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eines Prozesses verschiedene Sicherheits-

barrieren, die dazu beitragen, dass keine

kritischen Ereignisse eintreten. Tatsächlich

können aber auch die einzelnen Sicher-

heitsbarrieren Lücken haben (vergleichbar

mit den Löchern einer Käsescheibe) und

somit als Barriere versagen. Wenn es zu

der unglücklichen Situation kommt, dass

ein oder mehrere Fehler alle Barrieren pas-

sieren, dann kann das unerwünschte und

kritische Ereignis eintreten. Unerwünschte

Arzneimittelereignisse sind also oft das

Ergebnis einer Verkettung von Fehlern im

Medikationsprozess und weisen auf Lü-

cken im System hin. Das bedeutet aber

auch, dass es in einem System eine Reihe

von Chancen gibt, um die ungünstigen

Entwicklungen aufzuhalten.

Wenn der Prozess der Behandlung mit

Arzneimitteln so organisiert ist, dass auch

beim Auftreten von Medikationsfehlern

sichergestellt ist, dass diese Fehler erkannt

und behoben werden, bevor sie die behan-

delten Personen erreichen und diese so ef-

fektiv vor vermeidbarer Schädigung durch

die Behandlung geschützt werden, dann

spricht man von Fehlertoleranz oder Resi-

lienz der Arzneimitteltherapie.

5,6

Patientensicherheit in der Apotheke

Durch eine Optimierung des Medikati-

onsprozesses kann die Arzneimittelthe-

rapiesicherheit, welche einen wichtigen

Teilbereich der Patientensicherheit dar-

stellt, erhöht werden. Die Arzneimittelthe-

rapiesicherheit unterscheidet sich von der

Arzneimittelsicherheit, bei welcher nur die

Sicherheit des Arzneimittels selbst im Fo-

kus steht. Sie umfasst den Prozess seiner

Anwendung und damit die Risiken, die bei

der therapeutischen Anwendung im Me-

dikationsprozess von der ärztlichen Ver-

ordnungsentscheidung bis zur Einnahme

durch den Patienten auftreten.

7

Um unerwünschte Arzneimitteler-

eignisse zu vermindern und eine Sicher-

heitskultur in Apotheken aufzubauen,

sind das Risikobewusstsein und die Bereit-

schaft aus Fehlern zu lernen zwei wichti-

ge Voraussetzungen. Die Erfassung und

Analyse von Medikationsfehlern und Bei-

nahe-Medikationsfehlern innerhalb von

Fehlerberichtssystemen können darüber

hinaus eine Grundlage für die Entwicklung

von Strategien zur Arzneimitteltherapiesi-

cherheit bilden.

Entwicklung von Fehlerberichtssystemen

im Gesundheitswesen

In Hochrisikobranchen wie der kommer-

ziellen Luft- und Seefahrt und der Atom-

energie wurde schon früh erkannt, dass

DER MEDIKATIONSPROZESS

Der Medikationsprozess beinhaltet

alle Stufen der Arzneimitteltherapie,

wie z. B. die Schritte Arzneimittel­

anamnese, Verordnung/Verschreiben,

Patienteninformation, Selbstmedika-

tion, Verteilung/Abgabe, Anwendung

(Applikation/Einnahme), Dokumenta-

tion, Therapie, Überwachung/AMTS-

Prüfung,

Kommunikation/Abstim-

mung und Ergebnisbewertung.

1

WAS IST EIN MEDIKATIONS­

FEHLER?

„Ein Medikationsfehler ist ein Ab-

weichen von dem für den Patienten

optimalen Medikationsprozess, das

zu einer grundsätzlich vermeidbaren

Schädigung des Patienten führt oder

führen könnte. Medikationsfehler

können von jedem am Medikations-

prozess Beteiligten, insbesondere von

Ärzten, Apothekern oder anderen An-

gehörigen eines Gesundheitsberufes

sowie von Patienten, deren Angehöri-

gen oder Dritten verursacht werden.“

1

Medikationsfehler können verschie-

dene Schritte des Medikationsprozes-

ses betreffen.

WAS IST EIN KRITISCHES

EREIGNIS?

Ein Ereignis, das zu einem uner-

wünschten Ereignis führen könnte

oder dessen Wahrscheinlichkeit deut-

lich erhöht.

2

WAS IST ARZNEIMITTEL­

THERAPIESICHERHEIT?

„A r zneimit telt herapiesic herheit

(AMTS) ist die Gesamtheit der Maß-

nahmen zur Gewährleistung eines

optimalen Medikationsprozesses mit

dem Ziel, Medikationsfehler und da-

mit vermeidbare Risiken für den Pati-

enten bei der Arzneimitteltherapie zu

verringern.“

1

Beachte: Arzneimitteltherapiesicher-

heit ist nicht das Gleiche wie „das Me-

dikationsmanagement, mit dem die

gesamte Medikation des Patienten,

einschließlich der Selbstmedikation,

wiederholt analysiert wird mit den

Zielen, die Arzneimitteltherapiesicher-

heit und die Therapietreue zu verbes-

sern, indem arzneimittelbezogene Pro-

bleme erkannt und gelöst werden“.

8

ABBILDUNG 2:

Sicherheitsbarrieren und -lücken imMedikationsprozess, modifiziert

nach Reason

3

Grafik: Pharmazeutische Zeitung

6

 / AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal

MEHR ARZNEIMITTELTHERAPIESICHERHEIT IN DER APOTHEKE