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die systemische Aufarbeitung von Fehlern

und kritischen Ereignissen wertvolle Hin-

weise auf Sicherheitslücken im System

liefert.

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Für die Luftfahrt (Abbildung 3) gibt es

seit 1975 das vermutlich bekannteste Be-

richtssystem „Aviation Safety Reporting

System“ (ASRS) von der „Federal Aviation

Administration“ in den USA, bei dem alle

Piloten, das gesamte Bord- und Boden-

personal, Mechaniker und andere in der

Luftfahrt beteiligte Personen tatsächlich

oder potenziell gefährliche Situationen

melden können.

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Dort werden in bisher

über 600.000 Berichten Probleme und

Schwachstellen in den Flugsicherheitssys-

temen und Sicherheitsprozeduren aufge-

zeigt. Durch die Analyse der Berichte kön-

nen Sicherheitslücken geschlossen und

Verbesserungen eingeführt werden. Die

Analyseergebnisse des ASRS dienen auch

als Datenbasis für die Entwicklung neuer

Richtlinien oder neuer Ausrüstungen in

der Luftfahrt.

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Mittlerweile spielen Fehlerberichts-

systeme auch im Gesundheitswesen eine

immer wichtigere Rolle. Sie werden als

unverzichtbares Element zur dringend

erforderlichen Erhöhung der Patientensi-

cherheit bewertet.

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Bei

den

Fehlerberichtssystemen

handelt es sich um internet- oder

papiergestützte Berichterstattungssyste-

me zur anonymen Meldung von sicher-

heitsrelevanten Ereignissen wie kritische

Ereignisse, Fehler, „Beinahe-Fehler“ und

Schäden. Häufig wird für Fehlerberichts-

systeme die englische Beschreibung „Cri-

tical Incident Reporting System“ mit dem

Akronym CIRS verwendet.

CIRS wurde in Deutschland Mitte der

1990er Jahre, damals noch „papierge-

stützt“, durch die Gesellschaft für Risiko-

Beratung mbH (GRB) in verschiedenen

Krankenhäusern implementiert. Nun wird

es weitverbreitet in Einrichtungen der Al-

tenhilfe, im Rettungsdienst und in Kran-

kenhäusern in Deutschland, in Österreich

und in der Schweiz eingesetzt. Auch die

Schweizer Anästhesiologische Vereini-

gung entwickelte Mitte der 1990er Jahre

ein CIRS, das fortentwickelt wurde und

seit dem Jahr 2005 ebenfalls in Deutsch-

land als „CIRSmedical.de“ genutzt wird.

13

Die

Weltgesundheitsorganisation

(WHO) gab im Jahr 2005 die „WHO Draft

for Adverse Event Reporting and Learning

Systems“ bekannt, in denen die vier fol-

genden Kernprinzipien eines Fehlermel-

desystems formuliert werden.

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• Verbesserung der Patientensicher-

heit durch Lernen aus Fehlern des

Gesundheitssystems

• Sanktionsfreiheit für den Meldenden

GRUNDREGELN FÜR EINE

KULTUR DER SICHERHEIT

 mod. nach 7

Offenheit

Nur, wenn man offen

mit Fehlern umgeht, kann es gelin-

gen die Ursachen zu klären und aus

ihnen zu lernen.

No blame

Es geht nicht darum,

jemandem die Schuld zu geben, son-

dern darum, die Ursache herauszu-

finden und Lösungen zu generieren.

Teamansatz

Kritische Ereignisse

entstehen oft in einem Prozess mit

mehreren Beteiligten. Deshalb gilt

es, Fehler im Team zu analysieren.

Systembetrachtung

Normen und

Regeln in einem System können

eine fehlerbegünstigende oder feh-

lervermeidende Wirkung haben.

Prozessanalyse

Der Prozess, in

dem der Fehler auftrat, sollte syste-

matisch analysiert werden.

Qualitätsmanagement

Die

Fehlervermeidung

ist

Bestand-

teil

des

einrichtungsinternen

Qualitätsmanagements.

Fehler berichten und daraus lernen

Es sollte eine Möglichkeit geben,

über Fehler und andere ungewöhn-

liche Ereignisse zu berichten, bei-

spielsweise über ein Fehlerberichts-

und Lernsystem.

ABBILDUNG 3:

In der Hochrisikobranche Luftfahrt gab es schon seit 1975 das sogenannte „Aviation Safety Reporting System“.

Foto: den-belitsky – Fotolia.com

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