Unter Psychologie kann sich sicher
jeder etwas vorstellen, aber was
genau ist Neuropsychologie?
Die Neuropsychologie ist ein Teil-
bereich der Psychologie, der sich
mit den Funktionen des Gehirns
beschäftigt, also der Aufmerksam-
keit, dem Gedächtnis, dem Denk-
vermögen, der Sprache. Aber auch
zum Beispiel Aspekte der Stim-
mung oder des Verhaltens werden
beachtet. All diese Bereiche können
im Rahmen einer Erkrankung oder
eines Unfalls beeinträchtigt werden.
Aufgabe der Neuropsychologie ist
es, solche Veränderungen zu erfas-
sen und im Sinne des Patienten zu
behandeln.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Ziemlich vielfältig! Neben der Lei-
tung der Abteilung verbringe ich
einen großen Teil meiner Arbeit in
der neurologischen Tagesklinik des
Neurologischen Therapiecentrums.
Dort werden Patienten nach Schlag-
anfällen, Hirnblutungen, Unfällen
und anderen Schädigungen des
Nervensystems in verschiedenen
Therapiebereichen ambulant be-
handelt. Ich führe mit ihnen ein Auf-
nahmegespräch, erfasse etwaige
Einschränkungen und Ressourcen
sowie Therapieziele.
Wie geht es dann für den Patienten
weiter?
Im Anschluss werden die Reha-
bilitanden in den verschiedenen
Funktionsbereichen getestet und
es wird in Absprache mit den Ärzten
und anderen Therapiegruppen ein
individuelles Therapiekonzept er-
stellt. Dabei kann der Schwerpunkt
sowohl auf der kognitiven Therapie,
wie der Kompensation und Ver-
besserung von Aufmerksamkeits-
oder Gedächtnisstörungen liegen,
als auch auf der psychologischen
Unterstützung bei der Krankheits-
bewältigung und der Neugestaltung
des häufig veränderten Alltags. Am
Ende des Rehaaufenthaltes gilt es
oft, die Nachsorge oder die be-
rufliche Wiedereingliederung des
Patienten zu organisieren.
Ein weiterer Teil meiner Arbeit ist
die psychologische Betreuung von
Palliativpatienten im St. Marien-
Hospital. Dabei liegt der Schwer-
punkt natürlich mehr in der psycho-
therapeutischen Tätigkeit.
Welche Ausbildung ist für Ihre Ar-
beit notwendig?
Ähnlich wie bei unseren Tätig-
keitsbereichen sind auch hier ver-
schiedene Wege möglich: Grund-
voraussetzung ist ein mit Diplom
oder Master abgeschlossenes
Hochschulstudium in Psychologie.
Anschließend besteht die Möglich-
keit, sich berufsbegleitend zum ‚Kli-
nischen Neuropsychologen‘ aus-
bilden zu lassen.
Und wie haben Sie es gemacht?
Ich persönlich habe einen ande-
ren Weg gewählt: Nach meinem
Studium mit den Schwerpunkten
klinische Psychologie und Neuro-
psychologie, habe ich zunächst
verschiedene Fortbildungen im
Bereich der Neuropsychologie, Ent-
spannungs- und Schmerztherapie
sowie Fahreignungsbeurteilung
absolviert. Danach habe ich mich
schließlich für eine berufsbegleiten-
de Ausbildung zur Psychologischen
Psychotherapeutin für Verhaltens-
therapie entschlossen.
Bei der täglichen Arbeit im NTC
zeigt sich immer wieder, wie hilf-
reich die verschiedenen Weiter-
bildungsschwerpunkte sind. Denn
so sind wir in unserem fachlichen
Wissen besonders breit aufgestellt
und können einander im Sinne des
Patienten bei verschiedensten Fra-
gestellungen hilfreiche Tipps geben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Was macht eigentlich …?
Sandra Puffert, leitende Psychologin und Psychotherapeutin in der Abteilung
für Neuropsychologie des Neurologischen Therapiecentrums Köln (NTC)
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CellitinnenForum 3/2016
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