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aufgrund ihrer großen Tradition, die unter gerontologischen und geriatrischen

Gesichtspunkten eine neue gesellschaftliche Wertschätzung verdient haben.

Angesichts der demographischen Entwicklung kann die Frage gestellt

werden, ob das Bemühen im Kurwesen nach vorwiegend jüngeren Gästen

als marktgerecht bezeichnet werden kann. Zweifelsohne ist das Interesse an

der Gesunderhaltung im Alter erst in der zweiten Lebenshälfte relevant und

motiviert erst dann zu größeren Ausgaben für die Gesundheit.

Im Hinblick auf den Begriff Alter können verschiedene Arten von Alter –

kalendarisches Alter, biologisches Alter, Funktionsalter – differenziert werden.

Für die Kur ist nicht das kalendarische Alter, sondern das biologische Alter von

Interesse, das in diagnostischen Parametern objektivierbar ist. Mit der Erkennt-

nis der Wichtigkeit des Funktionsalters sind die Möglichkeiten des Kurortes im

Bereich der Gero- und Gerontoprophylaxe verknüpft. Unter gerontologischen

Aspekten muss die Selbstverfügbarkeit und die Autonomie im Alter als über-

geordnetes Ziel eines Funktionstrainings genannt werden, unabhängig davon,

ob chronische Krankheiten mehr oder weniger den körperlichen Zustand

bestimmen. Das Erreichen dieser Ziele oder die Bewahrung dieser Fähigkeiten

bedeutet Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.

Allerdings bewirkt die Heilsehnsucht des Menschen, dass Heil und somit

auch die Gesundheit immer zunächst durch ein Mittel, durch ein Heilmit-

tel, erreicht werden soll. Darauf beruht der ökonomische Erfolg von Auf-

bauspritzen, Hormonen, Radikalfängern, Antioxidantien, Vitaminen und

Spurenelementen. Der Profit und der Erfolg in der Anti-Aging Welle werden in

der Gabe von Hormonen wie Östrogenen, Androgenen, Wachstumshormon,

Dehydroepiandrosteron und von Vitaminen in hohen Dosierungen gesehen.

Bedauerlicherweise finden sich in der Werbung von Kureinrichtungen unter

dem Begriff Aufbaukuren Angebote, die diese Mittel anstelle eines kurtypischen

Trainings von Körperfunktionen durch Übung einsetzen.

Von wesentlicher Bedeutung erscheint die Tatsache, dass geistig aktive

Menschen mit einem breiten Interessensradius, einem weit reichenden Zukunfts-

bezug und guter sozialer Einbindung ein höheres Lebensalter bei psychophysi-

schemWohlbefinden erreichen als Menschen, die wenig Interessen haben und

eine geringere körperliche und geistige Aktivität aufweisen. Eine zeitgemäße

Kur für ältere Kurgäste muss sich daher auch im Bereich der Antriebsregulation

bewähren. Das Kompetenzmodell für Gesundheit besagt, dass Gesundheit in

allen Lebensphasen nicht grundsätzlich an das Fehlen von krankheitsbedingten

Defiziten gebunden, sondern das Ergebnis von Kräften und Fähigkeiten ist, die

ein alterstypisches Funktionsgleichgewicht in einer bestimmten Lebenssituation