Die motivierende Gesprächsfüh-
rung (kurz: das MI, aus dem engli-
schen: motivational interviewing)
ist als therapiestützende Kommu-
nikationsform ein möglicher Weg
von vielen, der in den Heilberufen
beschritten werden kann. Es ist ein
Werkzeug mit großem Potential im
Werkzeugkasten des Fachwissens
und wie alle Werkzeuge ist es umso
wirkungsvoller, je geeigneter es für
den gewählten Einsatz ist und
umso gekonnter es eingesetzt wird.
Zum Glück besteht das MI aus vie-
len einzelnen Aspekten, die wir für
sich genommen in kleinen Schrit-
ten üben und entwickeln können
und die sich, wenn wir die zugrun-
deliegende Zielsetzung vorab verin-
nerlichen, wie von selbst zusam-
menfügen. Außerdem erfinden wir
das Rad nicht neu, Sie werden
schon oft Patienten (HINWEIS: der
Einfachheit halber sprechen wir
von dem Patienten und von dem
Apotheker) erfolgreich zu einer Ver-
haltensänderung angeleitet haben.
Hier bietet sich ein Weg an, diese
Fähigkeit zu erweitern und zu ver-
feinern, ummehr Freude und Er-
folgserlebnisse in der täglichen Ar-
beit zu haben bei gleichzeitig
selteneren Frusterlebnissen. Die
Anwendung des MI wird stets be-
reichert sein durch Ihre ganz per-
sönliche Note.
Vorteile: evidenzbasiert, leicht erlernbar,
ressourcenschonend
Zunächst von Miller und Rollnick entwi-
ckelt, wurde das MI im Rahmen der Sucht-
therapie überaus erfolgreich angewendet.
Auf seine Praktikabilität hin untersucht
zeigte sich schnell die große Stärke dieses
Ansatzes: einerseits in der klaren Verbes-
serung der Zielerreichung im therapeu-
tischen Kontext, andererseits als ein gut
und schnell erlernbarer Weg zur Gestal-
tung zwischenmenschlicher Arbeit und In-
tervention. Hervorzuheben ist der Einsatz
in Bereichen, die als konfliktbeladen gel-
ten oder in denen Widerstand schon fast
vorausgesetzt werden kann. Die besonde-
re Leichtigkeit, die sich mit fortschreiten-
der Beherrschung des MI einstellt, ist Teil
des Erfolgsrezeptes. Konsequenterweise
fasste die MI-Anwendung in immer mehr
Einsatzgebieten Fuß (Strafvollzug, Situ-
ationen der Zwangsberatung im foren-
sischen Bereich und Arbeitsvermittlung).
In vielen Feldern des Gesundheitswesens
hat das MI bereits seine Stärken unter Be-
weis gestellt, hierzu zählen bespielhaft
die Förderung der Adhärenz, Diabetiker-
programme, reibungsvolle Indikationen
aus dem neurologisch-psychiatrischen
Kontext und auch Asthmaschulungen.
Die Zahl der Forschungsergebnisse zur
Evidenz der Methode wuchs und wächst
weiterhin beachtlich.
Dieser Artikel wirft einen näheren
Blick darauf, wie das MI in der pharmazeu-
tischen Betreuung zum Einsatz kommen
kann und bietet erste Antworten auf die
folgenden Fragen:
• Welche Patienten können davon
profitieren?
• Wie sehen Situationen und Rahmenbe-
dingungen aus, in denen wir es anwen-
den können?
• Wie funktioniert das MI?
• Ist das MI auch etwas für mich?
• Wie kann ich das MI in meinen Versor-
gungsalltag sinnstiftend integrieren?
Darf es ein bisschen mehr sein? – Thera-
pieverantwortung für den Apotheker
Wir Apotheker sind als Heilberufler mit
dafür verantwortlich arzneimittelbezoge-
ne Probleme (ABP) zu erkennen, zu lösen
oder im interdisziplinären Prozess trag-
fähigen Lösungen zuzuführen. Wir tun
dies in der Interaktion mit dem Patienten
durch genaues Hinschauen und Nachfra-
gen, Analyse der uns zugänglichen Infor-
mationen, Anwendung unseres aktuellen,
fundierten Fachwissens und schließlich
einer zielgerichteten Intervention. Etwas
weiter gefasst als das ABP ist der Begriff
des Therapiehemmnisses, mit dem wir
die Phänomene beschreiben, die uns im
Zusammenhang mit der Suche nach den
ABPs begegnen und die wir als Problem
erkennen. Es handelt sich um Umstände,
die die beabsichtigte Wirkung des Arz-
neimittels verhindern oder ein Hindernis
im Medikationsprozess darstellen. Dies
kann auch das Ausbleiben einer Verhal-
tensänderung im Sinne der Therapie sein;
Darf es ein
bisschen mehr
sein?
Motivierende Gesprächsführung – schwierige Fälle meistern
Christine Weber (Bochum) ist
Apothekerin in der Westfalen-
Apotheke Bochum, Vorstands-
mitglied der AKWL, Fachapothe-
kerin für Allgemeinpharmazie
sowie AMTS-Managerin. Chris-
tian Schulz (Hiddenhausen) ist
Apotheker in der Bad Apotheke
Horn-Bad Meinberg und Facha-
potheker für Allgemeinpharma-
zie, Geriatrische Pharmazie, Na-
turheilverfahren & Homöopathie
sowie AMTS-Manager.
Christine Weber
Christian Schulz
(
Foto:B.Schulze)AKWL Fortbildung Aktuell – Das Journal /
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CHRISTINE WEBER / CHRISTIAN SCHULZ