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„Alles beginnt mit der Sehnsucht“,

so fängt ein Gedicht der Lyrikerin

Nelly Sachs an. Was die Veeh-Harfe

so besonders macht, ist, dass sie

aus einer großen Sehnsucht ge-

boren wurde. Hermann Veeh, der

Vater eines mit Down-Syndrom

zur Welt gekommenen Kindes,

wünschte sich nichts sehnlicher,

als seinem durchaus musika-

lischen Sohn zu ermöglichen, ein

Instrument zu spielen. Diese Vision

brauchte einige Jahre, bis aus dem

Vorbild-Modell, der Akkordzither,

über viele Bauschritte und Instru-

mentenmodelle die Veeh-Harfe ent-

standen war. Sie klingt ähnlich wie

eine Harfe, ist leicht zu bedienen

und wird am Tisch oder auf einem

Ständer stehend gespielt. Damit

ist sie ideal für den Einsatz im Se-

niorenhaus.

So kam dann auch die Idee auf,

einen Projekttag im Seniorenhaus

Serafine in Würselen-Broichwei-

den anzubieten. Einige Teilnehmer

kannten die Veeh-Harfe schon,

andere waren nur neugierig, wieder

andere hatten noch nie ein Musik-

instrument gespielt und konnten

auch keine Noten lesen. Sie kamen

im Seniorenhaus zusammen, um

die Veeh-Harfe kennenzulernen.

Dieses außergewöhnliche Instru-

ment bietet Bewohnern mit und

ohne Demenz die Möglichkeit, auf

kinderleichte Art selbst Musik zu

machen. Es spricht verschiedene

Ebenen an: Durch das Erinnern

der Melodien wird das Gedächt-

nis aktiviert, das Zupfen der Saiten

trainiert die Motorik und die Musik

als solche weckt Glücksgefühle. So

wie bei Elfi B., die an fortgeschritte-

ner Demenz leidet. Im Alltag ist sie

oft rastlos, doch das Spiel auf der

Veeh-Harfe begeistert und beruhigt

sie. Ähnliches ließ sich bei Maria

S. beobachten. Die Bewohnerin

ist hochgradig dement und bett-

lägerig. Sie reagiert kaummehr auf

ihre Umwelt. Als man ihr auf der

Veeh-Harfe bekannte Volkslieder

vorspielte, drehte sie den Kopf,

lächelte und versuchte mitzusin-

gen. Die Mitarbeiterin und Maria S.

hatten eine Kommunikationsebene

gefunden.

Ähnliche Erfahrungen haben auch

die Teilnehmer des Projekttages ge-

macht. Schwester Katharina Cleff,

Mitarbeiterin der Kirchlichen Unter-

nehmenskultur bei der Stiftung der

Cellitinnen zur hl. Maria, die selbst

Akkordzither spielt, führte durch

den Tag. Das Ziel war, am Ende

eine selbst mitgebrachte Melodie

spielen zu können. Zu Beginn

waren viele skeptisch. Doch als

tatsächlich eine Teilnehmerin „I am

sailing“ spielte – ohne Noten lesen

zu können – waren alle überzeugt.

Die Veeh-Harfe ermöglicht jedem

Menschen eine musikalische Teil-

habe und damit Kommunikation.

Weitere Projekttage in den Einrich-

tungen der Seniorenhaus GmbH

der Cellitinnen werden folgen.

Musik wagt neue Wege

Veeh-Harfen-Projekttag im Seniorenhaus Serafine

Ein Unterlegblatt leitet durch die Melodie

CellitinnenForum 3/2017

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Idee | Einsatz