Konzentration auf Freiflächenentwicklung).
Eine Arbeitshilfe
Der Kanton Luzern hat für seine Ge-
meinden eine Arbeitshilfe erstellt.
Sie beschreibt detailliert, wie eine
Strategie zur Siedlungsentwicklung
nach innen ausgearbeitet werden
kann. Die vier Arbeitsschritte Ana-
lyse, Strategie, Umsetzung und Con-
trolling werden anhand von Praxis-
beispielen aus dem Kanton Luzern
illustriert.
Link zur Arbeitshilfe:
www.tinyurl.com/kd6wjr7Es ist
wichtig zu
wissen,
welche
Reserven
für die
Entwicklung
nach innen
vorhanden
sind.