CF_01_2021_web

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01 | 2021

CellitinnenForum

Zeitschrift der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

Non-Profit!

Frohe Ostern

„Ostern ist das Ereignis, das die radikale Neuheit für jeden Menschen, für die Geschichte und für die Welt gebracht hat: Es ist der Triumph des Lebens über den Tod; Es ist eine Feier des Erwachens und der Regeneration. “ Papst Franziskus In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Angehörigen ein frohes und segensreiches Osterfest! Ihre Cellitinnen zur hl. Maria Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

WILLKOMMEN

Willkommen

Die Sozialgeschichte unseres Landes ist untrennbar mit dem karitativen Wir- ken von Kirchengemeinden und Ordensgemeinschaften verknüpft. So wun- dert es nicht, dass sich das erste Hospital Kölns, das ‚Heiliggeist- haus‘, im 11. Jahrhundert auf der heutigen Domplatte befand. Doch erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden vielerorts Krankenhäuser im heutigen Sinn. Gegründet wurden sie vor allem von Ordensgemeinschaften, die hier das geistige Le- ben mit dem tätigen karitativen Handeln verbinden wollten. In dieser Zeit entstanden in Köln das St. Marien-Hospital, das St. Franziskus-Hospital und das St.Vinzenz-Hospital so- wie in Wuppertal das Krankenhaus St. Josef und das Petrus- Krankenhaus. Außerdem entwickelten sich Einrichtungen für pflegebedürftige und alte Menschen, aus denen im 20.Jahrundert moderne Seniorenhäuser erwuchsen. Die Bedeutung von freigemeinnützigen Einrichtungen, die also weder kom- munal noch privatwirtschaftlich organisiert sind, kennzeichnet unsere Versor- gungsstruktur bis in die heutige Zeit. Unsere Krankenhäuser mit ihrem christ- lichen Selbstverständnis haben den Menschen als Ganzes – mit Leib und Seele – im Blick. Natürlich müssen auch wir kostendeckend arbeiten, aber hier steht eben nicht der maximale Profit im Vordergrund. Und wenn notwen- digerweise auch hier Überschüsse erzielt werden, werden diese konsequent am Standort reinvestiert. So sorgen wir für eine moderne, zugewandte Medi- zin und Pflege und gleichzeitig für ein gesundes, sozialverantwortliches Wirt- schaften. Ich bin bei aller gebotenen Kritik an mancherlei Struktur froh, in einemSystem zu arbeiten, in dem die Bedeutung des Gemeinwohls immer noch über dem des Profits steht. Dass wir für unsere Aufgaben gut gewappnet sind, zeigt die Versorgung von COVID-19-Patienten, die wir zu Hunderten in unseren Ein- richtungen in den letzten Monaten gepflegt haben und noch pflegen werden. Während in anderen Ländern dieVersorgungsstrukturen teilweise überfordert waren, hat sich die Trägervielfalt in unserem Land bewährt, in dem wir als katholische Stiftung mit knapp 8.000 Mitarbeitern unseren engagierten gesell- schaftlichen Beitrag leisten.

Herzlichst

Thomas Gäde, Geschäftsführer der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

Foto: Melanie Zanin

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INHALT

Inhalt

40

58

22

F ORUM

F UNDAME N T

30

Gemeinsam Leben

6

Meldungen

33

Geborgen im Heilig Geist-Krankenhaus

13

Porträt: Josef Hüttemann

34

Machen Sie sich mal frei!

36

Seelsorge im Krankenhaus trotz Pandemie

T H EMA

16

Dem Gemeinwohl verpflichtet

20

Zahlen-Daten-Fakten

KOMP E T E N Z

22

Das Wohl aller im Blick

40 „Ich würde wieder so entscheiden“ 42 Rheuma-Therapie im St. Marien-Hospital 43 Joint auf Rezept? 44 Klinische Studie für ‚Höhle der Löwen‘-Produkt 46 Herzrhythmusstörungen

25

Mehr als Brot – Zuwendung aus Menschenliebe

26

Herzensarbeit

4

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INHALT

65

66

ME N S CH E N

47

Wie werde ich mein wieder Tattoo los?

66

Mr. ProServ geht in Rente

48

Exzellente Prognose nach dem Schock

64

Urlaub machen in Coronazeiten

50

Hören Sie auf Ihr Herz – immer!

66

Die Zeit zurückgedreht

52

Nierenkranke Patienten profitieren

67

Ein Geschenk in besonderen Zeiten

54

Patienten für Patienten

68

Gemeinsam für die gute Sache

55

Krankenhäuser starten Medienkampagne

66

„Nä, wat wor dat dann fröher en superjeile Zick ...“

56

Schlafproblemen auf der Spur

58

Ein bisschen Mehr geht nur gemeinsam

S TA NDA RD S

59

Patientenverfügung 2.0? – Aber sicher!

3

Editorial

71

Rätsel

72

Unsere Krankenhäuser

75

Unsere Seniorenhäuser

74

Impressum

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FORUM

Meldungen

sein außergewöhnliches Engagement dankte ihm der Vorsitzende des Vor- standes der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, Hans Mauel, auch im Namen der Ordensschwestern im Rahmen der Dezember-Sitzung des Aufsichtsra- tes. Er überreichte Tiedeken für seine Treue zum Unternehmen und seinen Einsatz die Silberne Cellitinnen-Nadel – wegen der Pandemie zunächst sym- bolisch über eine Online-Plattform, später auch persönlich. Mit dem neuen Jahr vollzog sich dann auch ein Wechsel im Stiftungsvor- stand, dem Tiedeken seit gut neun Jahren angehört. Mit Beginn seines Ruhestandes Ende 2020 räumte der ‚Sparkässler‘ seinen Schreibtisch bei dem Kölner Geldinstitut, um ihn An- fang 2021 als Vorsitzender des Vor- standes im Mutterhaus der Cellitinnen wieder einzuräumen. Damit erfüllt sich ein Wunsch seines Vorgängers Mauel, der seine Nachfolge nun in guten Hän- den weiß. Beide tauschen im Vorstand ihre Aufgaben, sodass ein reibungslo- ser Übergang gewährleistet ist. Tiede- ken sieht der neuen Herausforderung mit Spannung entgegen: „Bisher nahm ich den Verbund aus einer beacht­ lichen Flughöhe wahr. Doch mit meiner neuen Aufgabe werde ich mich tiefer in die einzelnen Unternehmen einarbei- ten. Ich freue mich besonders darauf, die Seniorenhaus GmbH besser ken- nenzulernen, mit der ich bisher weni- ger Berührungspunkte hatte“, erklärt der neue Vorsitzende.

Seit zehn Jahren lenkt Dr. Klaus Tie- deken die Geschicke der Hospital- vereinigung St. Marien (HSM) als Vorsitzender des Aufsichtsrates mit. Viel gab es in diesen Jahren zu ge- stalten, nicht zuletzt die Eingliederung der 2009 übernommenen Wupper- taler Krankenhäuser in den Verbund. Trotz seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Vorstand der Kreissparkasse Köln übernahm Tiedeken schon bald wei- tere Aufgaben für die HSM: Er leitet u.a. die Findungskommission für die Auswahl neuer Geschäftsführer, führt Verhandlungen für den gesamten Ver- bund, leitet die Strategietreffen, pflegt wichtige Außenkontakte und bereitet die Aufsichtsratssitzungen gemein- sam mit der Geschäftsführung vor. Für Ehrung und Veränderung

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FORUM

Schwalbengasse unter neuer Leitung

Mathias Junggeburth tritt die Nach­ folge von Maria Baiz an, die nun in den wohlverdienten Ruhestand geht. Im Januar 2018 übernahm Junggeburth erfolgreich die Leitung des Senioren­ hauses St. Josef in Meckenheim. Viele Herausforderungen wurden be­

Neuer Regionalleiter in Köln

wältigt. Aber frei nach Albert Einstein ist der sicherste Ort für ein Schiff zwar der Hafen, doch dafür sind Schiffe nicht gemacht und so steuert Junggeburth nun neue Herausforderungen und Aufgaben an. Im November 2020 übernahm er mit Freude die Leitung des Seniorenhauses St. Maria im Kölner Zentrum. „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit und eine aussichts­ reiche Zeit!“ Wir wünschen Junggeburth einen erfolgreichen Start und gutes Gelingen.

Dino Kierdorf hat im November 2020 die Regionalleitung für die Kölner Senioreneinrichtungen über­ nommen. Der gelernte Altenpfleger blickt auf 30 Jahre Berufserfahrung, u.a. in einer Einrichtung für geronto­ psychiatrisch veränderte Senioren, als Heim- und Pflegedienstleiter sowie auch in einer Doppelfunk­ tion als Leiter der Hauswirtschaft und Pflegedienstleitung zurück. 2011 startete er als Seniorenhaus­ leiter in den Hausgemeinschaften St. Augustinus in Köln-Nippes und schätzt dort die Einbindung der Schwestern des Konvents der Teresian Carmelites sowie die ko­ operative Zusammenarbeit mit dem umgebenden St. Vinzenz-Hospital und dem Hospiz St. Marien. Kier­ dorf ist die Weiterentwicklung des breit gefächerten Leistungsspek­ trums der Kölner Seniorenhäuser in ihren unterschiedlichen ‚Veedeln‘ angesichts der sich ständig ver­ ändernden Rahmenbedingungen ein großes Anliegen.Wir wünschen ihm für diese herausfordernde Auf­ gabe viel Erfolg und Gottes Segen.

Wechsel in den Hausgemeinschaften St. Augustinus

Die Hausgemeinschaften St. Augusti­ nus haben eine neue Seniorenhaus­ leitung. Christian Opel tritt die Nach­ folge von Dino Kierdorf an, der die Leitung der Region Köln übernom­ men hat. Bereits seit 2016 ist Opel als Bereichsleitung Pflege & Sozial- Kulturelle-Betreuung (SKB) in Nippes tätig. Ein Wechsel in einer ungewöhn­ lichen Zeit, aber: „Die Zusammen­ arbeit in den Hausgemeinschaften

und mit den anderen Kölner Häusern hat sich gerade in der Pandemie bewährt“, so Opel, der bereits zahlreiche Projekte im Unternehmen begleitete. Durch seine langjährige Erfahrung im Pflegebereich ist er mit allen Mitarbeitern, Bewohnern und deren Angehörigen vertraut. „Im gewachsenen Netzwerk ‚im Veedel‘ kennt hier jeder jeden und die Arbeit in den Hausgemeinschaften hat dadurch etwas Familiäres“, freut sich Opel. Wir wünschen ihm viel Erfolg in der neuen Aufgabe.

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FORUM

30 Jahre dabei

Für unglaubliche 30 Jahre Tätigkeit für die Einrich­ tungen der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria bedankte sich Thomas Gäde, Geschäftsführer der Stiftung, bei Stefan Dombert, Geschäftsführer der Hospitalvereinigung St. Marien, und überreichte ihm die goldene Cellitinnen-Nadel mit Urkunde. Auch Dombert dankte herzlich und betonte, dass ihm angesichts der vielen, sehr unterschiedlichen Auf­ gaben und Karriere-Stationen sowie mit Blick auf die immer neuen Herausforderungen bis heute nicht ein Tag langweilig gewesen sei.

Stefan Dombert (li) und Thomas Gäde

Clemens Pollmann übernimmt die Leitung in Meckenheim

Und der Gewinner ist: die Umwelt

Clemens Pollmann ist bereits seit 2015 bei der Seniorenhaus GmbH tätig. Die ersten zwölf Monate durchlief der gelernte Hotel­ fachmann das Traineepro­ gramm zum Seniorenhaus­ leiter. Im Anschluss war er als Assistent der Regional­ leitung Bonn und Kleve beschäftigt und begleitete

Das Seniorenhaus Maria Einsiedeln beteiligt sich an der Aktion Ökoprofit, an der mehr als 100 Kommunen und über 4.000 Einrichtungen deutschlandweit mitmachen. Ökoprofit prüft kritisch den Verbrauch aller Ressourcen. Die Bilanz: „Beim Wasser konn­ ten wir den Verbrauch mit Durchflussreglern deutlich senken“, erklärt Seniorenhausleiter Jan Gawol. „Der Kauf von Perlatoren war finanziell nichts gegenüber der Wasserein­ sparung. Seitdem ich einen Sohn habe, ist mir sehr bewusst, dass jeder Mensch individuelle Möglichkeiten hat, den Konsum bewusst zu steuern, damit wir unseren Kindern eine wert­ volle Welt übergeben.“ In Sachen Mülltrennung und Stromverbrauch konnte sich das Venusberger Haus signifikant verbessern. Weitere Seniorenhäuser der Re­ gion Bonn sind ebenfalls der Aktion Ökoprofit angeschlossen.

maßgeblich das Projekt Arbeitszeitflexibilisierung in der Pflege. Während dieser Zeit absolvierte Poll­ mann berufsbegleitend zunächst die Weiterbildung zum Einrichtungsleiter und im Anschluss das Studi­ um zum Bachelor of Arts in Business Administration. Nun kann er das Gelernte umsetzen. „Ich freue mich auf die Arbeit im Seniorenhaus St. Josef und auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen“, berichtet Poll­ mann. Wir wünschen ihm gutes Gelingen und Gottes reichen Segen.

Grafik: GettyImages

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FORUM

Seit vielen Jahren unterstützen die Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria und die Schwestern des Mutterhauses den Verein ‚Helfen durch Geben‘ (Sack e.V.). 2020 hatten beide auf das Verschenken von Weihnachtspräsenten verzichtet und stattdessen die wichtige Arbeit des Vereins gefördert. Der ‚Sack e.V.‘ kümmert sich um regelmäßige Mahlzeiten für Kinder in 16 Kindertagestätten in sozialen Brennpunkten. Außerdem hat er 850 sogenannte Empfangsadressen auf seiner Liste, die er mit Lebensmitteln unterstützt. Als Dank für die großzügige Spende brachten Ernst Mommertz (Ver- einsvorsitzender), Erika Wittkamp und Walter Coenen ein von den Kindern selbst gemaltes Bild vorbei. Dankeschön des ‚Sack e.V.‘

Mit Musik durch die Coronazeit

Im April 2020 startete die Brotfabrik Bonn das Projekt ‚Musik vor Seni- orenheimen‘. Mit dem Akkordeon beglückte Koordinator Georg Brink- mann die Bewohner im Senioren- haus Maria Einsiedeln. Dann ent- stand die Kooperation der Brotfabrik mit der Bürgerstiftung Bonn, die den Bewohnern musikalisch vielseitige Ablenkung bescherte: Die Marion & Sobo Band mit Swing und franzö­ sischen Chansons. Das Mitsing­ konzert von Gerhard ‚Filou‘ Vieluf mit Schlagern zum Schunkeln und Klatschen. Der Club der Bonner Soroptimists International stiftete anlässlich seines fünfjährigen Jubi­ läums ein fantastisches klassisches Hofkonzert. Sie alle gaben sich auf dem Venusberg die Klinke in die Hand: Musiker des Beethoven Orchesters und Sängerinnen der Oper Bonn, das Duo Nouances, der Poppelsdorfer Liederkreis, die Kam- meroper Köln. Sie entführten die Be- wohner eine Weile aus den täglichen Sorgen und Nöten. Danke!

(v.l.) ErikaWittkamp, Sr. M. Nicola, Ernst Mommertz, Hans Mauel, Walter Coenen und Generaloberin Sr. M. Bernharda

Urologische Praxis im Kölner Norden

Im Januar hat die Praxis der Urologen Thomas Quirmbach und Marcus von Mengden im Facharztzentrum am Heilig Geist-Krankenhaus eröffnet. Mit dem Umzug von Köln-Chor- weiler stärkt sie die bereits bestehende sehr gute Zusammen- arbeit mit der Klinik für Urologie am Heilig Geist-Krankenhaus. Dr. Petra Stamm, Chefärztin der Klinik für Urologie, sieht eine noch reibungslosere Versorgung der urologischen Patienten gewährleistet. Die beiden Fachärzte für Urologie mit der Zu- satzweiterbildung Medikamentöse Tumortherapie sehen für ihre Patienten weitere praktische Vorteile: Die frisch renovier- ten Räume sind barrierefrei zugängig, es gibt ausreichend Parkplätze im gegenüberliegenden Parkhaus und die Praxis ist sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.

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FORUM

Hilfestellung bei der Abschlussarbeit – für die Seniorenhausleiter im Verbund der Cellitinnen zur hl. Maria ist dies eine Selbst- verständlichkeit. Jüngst unterstützte Ma- thias Junggeburth die Bachelorarbeit von Estella Dailow, die an der Hochschule Ko- blenz Gesundheits- und Sozialwirtschaft studierte und im Seniorenhaus St. Josef die Zufriedenheit der Bewohner im Service- wohnen untersuchte. Junggeburth öffnete ihr die Türen zu den Mietern und stand ihr während der Arbeit mit Rat und Tat zur Sei- te. Auch nach dem erfolgreichen Abschluss ließ Dailow die Arbeit mit den Bewohnern nicht los. Mittlerweile startete sie ihre beruf- liche Karriere in der Verwaltung des Senio- renhauses. Wissenschaft trifft Praxis

Trauer um Prof. Dr. Dr. Johannes M. Fox Am 03. Januar 2021 verstarb im Alter von 82 Jahren Prof. Dr. Dr. Johannes M. Fox. Er war langjähriger Vor- sitzender der Stiftung St. Marien-Hospital sowie von 2004 bis 2013 Mitglied im Aufsichtsrat der Hospitalver­ einigung der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria. Seit 1999 engagierte er sich zunächst als Mitglied, seit 2001 als Vorsitzender der Stiftung St. Marien-Hospi- tal für den Erhalt des Kölner Krankenhauses und die Weiterentwicklung seines Leistungsspektrums. Er war wesentlicher Wegbereiter der Trägerüberführung des St. Marien-Hospitals in den Cellitinnen-Verbund. Im Rahmen seiner ehrenamtlichen Arbeit erwarb sich Fox große Wertschätzung bei Kollegen und Mitarbeitern. Dem Wirken der Ordensschwestern und dem katho- lischen Proprium fühlte er sich zeitlebens eng verbun- den. Wir gedenken seiner im Gebet und werden ihn in ehrender Erinnerung behalten.

Gemeinsam mit rund 800 Kollegen aus ganz Europa absolvieren für das Heilig Geist-Krankenhaus seit Herbst 2020 Prof. Dr. Stefan Weber, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Thomas Bayer, leitender Ober- arzt in der Klinik für Innere Medizin, und Dr. Thomas Müller, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin, die Online-Fortbildung ‚C19_SPACE‘ der Europäischen Corona – Großangelegte europaweite Fortbildung

Gesellschaft für Intensivmedizin (ESICM). Ziel ist es, die Teilnehmer zu befähigen, unerfahrene Ärzte sowie Pflegekräfte innerhalb kurzer Zeit für eine fachlich angemessene Intensivmedizin und -pflege zu schulen. Dies soll dazu beitragen, die Experti- se im Umgang mit COVID-19 Erkrankten bei stark steigenden Infektionszahlen weiter zu erhöhen.

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FORUM

Meisterliche Pflege

Schnell, schneller, Schnelltests

Herzlichen Glückwunsch an Sabrina Helmes: Bei den Deutschen Meisterschaften der Pflege erreichte die Auszubildende am St. Franziskus- Hospital den NRW-Spitzenplatz. Die angehende Pflegefachfrau erzielte dieses hervorragende Ergebnis bereits im ersten Ausbildungsjahr und hatte sich damit für das Finale 2020 in Berlin platziert. Leider kann sich die NRW-Meisterin aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht mit den besten deutschen Pflegeschülern messen, da die Endrunde in Berlin abgesagt werden musste. Daher blieb es bei einer kleinen Ehrung im Kol- legenkreis, an der auch Beate Eschbach, Schul- leiterin der Louise-von-Marillac-Schule, teilnahm. Diese überreichte die Urkunde, die Sabrina Helmes für das Finale 2021 in Berlin qualifiziert.

Wie so viele Anweisungen kam Ende Oktober 2020 die ministerielle Verfügung zur Durchführung von Schnelltests auf Covid19-Infektionen, wörtlich PoC-Anti­ gen-Test, in den Einrichtungen der Alten­ hilfe. Auf die plötzliche Verfügung hin haben die Seniorenhäuser der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria umgehend Test-Konzepte erstellt, um die Testver- fahren erst für Mitarbeiter, später auch für Bewohner und Besucher durchführen zu können. Im Seniorenhaus St. Anna wurden ausgewählte Pflegefachkräfte durch eine Ärztin des Gesundheitsamts Köln mit den Testmaterialien und dem Verfahren vertraut gemacht. Sicherheit geht vor!

Sabrina Helmes mit Beate Eschbach (v.li).

St. Marien-Hospital: Demenzstation ausgezeichnet

Die Station für kognitive Geriatrie (Demenz- und Delirstation) des St. Marien-Hospitals in Köln wurde mit dem ‚Gesundheitspreis NRW‘ des Landesgesundheitsministeriums ausgezeichnet. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis steht unter dem Motto ‚Seelische Gesundheit im Al- ter‘. Überzeugt hat vor allem das innovative Licht- und Farbkonzept der Station, das an Demenz erkrankten Menschen eine bessere räumliche und zeitliche Orientierung ermöglicht. Zusätzlich wurde das Projekt in die Initiative ‚Gesundes Land NRW‘ aufgenommen.

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CellitinnenForum 01 | 2021 11

FORUM

Für die meisten sind sie nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken: Messenger wie WhatsApp, Threema, Telegram und andere erleichtern das tägliche Miteinander. Auch im Krankenhaus ist es häufig notwendig, sich kurzfristig auszutauschen. Zum Schutz der Patientendaten dürfen die bekannten Messengerdienste aber nicht genutzt wer- den. Die Hospitalvereinigung setzt daher auf eine Eigenentwicklung, die über das interne Der HSM-Messenger – Schnelle Infos ganz sicher

Green Hospital: St. Franziskus-Hospital macht mit beim Modellprojekt ‚KLIK‘

Rechenzentrum läuft und ausschließlich in- nerhalb des HSM-Netz- werkes arbeiten wird, auch beim Zugriff über das Internet, alles mit höchstem Sicherheits- standard. Der Dienst soll künftig neben dem Austausch von Text- und Bildnachrichten auch die Kommunika- tion in Gruppen, eine Chatfunktion und die Teilnahme an Video- konferenzen ermögli- chen.

Jana Mödder leitet die Projektgruppe.

Umweltbewusstes und ökologisches Handeln wird im Krankenhaus immer wichtiger. Nicht umsonst hat die Hospitalvereinigung St. Marien das Thema ‚Green Hospital‘ als strategisches Ziel auf die Agenda ge- setzt. Um die Idee des nachhaltigen Wirtschaftens im Krankenhaus strategisch und praktisch nach vorne zu bringen, macht das St. Franziskus-Hospital mit beim Modellprojekt ‚KLIK‘. Die Abkürzung steht für ‚Klima- schutz in Kliniken verankern‘ und wird unter Förderung des Bundesumweltministeriums vom BUND und der Stiftung viamedica getragen. Im St. Franziskus-Hos­ pital hat sich dazu eine Projektgruppe formiert. Die Ideen und Erfahrungen mit dem CO2-Einsparen flie- ßen auch in die verbundweite Projektgruppe ein.

Vorbildliches Projekt: Der alte Mensch im Akutkrankenhaus

Die NRW-Landesinitiative ‚Ge- sundes Land‘ hat das qualitäts- gesichterte Projekt ‚Der alte Mensch im Akutkrankenhaus‘ ausgezeichnet und für den Ge- sundheitspreis empfohlen. Ge- würdigt wird, dass sich das St. Franziskus-Hospital als Teil des AltersTraumaZentrums Köln

(ATZK) auf beispielhafte Weise um die Behandlung älterer Men- schen eingestellt hat. Ärztlicher Projektleiter für das Konzept ist Martin Rössler. Der Facharzt für Anästhesiologie und periopera- tive Altersmedizin kümmert sich schwerpunktmäßig um das Delir- und Demenzmanagement.

Martin Rössler

Foto: GettyImages (Montage)

12 CellitinnenForum 01 | 2021

P O R T R Ä T

Steckbrief

Alter: 87 Jahre Familienstand: verheiratet (seit 62 Jahren) Kinder: eine Tochter, ein Sohn, drei Enkelkinder Beruf: früher Oberkreis- Direktor des Kreises Düren Ehrenamt: Betreuung

in Seniorenhäusern, früher: Pfarrgemein­ de, Eifelverein

Ehrenamtler in den Dürener Seniorenhäusern

Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen und was macht diese Aufgabe bei den Cellitinnen für Sie aus? Bei privaten Besuchen in Senioren­ häuser habe ich zufällig an Unter­ haltungsangeboten teilgenommen und spontan mitgewirkt. Dann habe ich selbst Programme entwickelt. Seit 2007 biete ich diese in den Senioren­ häusern in Düren und auch in anderen Häusern mit Erfolg an. Bei den Cellitin­ nen fühle ich mich besonders wohl, da ich dort so viele zufriedene und inter­ essierte Bewohner erlebe. Zunächst das gemeinsame Singen mit Klavierbegleitung. Das ist eingebun­ den in gedankliche Spaziergänge oder Ausflüge zu verschiedenen Jahreszei­ ten und Zielen. Jeden Monat werden die kirchlichen Feste und die Namens­ tage angesprochen.Wichtig ist hierbei, die Bewohner durch Fragen und eige­ ne kurze Ergänzungen einzubeziehen. Es ist immer sehr schön zu sehen und zu hören, wie man sich der Volkslieder, der Operetten und alten Schlager so­ wie der Gedichte erinnert. Das macht auch mir viel Freude und die spürba­ Was sind die Besonderheiten in Ihren Programmen?

re Dankbarkeit ist das schönste Geschenk.

Sie werden 88 Jahre, hören Sie dann auf?

Nein, solange mir eine gute Ge­ sundheit verliehen wird, mache ich weiter. Das Ehrenamt macht mir viel Spaß und ist ein heraus­ forderndes Hobby. Im letzten Jahr konnte ich – Corona bedingt – nicht als Nikolaus im bischöflichen Ge­ wand die Bewohner besuchen. Wir hätten wieder Adventslieder gesungen und ich hätte Nikoläuse verschenkt. Freuen wir uns deshalb auf die Weihnachtszeit 2021!

CellitinnenForum 01 | 2021 13

THEMA

Foto: GettyImages

14 CellitinnenForum 01 | 2021

THEMA

Thema Non-Profit

CellitinnenForum 01 | 2021 15

THEMA

Dem Gemeinwohl verpflichtet

Interview mit Markus Plum, Leiter der Abteilung Konzernrechnungs- wesen und Steuern sowie Innenrevision und Compliance, über gemeinnützige Träger

ment der Unternehmensgruppe. Bei uns sind es neben dem Evangelium und den Werken der Barmherzigkeit Werte wie Gemeinschaft, Bescheidenheit, Gelassenheit, Verantwortungs- bewusstsein, Wahrhaftigkeit, Dankbarkeit, Herzlichkeit und persönliche Zuwendung. Wie sieht es mit den beiden anderen Trägermodellen aus? Neben den freigemeinnützigen Trägern gibt es Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft – meist Kranken-, seltener Senioren- häuser. Diese werden von Kom- munen oder Gemeinden (z.B. Städtische Kliniken) oder von den Bundesländern (Universi- tätskliniken) betrieben. Relativ jung sind die seit den 1990er Jahren auf dem Markt agieren- den größeren privatwirtschaft- lichen Konzerne. Ihre Absicht ist es, mit den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Gewin- ne zu erzielen, die sie an ihre Kapitalanleger ausschütten. Wollen oder dürfen Non-Profit- Unternehmen keine Gewinne mit Kranken- oder Senioren- häusern erzielen? Sie dürfen nicht nur, sie müssen sogar, um am Markt zu beste- hen. Allerdings fließen ihre Ge- winne zu 100 Prozent in die Ein- richtungen zurück und kommen dort Bewohnern, Patienten und Mitarbeitern zugute.

von Kliniken und Seniorenhäusern.

Herr Plum, Kranken- und Seniorenhäuser werden von privatwirtschaft­ lichen, kommunalen oder freigemeinnützigen Un- ternehmen betrieben. Wo liegen die Unterschiede? Die Unterschiede lassen

sich zum Beispiel an der Ab- sicht der Träger festmachen. Freigemeinnützige Unterneh- men gehören zu den Non-Pro- fit-Unternehmen. Sie handeln selbstlos und mit dem Ziel, dem Gemeinwohl zu dienen. Sie verfolgen in erster Linie keine wirtschaftlichen Gewinnerzie- lungsabsichten. Oft blicken sie dabei auf eine lange Tradition zurück – wie die Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria in der Kranken- und Altenpflege. Die Werte der Ordensgemeinschaf- ten haben die Zeit überdauert und bilden heute das Funda-

Grafik: GettyImages

16 CellitinnenForum 01 | 2021

THEMA

Non-Profit Non-Profit bezeichnet

Wie finanzieren sich die drei Trägergruppen? Gibt es da Unterschiede?

Warum diese steuerliche ‚Bevorzugung‘?

Organisationen, die keine Gewinne an ihre Mitglieder oder Eigentümer ausschüt- ten. Dazu gehören die gemeinnützigen Unter- nehmen, Stiftungen oder Vereine. Da sie für die Gesellschaft von Nutzen sind, ist ihr Status mit steuerlichen Vergünsti- gungen verbunden. Sie zahlen grundsätzlich keine Körperschafts-, Gewerbe- oder Grundsteuer. Zu dieser Gruppe zäh- len die freigemeinnützigen Kranken- und Senioren- häuser. Diese werden von Trägern einer religiösen, humanitären oder sozialen Vereinigung betrieben: von Wohlfahrtsverbänden, Ordensgemeinschaften, gemeinnützigen Gesell- schaften, Vereinen oder Stiftungen. Fallpauschalen Die Fallpauschale bildet im Krankenhaus die Grund- lage der Vergütung von Leistungen. Dabei bewer- tet man für jedes Krank- heitsbild den Aufwand sowie die durchschnitt­ liche Verweildauer in der Klinik. Seit 2020 beruht die Krankenhausvergütung auf einer Kombination von Fallpauschalen und einer Pflegepersonalkostenver- gütung (Pflegebudget).

Freigemeinnützige Unternehmen und Organisationen entlasten den Staat, indem sie ihm Auf- gaben für das Gemeinwohl abnehmen. Das ist durch das gesetzlich verankerte Subsidia­ ritätsprinzip möglich und ge- wollt. Mehr noch: Durch ihre weltanschauliche oder religiöse Ausrichtung befriedigen zum Beispiel christliche Träger von Senioreneinrichtungen die Be- dürfnisse vieler Bürger, die ihren Lebensabend in einem katholischenoder evangelischen Umfeld verbringen möch- ten. Freigemeinnützige Träger ergänzen und bereichern so das staatliche Angebot. Die Steuerentlastung entspricht der Staatsentlastung und versetzt die nicht profit-orientierten Or- ganisationen in die Lage, die ih- nen übertragenen Aufgaben zu leisten. Im Steuergesetz 2020 hat der Bundesrat im Dezember weitere Erleichterungen für frei- gemeinnützige Organisationen beschlossen, die wir noch ana- lysieren müssen. Was passiert, wenn die Bilanzen ein negatives Ergebnis aus- weisen? Wie werden Bau- vorhaben finanziert? Wenn keine Rücklagen gebildet wurden, gilt für die drei Trägerfor- men: Privat-wirtschaftende An- bieter nehmen Darlehen auf oder

Krankenhäuser bekommen ihre Leistungen von den Kranken- kassen über Fallpauschalen erstattet. Zusätzlich erhalten sie von den Ländern Investi- tionszuschüsse, die aber nie ausreichen. Sie sind deshalb auf Gewinne angewiesen, um zu investieren und damit die Einrichtungen baulich und me- dizin-technisch auf dem neues- ten Stand zu halten. Senioren- häuser finanzieren sich über die Pflegekassen, die eine vom Pflegegrad des Bewohners ab- hängige Pauschale zahlen, und über die Eigenanteile, die jeder Bewohner zu leisten hat. Das gilt für alle drei Trägerformen. In der steuerlichen Behandlung zeigen sich allerdings Unter- schiede. Die da wären? Freigemeinnützige Unterneh- men zahlen auf ihre Gewinne keine Steuern, da sie diese dem System wieder zuführen und sofern sie aus dem eigent- lichen Kerngeschäft entste- hen. Ein Beispiel: Einnahmen aus der Patientenbehandlung und -versorgung oder aus der Vermögensverwaltung sind steuerbefreit, Einnahmen aus der Cafeteria oder dem Park- haus unterliegen der Steuer­ pflicht.

CellitinnenForum 01 | 2021 17

THEMA

Subsidiaritätsprinzip

Das lateinische Wort ‚subsidiär‘ bedeutet übersetzt ‚unterstützend‘ oder ‚ersatzweise eintretend‘. Nach dem Subsidiaritätsprinzip soll eine staatliche Aufgabe (in unserem Fall die Gesundheitsversorgung) soweit wie möglich von einer unteren Ebene, also sehr bürgernah, in Eigenregie wahrgenommen werden (Kliniken und Seniorenhäuser).

Können Sie das etwas näher erläutern? 2019 haben wir eine Stelle für Philantropie eingerichtet. Als im Frühjahr 2020 Schutzmas- ken und Desinfektionsmittel drohten auszugehen, waren wir froh und dankbar, jeman- den zu haben, der sich zu­ sätzlich um den Nachschub kümmerte. Vieles bekamen wir von angesprochenen Un- ternehmen gespendet. Doch das eigentliche Ziel der Stabs- stelle ist es, Spenden zu ge- nerieren. Zum Beispiel für be- sondere Medizintechnik, die den Therapienutzen für Pa­ tienten erhöhen, die aber nicht von den Ländern finanziert werden. Als Beispiele kann ich hier nennen: den Therapie­ roboter ‚Lokomat‘, der eine fortschrittliche Gangtherapie nach Schlaganfällen ermög- licht, oder die ‚Freifeld-Audio- metrie‘, mit deren Hilfe das Hörvermögen von Patienten besser als mit herkömmlichen Geräten untersucht werden kann. Wie sieht das Engagement des Verbundes für das Gemeinwohl, also für die Menschen aus? Können Sie uns ein paar Beispiele nennen? Unsere Häuser sind christlich geprägt. Diesem Anspruch kommen wir unseren Wurzeln gemäß nach, indem zum Bei-

holen sich Unterstützung am Ka- pitalmarkt. Sie verkaufen Aktien oder geben Unternehmensan- leihen heraus. Öffentliche Träger werden von den Städten und Gemeinden bezuschusst – so- fern deren Budgets das herge- ben. Non-Profit Organisationen wenden sich an ihre Banken und nehmen Kredite auf. Und, um das an dieser Stelle in aller Deutlichkeit zu sagen: Christlich orientierte, freigemeinnützige Unternehmen wie unsere Kran- ken- und Senioreneinrichtungen oder unser Hospiz St. Marien er- halten keine Mittel aus Kirchen- steuern. Wir haben uns zwar in unserer Satzung an die Grund- ordnung der katholischen Kirche gebunden, sind finanziell aber vollkommen unabhängig von ihr. In den Medien spricht man von der „Ökonomisierung der Medizin“, speziell der Krankenhäuser. Was bedeutet das und wie gehen gemein­ nützige Träger damit um? Seit Ende der 90er Jahre be- kommen Krankenhäuser nicht

mehr die tatsächlich anfallen- den Kosten von den Kassen und Ländern erstattet. Sie sind seitdem gezwungen, noch viel stärker betriebswirtschaftlich zu denken. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden, allerdings geht die Schere zwischen den Kosten und den Vergütungen für die erbrachten Leistungen seit Jahren weiter auseinander. Für uns als freigemeinnützige Organisation wächst damit die Herausforderung, unseren Auf- trag zu erfüllen, nämlich an unseren Werten ausgerichtet dem Gemeinwohl weiterhin zu dienen und den Menschen die bestmögliche Versorgung, und nicht nur die notwendige, zu- gutekommen zu lassen. So ist es auch im Gesetz formuliert. Damit uns dies trotz knapper werdender Mittel gelingt, ha- ben wir uns dazu entschlossen, das Thema Philantropie aktiv anzugehen. In Zukunft wollen wir auch auf Spenden bauen, um unseren hohen Anspruch in den Krankenhäusern einzu- lösen.

18 CellitinnenForum 01 | 2021

THEMA

spiel in jedem Seniorenhaus, aber auch in den Krankenhäu­ sern Ordensfrauen tätig sind. Viele kommen aus Indien; unsere betagten Cellitinnen können dieser Aufgabe leider nicht mehr nachgehen. Wir legen Wert darauf, dass alle Einrichtungen, auch die Neu­ bauten, eine eigene Kapelle haben. Außerdem fördern wir das Engagement ehrenamtli­ cher Mitarbeiter mit speziellen Seminarangeboten (z.B. Aus­ bildung zum Seniorencoach). Regelmäßig stattfindende kul­ turelle Angebote und Ausflüge sorgen für Abwechslung im Seniorenhausalltag. Außer­ dem finanzieren wir die Stelle einer Seelsorgerin für die Mitarbeiter in den Senioren­ einrichtungen, die sowohl bei privaten als auch beruflichen Problemen zur Seite steht. Dies sind nur einige Beispiele, an denen deutlich wird, dass wir unser Tun an den christ­ lichen Werten und dem Bedarf der Gemeinschaft ausrichten – ohne die Rentabilität in den Vordergrund zu stellen.

Markus Plum ist seit mehr als zehn Jahren bei der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria beschäftigt. Der Steuerberater und ehemalige Wirtschaftsprüfer leitet die Stabsstelle Konzern- rechnungswesen, Steuern, Innenrevision und Compliance.

Philantropie

Herr Plum, vielen Dank für das Gespräch! (S.St.)

Unter Philantropie versteht man ein menschen­ freundliches Denken und Handeln. Sie bezweckt die Förderung von Institutionen, die das Leben bereichern, wie zum Beispiel Kliniken, Museen, soziale Einrichtun­ gen etc. Eine Abteilung Philantropie kümmert sich dar­

um, Geld- oder Sachspenden für bestimmte Zwecke von Unternehmen oder privaten Förderern zu erhalten. Weitere Informationen finden Sie unter: www.gutes-tun-cellitinnen.de.

CellitinnenForum 01 | 2021 19

THEMA

Zahlen – Daten – Fakten

Krankenhäuser

Freigemeinnützige Krankenhäuser

Öffentliche Krankenhäuser

Private Krankenhäuser

NRW

345 Kranken- häuser

rund 119.600 Planbetten

rund 270.500 Mitarbeiter (Ärzte, Pflege, Reha, Verwaltung, Technik etc.)

12,2%

7,6%

22,6%

65,2%

4.6 Mio Stationäre Aufnahmen /Jahr

60,4%

32%

Quellen: Statistische Berichte NRW 2018 (Hrsg. Statistisches Landesamt, 2020), Deutsche Krankenhausgesellschaft: Krankenhausstatistik, Eckdaten der deutschen Krankenhausversorgung 2018.

UNTER DEM DACH DER STIFTUNG DER CELLITINNEN ZUR HL. MARIA

1.665 Planbetten rund 4.400 Mitarbeiter (Ärzte, Pflege, Therapie, Verwaltung, Technik etc.) rund 79.000 Stationäre Aufnahmen /Jahr rund 161.700 Ambulant behandelte Patienten/Jahr Quelle: Jahresbericht 2019/20 der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria

8 Krankenhäuser

7 freigemeinnützige KH, 1 Privatklinik

20 CellitinnenForum 01 | 2021

THEMA

Die Kranken– und Seniorenhauslandschaft Nordrhein-Westfalens

Seniorenhäuser

Freigemeinnützige Einrichtungen

Kommunale Einrichtungen

Private Einrichtungen

NRW

rund 1 Million Pflegebedürftige

2.960 Pflegeeinrichtungen

2,6%

rund 175.400 Stationäre Pflegeplätze (Dauer-, Tages-, Kurzzeitplätze) rund 176.000 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit

38%

59,4%

Quelle: www.it.nrw/statistik/eckdaten/Pflegeheime-verfuegbare-plaetze-und-pflegebedürftige-am-15-dezember-1355 (Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen)

UNTER DEM DACH DER STIFTUNG DER CELLITINNEN ZUR HL. MARIA

19 Seniorenhäuser

1.610 stationäre Pflegeplätze 450 Plätze im Servicewohnen 1.800 Mitarbeiter in stationären Pflegeeinrichtungen in Voll- und Teilzeit Quelle: Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria

Grafiken: GettyImages

CellitinnenForum 01 | 2021 21

THEMA

Das Wohl aller im Blick

Grundsteinlegung für das Mutterhaus in Köln-Longerich.

Als sozial-karitative Ordensgemeinschaft wirken die Cellitinnen zur hl. Maria für das Allgemeinwohl der Gesellschaft. E rfüllt von Gottvertrauen und mit einer gehörigen Portion Wagemut schaut General-

St. Adelheidis-Stift in Vilich sind schwer getroffen, andere Nie- derlassungen, wie Burg Ranzow in Kleve-Materborn, konfisziert. Gottvertrauen und Wagemut sind nötig, um Gelder und Kredite zu beschaffen, damit arme, alte und kranke Menschen versorgt wer- den können und die Schwestern

gewiss sind. Wie gerne wären die Schwestern bei der Schwarzen Mutter Gottes in der Kupfergas- se geblieben, aber die Bomben des Zweiten Weltkriegs hatten diese Pläne zerstört. Nicht nur das Kloster im Zentrum der Dom- stadt, auch das St. Anna-Hos- pital in Köln-Lindenthal und das

oberin Mutter M. Priscilla an die- sem 28. Mai 1958 auf den Grund- stein für das neue Mutterhaus im Kölner Norden. Dieser Tag steht ganz im Zeichen der Freude, auch wenn die kommenden Jahre un-

22 CellitinnenForum 01 | 2021

THEMA

wieder ein Dach über dem Kopf haben. Dazu müssen Kompro- misse eingegangen werden, die der Ordensleitung schlaflose Nächte bereiten. So bewilligt die Stadt Köln Darlehen für den Bau eines neuen Klosters nur, wenn es im boomenden Kölner Nor- den gebaut wird, zusammen mit einem großen Krankenhaus zur medizinischen Grundversorgung. Obwohl sich bereits in den Nach- kriegsjahren abzeichnet, dass die Zahl der jungen Frauen, die in eine caritativ tätige Ordens- gemeinschaft eintreten, zurück- geht, nehmen die Schwestern die Herausforderung zum Kranken- hausneubau an. Sie ordnen das eigene Wohl dem Allgemeinwohl unter und stellen sich der ge- sellschaftlichen Verantwortung, wohlwissend, dass sich die Last der Aufgabe auf immer weni- ger und immer älter werdende

Das neue Mutterhaus, im Hintergrund der Rohbau des Heilig Geist-Krankenhauses.

Schwestern verteilen wird. In der Realität bedeutet das seit Anfang der 1960er Jahre, Niederlassun- gen an anderer Stelle aufzulösen. Die abgezogenen Schwestern setzte man dann im 1964 eröff- neten Heilig Geist-Krankenhaus ein, um die Leitung der Funk-

tionsbereiche und den größten Teil der Krankenpflege von Or- densfrauen ausüben zu lassen. Im Mittelpunkt jeglichen Wirkens der Cellitinnenschwestern steht der Dienst am Nächsten, so wie es die augustinische Ordensre- gel vorgibt. Besonders kranke und alte sowie am Rande der Gesellschaft stehende Menschen bedürfen der Solidarität und der Subsidiarität. Die Ordensfrau- en sind gemeinnützig engagiert, leisten soziale Arbeit und rein- vestieren erhaltene Entlohnung in das Allgemeinwohl. Den Bau des Krankenhauses und die Tätigkeit vor Ort nimmt man als Auftrag an, weil man die eigenen Werke auch unter den zu dieser Zeit gegebe- nen Bedingungen fortführen will.

Sommer 1945 beim Trümmer- räumen in der Kölner Schwal- bengasse.

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THEMA

1828 Am 26. November bestätigt die kirchliche Behörde die Gründung des Klosters der Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse. 12 Ordens- schwestern gehören der Gemeinschaft an. 1928 Zum 100. Jubiläum sind es 563 Ordensfrauen. Wenige Jahre später steigt die Zahl auf knapp 600 an, die in über 50 Niederlassungen tätig sind. 1978 Das 150jährige Bestehen der Gemeinschaft feiern noch 253 Schwestern. 1993 Gründung der Seniorenhaus GmbH als Trägergesellschaft der Seniorenhäuser. 1994 Gründung der Hospitalver- einigung St. Marien GmbH als Trägergesellschaft der Krankenhäuser. 2003 Gründung der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria, um die Werke und die Spiritualität der Schwestern fortzuführen.

Treue Begleiter seit langen Jahren: Dr. Leopold Schieble (re) und Hans Mauel.

Die Bereitschaft mehr zu ge- ben, als man muss – das ist der rote Faden, der sich durch die gesamte Tätigkeit der Ordens- gemeinschaft der Cellitinnen zur hl. Maria zieht. Diese Bereit- schaft, die Werke fortzuführen und zu sichern, erfordert die Er- kenntnis, dass die eigenen Kräfte schwinden, und dass, wenn man bewahren möchte, auch loslas- sen und gleichzeitig kompetente Hilfe akzeptieren muss. Mit dem Generalkapitel 1990 unter dem Leitspruch „Der Zukunft verbun- den“ werden Maßnahmen auf den Weg gebracht, Vorhande- nes mit weltlichen Mitarbeitern fortzuführen, sogar zu erweitern. Mit dieser Entscheidung über- nimmt man erneut Verantwortung

für das Gemeinwohl – für Mitar- beiter, Bewohner und Patienten der eigenen Einrichtungen, aber auch für Häuser anderer Ordens- gemeinschaften. Gesellschaften mit beschränkter Haftung wer- den gegründet, schließlich 2003 eine Stiftung, um die Werke, aber auch die Spiritualität der Gemein- schaft für die Zukunft zu sichern. Den Wandel erkennen und an- zunehmen, auf neue Situationen einzugehen, sie zu bewerten, ab- zuwägen und nach Lösungen zu suchen - immer wieder haben die Cellitinnen sich ‚neu erfunden‘, um sich als sozial-karitative Or- densgemeinschaft selbstlos ihrer Verantwortung für den Menschen mit all seinen Nöten zu stellen. (S.H.-A.)

24 CellitinnenForum 01 | 2021

THEMA

Mehr als Brot – Zuwendung aus Menschenliebe Das Seniorenhaus St. Maria in der Kölner Schwalbengasse ist in vieler Hinsicht eine gute Adresse. In Rufweite des Doms schätzen dort viele Senioren die Nähe zur Kathedrale als auch die kurzenWege in die Innenstadt.

I m Schatten der großen Stadt ist das Seniorenhaus seit Kriegs- ende auch bei den wohnungs- losen Kölnern beliebt, weil es dort jeden Tag zu einem guten Brot ei- nen freundlichen Kontakt gibt. Die Cellitinnen, wie Schwester Claudia und Schwester Valeria, hatten für die Brotausgabe eine Durchreiche am Empfang eingebaut und konn- ten zwei der letzten unabhängigen Innenstadt-Bäcker gewinnen, das nicht verkaufte Brot vom Vortag zu stiften.

Schwestern der Teresian Carme- lites geschmiert, verpackt und verteilt. Brot und Belag kommen in Coronazeiten aus der Produk- tionsküche. Zuletzt hatten die Mit- arbeiter der Zentralverwaltung und der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria Geld für die Menschen vor St. Maria gesammelt. Winterfeste Socken, Mützen, Schals und war- me Handschuhe, Thermobecher mit heißer Suppe und ein süßer Nikolaus waren willkommene Ga- ben. (M.A.)

Täglich zwischen 14.00 und 16.00 Uhr stehen wohnungslose Men- schen nach dem leckeren Brot an, jetzt nicht mehr vor der Durch- reiche, sondern an der Seitentür des Seniorenhauses. „Ab Monats­ mitte und zu den Feiertagen sind die Schlangen extrem lang“, weiß Cecylia Riedesel, die seit über 20 Jahren am Empfang arbeitet. „Da sind so viele nette Menschen dabei und so schöne Begegnun- gen möglich.“ Die belegten Bro- te werden inzwischen von den

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THEMA

Herzensarbeit Das CellitinnenForum befragte Ehrenamtliche zu ihrer Motivation, sich in einer Einrichtung der Stiftung der Cellitinnen zur hl. Maria zu engagieren.

Ich arbeite gerne hier, weil ich immer wieder erlebe: Jeder und jede ist wichtig, egal ob Mann oder Frau, egal welcher Herkunft, egal welche Form der Beeinträchtigung. Alle dürfen sich hier als Gottes geliebte Kinder fühlen. (Elisabeth Koßmann, Seniorenhaus St. Maria)

Seit ca. 15 Jahren bin ich ‚Grüne Dame‘ am Heilig Geist Kranken- haus und bedaure es sehr, zurzeit keine Patientenbesuche machen zu können. Ich weiß, dass wir vermisst werden. (Erika Knickenberg)

Ich komme nach meinem Einsatz im Krankenhaus nach Hause und habe von dort so viel mitgenommen – ein dankbares Lächeln, interessante, manchmal lustige, manchmal tiefgreifende Gespräche. (Martina Eich, Heilig Geist-Krankenhaus)

Angesprochen im Seniorenhaus St. Maria hat mich das gute Mit­ einander und die vielen Aktivitäten für die Bewohner. Die hohe Wert- schätzung der Ehrenamtlichen berührt mich immer wieder, und die Herzenswärme der vielen Mitar­ beiter des Hauses. (Judith Braun)

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THEMA

Ich engagiere mich seit mehr als fünfzig Jahren ehren­ amtlich im Krankenhaus St. Josef. Auch nachdem die Borromäerinnen hier nicht mehr tätig sind, verspürt man im Haus noch ihren Geist. Dazu trage ich mit meinem Tun gerne bei. (Hans – Hänschen – Osterberg)

Eine Bewohnerin ist mit mir in der Dominikanischen Gemein­ schaft, und so habe ich mich auch im Senioren­ haus St. Maria angemeldet.

Helfen tut mir gut. (Raymund Knauff)

Das Seniorenhaus St. Maria verbindet Geist und Glauben mit Freundlichkeit. (Joachim Christenberg)

Die Ordensschwestern in Ihrem Haus haben mein Interesse geweckt, Nonne zu werden und aus Nächstenliebe Menschen zu betreuen. (Pei Xu, Seniorenhaus St. Maria)

Als Ehrenamtliche habe ich fest­ gestellt, wie wichtig ein wenig Zuwendung für die Patienten ist. Ich bekomme selbst sehr viel zurück und das lässt eigene Befindlich­ keiten oft in den Hintergrund rücken. (Uschi Stockhausen-Marquardt, St. Franziskus-Hospital)

Die Arbeit im Hospiz finde ich sehr wichtig, da jeder am Ende seines Lebens nicht allein mit seinen Schmerzen, Sorgen und Nöten sein sollte. Dazu möchte ich ein kleines bisschen mit beitragen. (Rita Schröder, Ambulanter Hospizdienst St. Marien)

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FUNDAMENT

Foto: GettyImages

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FUNDAMENT

Fundament

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FUNDAMENT

Gemeinsam Leben

Die Regel des heiligen Augustinus gibt dem Ordensleben Orientierung.

W ie auch anderen Promi- nenten der Geschichte hat man dem heiligen Augustinus (354–430) zugeschrie- ben, er sei ein „Genie der Freund- schaft“ gewesen. Das lässt sich

sicher aus seinen Selbstzeugnis- sen und den biografischen Schrif- ten über ihn ablesen. Er pflegte seine Freundesbeziehungen, schätzte den Austausch, das Mitei- nander im Gespräch über das, was

ihn bewegte. Prägnant hat er dies mit dem bekannten Satz in seinen ‚Bekenntnissen‘ (s. Zitat) formuliert.

Augustinus war ein sensibler Mensch, intelligent und wendig,

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FUNDAMENT

Miteinander plaudern und lachen, sich gegenseitig Gefälligkeiten erweisen; gemeinsam schöne Bücher lesen, miteinander scherzen und sich gegenseitig Achtung schenken; bisweilen Meinungsverschiedenheiten austragen, aber ohne Hass, wie man auch einmal mit sich selbst uneins ist; durch den nur selten vorkommenden Streit die sonst meist bestehende Übereinstimmung würzen; einander belehren und voneinander lernen.

Augustinus ‚Bekenntnisse‘, IV, 8, 13

immer interessiert daran, den Dingen auf den Grund zu gehen. Er hat sich zunächst mit den ver- schiedenen Weltanschauungen seiner Zeit intensiv auseinan- dergesetzt. Und dann, nach Jah- ren des Suchens, fand er zum christlichen Glauben. Nun weiß er zwar, dass er Gott in seinem Inneren sehr nahegekommen ist, er bleibt aber ein Leben lang auf der Suche nach Gott. Dazu will er auch andere begeistern und so nimmt es nicht Wunder, dass er dieser prägenden Erkenntnis seines Lebens auch Ausdruck in seiner Ordensregel gegeben hat. Diese verfasste er um das Jahr 400, schon als Bischof von Hippo Regius, in seiner Heimat Nordafrika. Mit acht Kapiteln ist die Regel ein eher kurzes Schrift-

werk und eher wie eine auf das Wesentliche konzentrierte Rah- menordnung zu verstehen. Die Suche nach Gott in Gemein- schaft ist das Ideal, das er den Frau- en und Männern anzustreben auf- gibt, die ihm nachfolgen und nach der bis in die Gegenwart mehr als einhundert Ordensgemeinschaf- ten, wie auch die Cellitinnen, ihr Leben ausrichten. Augustinus Vor- stellung vom Ordensleben ist ganz und gar biblisch begründet. Er stellt die Gemeinde der ersten Christen in Jerusalem als Vorbild vor Augen, wie sie der Evangelist Lukas in sei- ner Apostelgeschichte geschildert hat (vgl. Apg 2, 43–47; 4, 32–37).

des gemeinschaftlichen Lebens geprägt sein, „einmütig zusam- menzuwohnen“ und „wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott“ zu sein. Einmütigkeit ist si- cher nicht immer per se gegeben und muss darum kontinuierlich im Gespräch, im konkreten Aus- tausch und im Gebet mit Blick auf das Ziel angestrebt werden. Nicht in der Erfüllung von Vorgaben sind Antworten auf die großen Lebens- fragen zu finden: ‚Was trägt mein Leben und was gibt ihm Sinn?‘ ‚Worauf kann ich hoffen?‘ Dazu bedarf es also der Verständigung, die sich auch in der Alltäglichkeit bewähren muss. Ordensleben be- deutet also keine Gleichmacherei und auf der Suche nach Gott bleibt jede und jeder Einzelne fortlaufend unterwegs. Wenn es auf diesem

Alles Denken und Handeln soll vom ersten und wichtigsten Ziel

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FUNDAMENT

Augustinus erforscht die Geheimnisse

Augustinus studiert die Paulusbriefe.

der Drei­ faltigkeit.

Der gealterte Augustinus ist von der göttlichen Gnade umhüllt.

Weg aber mühsam wird, bietet die Gemeinschaft Unterstützung und Getragensein. Auf dem Weg zu Gott zu sein, ihn zu suchen, heißt auch, nicht nach- zulassen, sich mit dem eigenen Glauben in einer Weise zu be- schäftigen, die ‚ansteckend‘ wirkt. „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“, sagt Augustinus an anderer Stelle. Nur

Lebensgemeinschaft bedeutet für das Ordensleben auch zugleich Gütergemeinschaft. „Bei euch darf von persönlichem Eigentum kei- ne Rede sein. Sorgt im Gegenteil dafür, dass euch alles gemeinsam gehört.“ (Ordensregel, Kapitel 1,3) Die Gütergemeinschaft ist der erste Ausdruck und die erste Ver- wirklichung der Liebe zum Nächs- ten. Diese Gütergemeinschaft versteht Augustinus zunächst als persönliche Befreiung von ma- teriellem Streben, denn wer sein Verlangen auf Gott als den ein- zig wahren Reichtum richtet, der wird wahrhaft frei sein. Das Tei- len des Besitzes baut aber auch Gemeinschaft untereinander auf, es ist Ausdruck von Gemeinsinn und der Beziehung von Menschen zueinander. Teilen ist Ausdruck von Liebe, die ja durch Verschen- ken nicht schwächer wird, sondern im Gegenteil sogar wächst. (W.A.)

wer Gott immer wieder neu sucht, kann auch andere mit auf diese Suche nehmen, kann diese Suche auch in anderen ‚entzünden‘. Ein weiterer Aspekt kommt hinzu: „Ob jemand wirklich ein Christ ist, liegt allein an seiner Liebe“, sagt Au- gustinus. Die Liebe zum Nächsten ist die sichtbare Antwort auf das Geschenk der Liebe Gottes. Ein liebender Mensch ist in diesem Sinne immer auf demWeg zu Gott.

Bei euch darf von persönlichem Eigentum keine Rede sein. Sorgt im Gegenteil dafür, dass euch alles gemeinsam gehört.

(Kapitel 1,3)

Foto: Stephanie Habeth-Allhorn (Altarbild von Michael Triegel in der Kirche St. Augustinus in Dettelbach.)

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