In der Physiotherapie werden ge-
störte physiologische Funktionen
gezielt behandelt, damit Patienten,
die eine Einschränkung des Bewe-
gungsapparates haben, ihre natür-
lichen Fähigkeiten zurückerlangen.
Der Physiotherapeut nutzt dabei
die passive und aktive Bewegung
zur Heilung von Krankheiten oder
der Wiederherstellung normaler
Bewegungsabläufe. Er kann somit
beispielsweise operative Therapien
sinnvoll ergänzen.
Das lässt sich anschaulich an einem
Beispiel erklären. Eine Patientin,
nennen wir sie Frau Müller, hat sich
bei einem Fahrradsturz eine distale
Radiustrümmerfraktur (komplizier-
ter, handgelenksnaher Speichen-
bruch) zugezogen. Im St. Vinzenz-
Hospital wurde ihr imRahmen eines
operativen Eingriffs ein externer
Handgelenksfixateur angelegt. Das
ist ein durch die Haut von außen
befestigtes Haltesystem, das den
betroffenen Körperteil ruhigstellt.
Dazu werden Pins im Knochen ver-
ankert und nach Reposition des
Knochenbruchs mit einer starren
Vorrichtung fest verbunden. Nach
dem Eingriff befand sich Frau Müller
bereits stationär in physiotherapeu-
tischer Nachbehandlung und nach
ihrem Aufenthalt hat sie zweimal
wöchentlich die ambulante Physio-
therapie besucht.
Anfangs bestand der Therapie-
schwerpunkt aus abschwellen-
den Maßnahmen, wie manueller
Lymphdrainage und der Anlage von
Lymphtapes. Aufgrund der ope-
rativen Versorgung mittels Hand-
gelenk-Fixateur konnte bereits ab
dem ersten postoperativen Tag das
Üben des kompletten Faustschlus-
ses und der Umwendbewegung
des Unterarms erfolgen. Ebenso
war es möglich, die Narben innen
und außen am Handgelenk direkt
zu behandeln.
Zwei Wochen nach dem Eingriff
konnte bereits mit dem Beugen
und Strecken des Handgelenks
begonnen werden. Dies hatte für
Frau Müller den großen Vorteil, dass
sie ihren Alltag zuhause nach relativ
kurzer Zeit wieder alleine bewältigen
konnte, wenn auch eingeschränkt.
Nur sechs Wochen nach der Ope-
ration wurde der Fixateur entfernt,
sodass alle Bewegungsrichtungen
nun vollkommen frei waren und in
der Therapie aktiv, assistiv geübt
werden konnten. Frau Müller be-
kam darüber hinaus ein therapie-
begleitendes, intensives Eigen-
übungs- und Dehnungsprogramm,
das besonders wichtig war, da sie
ihre Anstellung in der Gastronomie
schnell wieder aufnehmen wollte.
„Hätte man Frau Müller konser-
vativ eine Gipsschiene angelegt,
anstatt sie mit einem externen
Handgelenksfixateur zu versor-
gen, wäre es uns nicht möglich
gewesen, direkt nach der OP so
früh und intensiv mit dem Beüben
verschiedener Bewegungsrichtun-
gen zu beginnen“, erklärt Günter
Krumm, Leiter der Physiotherapie
im St. Vinzenz-Hospital.
So hat Frau Müller keinerlei Ein-
schränkungen zurückbehalten und
kann auch ihrem Hobby, dem Bas-
teln, wieder problemlos nachgehen.
Schnell in den Alltag zurückfinden
Physiotherapie als wirkungsvolle Unterstützung nach Operationen
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CellitinnenForum 1/2017
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