als Reaktion auf zu hohe oder zu nied-
rige Blutzuckerwerte. Dies ist wahrlich
kein „Kinderspiel“ und auch beim Einsatz
von Insulinpumpen ist viel Mitdenken
erforderlich!
Der Diabetes-Manager
Die Aufgabe des „Diabetes-Managers“
übernehmen meist Mütter (seltener Vä-
ter) und in jungen Jahren gelingt es den
Familien oft, die gesteckten Therapie-
ziele einzuhalten. Dies ändert sich typi-
scherweise in der Pubertät, in der es den
Heranwachsenden meist an der für eine
Diabetestherapie unabdingbaren Diszi-
plin mangelt, gleichzeitig steigt die Risi-
kobereitschaft (hinzukommen die oben
angesprochenen physiologisch beding-
ten Stoffwechselschwankungen) und die
Unterstützung der Eltern nimmt ab. Die
Folgen dessen sind mitunter dramatisch:
Die Erkrankung entgleist, Krankenhaus-
aufnahmen treten gehäuft auf und die
HbA1c-Werte schrauben sich in schwin-
delerregende Höhe. Schnell machen sich
die besorgten Eltern mit gut gemeinten
Ratschlägen oder durch häufiges Nach-
fragen, z. B. zur erfolgten Blutzuckermes-
sung oder zum aktuellen Blutzuckerwert
die Erkrankung im Griff zu haben (Selbst-
wirksamkeit). Diese Eigenschaften befä-
higen sie dann auch, mit ihren Eltern und
den Behandlern auf Augenhöhe über die
Erkrankung und die Therapie sprechen
zu können. Dennoch sollten Eltern als
beratende und unterstützende Instanz
im Hintergrund bleiben, da Kindern und
Jugendlichen nicht immer die Konsequen-
zen ihrer Entscheidungen verständlich
sind. Ziehen sich Eltern zu früh aus dem
„Diabetes-Management“ zurück (sei es
durch eigene Überforderung, Zeitman-
gel, aber auch infolge Überdrüssigkeit),
ohne dass ihre Kinder die notwendigen
Kompetenzen im Selbstmanagement der
Erkrankung erlangt haben, kann dies die
Adhärenz der Therapie stark schwächen.
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Zudem werden Misserfolge bei der alters-
typisch geringen Frustrationstoleranz nur
schwer weggesteckt.
Klare Regeln und Teamwork
Der Kommunikation zwischen Eltern und
Jugendlichen mit T1DM über die Erkran-
kung kommt in der hitzigen Phase der Pu-
bertät eine besondere Bedeutung zu.
Eltern müssen sich dabei stets vor Au-
gen führen, dass ihre Rolle als „Diabetes-
Manager“ nicht die bestimmende Kom-
ponente in der Eltern-Kind-Beziehung
(und im gesamten Familiengefüge!) sein
darf, denn das Kind ist mehr als sein Dia-
betes! Psychologen der Universität Utah
konnten in ihrer Longitudinalstudie mit
252 jugendlichen Typ-1-Diabetikern und
ihren Eltern den Nachweis erbringen, dass
die Güte der mütterlichen und väterlichen
„unbeliebt“. Die Erziehungsberechtigten,
die vielleicht schon seit vielen Jahren die
Therapie ihrer Kinder, zum Teil „aufopfe-
rungsvoll“ gesteuert und begleitet haben,
müssen daher frühzeitig lernen, Stück
für Stück Verantwortung abzugeben, ein
gesundes Maß an Vertrauen und Kont-
rolle walten zu lassen und ihre Sprösslin-
ge entwicklungs- und altersgerecht im
Selbstmanagement ihrer Erkrankung zu
unterstützen. Schon im Grundschulal-
ter können Kinder beispielsweise eigene
erste Aufgaben übernehmen, wie z. B.
Blutzuckermessen und Broteinheit (BE)
oder Kohlenhydrateinheit (KE) schätzen
(Abbildung 1).
Selbstmanagement erlernen
Um Kinder und Jugendliche mit T1DM zu
befähigen, eigene Therapie-Entscheidun-
gen treffen zu können, müssen sie von
Kindesbeinen an in die Rationale der Ent-
scheidungsfindung und im Umgang mit
Problemen im Zusammenhang mit der
Diabetestherapie eingebunden werden.
Je besser dies gelingt, umso schneller wer-
den die Jugendlichen zu Experten bezüg-
lich ihrer eigenen Therapie und umsomehr
Vertrauen haben sie in ihre Kompetenz,
ABBILDUNG 1:
Nur wenn Kindern früh Verantwortung für die eigene Therapie übertra-
gen wird, können sie das Selbstmanagement ihrer Erkrankung erlernen.
Foto: rkris – Fotolia.com
WEITERFÜHRENDE LINKS
•
Bund diabetischer Kinder und Ju-
gendlicher e.V.:
www.bund-diabetischer-kinder.de•
Forum für Kinder, Jugendliche und
Eltern:
www.diabetes-kids.de•
Forum für Jugendliche:
www.diabetes-teens.net•
Stationäres Hilfswerk für jugendli-
che Diabetiker:
www.jugenddiabetes.de•
Diabetes-Trainingscamp für Kinder
und Jugendliche:
www.zuckerstachel.de•
LesenswerterBlogvonzweiMüttern:
www.kinder-mit-typ1-diabetes.netAKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal /
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DR. VERENA STAHL