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Bei der Abgabe von Arzneimitteln

können Fehler passieren, die mitun-

ter schwerwiegende Folgen für den

Patienten haben. So kann es zu le-

bensbedrohlichen Folgen kommen,

wenn ein Kind einen Hustenreizstil-

ler in viel zu hoher Dosierung erhält

(

Abbildung 1)

, wie im Fehlerbe-

richts- und Lernsystem CIRS-Phar-

mazie NRW in einem Fall beschrie-

ben wird:

Fall-Nr. 157819 – Massive Überdo-

sierung eines Antitussivums

Was ist passiert?

Hustenreizstiller-Tropfen wurden für ein

Kleinkind verordnet und vom Arzt ist ver-

sehentlich die Dosierung des ebenfalls ver-

schriebenen Antibiotikumsaftes verordnet

worden. Der Apothekenmitarbeiter hat

die 50-fach zu hohe Dosierung auf der Pa-

ckung notiert.

Was war das Ergebnis?

Das Kind wurde auf die Intensivstation

eingeliefert und hat glücklicherweise

überlebt.

Wo sehen Sie Gründe für das Ereignis?

Hektik, Stress, blindes Übernehmen der

Arztanweisung

Kam der Patient zu Schaden?

Passagerer Schaden: schwer

Wer berichtet?

Apotheker/Apothekerin

Im vorliegenden Fall kam es an zwei

Stellen im Medikationsprozess zu einem

Medikationsfehler: Der erste Fehler lag

bei der Rezeptierung des Arztes. Der

zweite Fehler trat im Rahmen der inhalt-

lichen Prüfung der Verordnung auf. Der

Apothekenmitarbeiter hätte hinterfragen

müssen, ob die Dosierung plausibel und

therapeutisch üblich ist.

Da Medikationsfehler immer wieder

auftreten, stellt sich die Frage, wie sie

reduziert werden können. Um Medika­

tionsfehler und kritische Ereignisse zu

vermeiden und damit eine höhere Patien-

tensicherheit zu schaffen, sind Maßnah-

men zur Gewährleistung einer möglichst

sicheren Arzneimitteltherapie wichtig.

Wie können die Mitarbeiter in der

Apotheke zu mehr Patientensicherheit

beitragen?

Die Apotheke als Sicherheitsbarriere

Medikationsfehler können in der Apothe-

ke verhindert werden. Wenn Medikati-

onsfehler beispielsweise in der Arztpraxis

oder durch den Patienten entstehen, dann

kann die Apotheke als Sicherheitsbarriere

fungieren, den Medikationsfehler abfan-

gen und so das Eintreten eines kritischen

Ereignisses verhindern. Die Apotheke

stellt damit ein wichtiges Glied im Rah-

men des Medikationsprozesses dar.

Der englische Psychologe James Re-

ason beschreibt die Entstehung von kri-

tischen Ereignissen sehr anschaulich in

seinem „Schweizer-Käse-Modell“ (Abbil-

dung 2): Normalerweise gibt es innerhalb

Mehr

Arzneimitteltherapiesicherheit

in der Apotheke

Fehlerberichts- und Lernsystem CIRS-Pharmazie NRW

ABBILDUNG 1:

Wenn ein Kind einen Hustenreizstiller in viel zu hoher Dosierung erhält,

dann kann das lebensbedrohliche Folgen haben.

Foto: photophonie – Fotolia.com

Annabelle Heiming

(Münster) arbeitet als Apothekerin

bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe in den Abtei­

lungen „Fortbildung“ und „Pharmazeutische Praxis“.

Annabelle Heiming

AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal / 

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ANNABELLE HEIMING