

wo er steht und mit ihm gemeinsam ak-
zeptable Wegoptionen und auf das Ziel
wirkende Motivation entdecken (
RULE
).
Die wichtige Grundannahme des MI lau-
tet: Niemand ist grundsätzlich unmoti-
viert, sondern ambivalent (vgl. Abb. 1).
Wenn es uns gelingt die Ambivalenz des
Patienten zu erforschen und seine Pro-
Veränderungsargumente mit ihm heraus-
zuarbeiten, dann entscheidet er sich aus
seinen eigenen Motiven heraus (
DARN
)
für seinen individuellen Weg (Comic B).
Unsere klare Botschaft an den Pati-
enten beinhaltet Zuversicht: Es ist ihm
möglich, das krankheitsauslösende oder
verschlimmerndes Verhalten zu überwin-
den und die korrekte Medikamentenein-
nahme zu erreichen. Und vor allen Dingen
wird es sich für ihn lohnen, er belohnt sich
quasi selbst. Um die Veränderungsmotiva-
tion beim Patienten hervorzulocken und
die Behandlungsadhärenz zu aktivieren,
braucht es keinen Kraftakt, sondern nur
den richtigen Katalysator.
Grundhaltung
„MI ist eine partnerschaftliche personen-
zentrierte Form der Anleitung und Beglei-
tung zum Hervorlocken und Stärken von
Veränderungsmotivation“ (Rollnick, Miller,
Butler).
Was verbirgt sich dahinter?
Alles beginnt mit meiner Einstellung zum
Patienten und klaren Grundsätzen. An ers-
ter Stelle steht der Respekt vor der Auto-
nomie des Patienten: Der Patient darf sich
ändern wollen oder auch – noch – nicht
ändern wollen. Wir würdigen alle seine Ar-
gumente, auch die, die für ihn gegen eine
Veränderung sprechen (Abb. 2). Es geht
hier um einen evokativen Ansatz. Das be-
deutet, dass der Wille des Patienten im
Vordergrund steht und nicht der Zwang.
Unser Angebot ist kollaborativ. Das be-
deutet, wir sehen uns (in dieser Situation)
als Partner, bildlich gesprochen als Reise-
führer oder Tanzpartner für den Patienten.
Hierfür sind Anteilnahme, Atmosphäre,
Neugier und Akzeptanz wichtig. Der Stil
der Unterhaltung ist ruhig, eher entlo-
ckend – ich will helfen, aber er muss jetzt
nichts annehmen – nur gemeinsam geht
COMIC B:
Der Patient fühlt sich wie „bestellt und nicht abgeholt
“
, er sucht Rat und Hilfe. Der Heilberufler erforscht imMI-Gespräch Zie-
le und Motivatoren des Patienten und verknüpft sie mit seiner Kompetenz zur Wegfindung. Gemeinsam steuern sie auf die Lösung zu.
RULE
•
R
esist:
Widerstehe dem Korrekturreflex
•
U
nderstand:
Ergründe die Sicht des Patienten
•
L
isten :
Frage und höre zu
•
E
mpower:
Biete dem Patienten Lösungswege und -werkzeuge an,
lasse ihn (mit-)entscheiden
Ambivalenzen
Patienten sind oft nicht unmotiviert, sondern ambivalent!
Wie kann eine (kurze) Beratung zu einer dauerhaften Veränderung führen?
Bewusstsein für die eigene Ambivalenz entwickeln
Das Können / Über-sich-hinaus-wachsen erwecken
kontra Veränderung
pro Veränderung
Status quo
Aktuelle DARN
DARN der Zukunft
≠
oder
=
ABBILDUNG 1:
Ambivalenz – unentschieden zwischen allen Stühlen. Ambivalente Pa-
tienten wägen das Aufwand-Nutzen-Verhältnis einer Verhaltensänderung ab, da diese
mit den eigenen Werten und Vorstellungen interferiert. Ein Ziel der motivierenden Ge-
sprächsführung ist die Entwicklung in Richtung „pro Veränderung“.
Zeichnung: Christine Weber
AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal /
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CHRISTINE WEBER / CHRISTIAN SCHULZ