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Im Alter alleine leben und wohnen –

das ist für viele ein Alptraum. Aber

auch jüngere Menschen machen

sich Gedanken um ihr Wohnen

in der Zukunft. In Zeiten von aku-

tem Wohnraummangel und teuren

Mieten entwickeln sich Wohn- und

Lebensraumprojekte, die eine fast

ausgestorbene Form des Zusam-

menlebens wieder aktivieren: das

Dorfleben.

Familien mit pflegebedürftigen An-

gehörigen, Alleinstehende mit oder

ohne Betreuungsbedarf sehnen sich

nach mehr Gemeinschaft, helfen-

der Nachbarschaft und Austausch

über Generationengrenzen hinweg.

So ist es nicht verwunderlich, dass

Genossenschaftswohnprojekte

derzeit zunehmend nachgefragt

werden.

Genossenschaftswohnen und

Mehrgenerationenhaus

Die grundlegende Regel im Genos-

senschaftswohnen ist einfach: Wer

eine Wohnung bekommt, zahlt eine

Einlage, die beim Auszug zurückge-

zahlt wird. Es gibt gemeinschaftlich

genutzte Räume für Veranstaltun-

gen, Lagerplätze für Einkaufskoope-

rativen, zum Beispiel Lebensmit-

tel-Großeinkäufe, Werkstätten und

Gästewohnungen. Fest eingeplant

sind außerdem gemeinschaftlich be-

triebene Flächen wie Gärten zum

Gemüseanbau, Gemeinschaftskü-

chen und -speisesäle für die Men-

schen, die ihr Essen in geselliger

Runde einnehmen wollen. Dorfgast-

höfe oder Marktplätze fördern das

gesellschaftliche Miteinander. Die

Leitbilder und ideellen Ausgestal-

tungen der Genossenschaften sind

dabei so unterschiedlich und bunt,

wie man es sich nur vorstellen kann:

vom Ökodorf mit fast ausschließli-

cher Selbstversorgung über Wohn-

genossenschaften von Frauen für

Frauen bis hin zum gemeinschaft-

lichen und nachhaltigen Mehrgene-

rationenwohnen sind keine Grenzen

gesetzt. Als Beispiele werden oft

die Genossenschaften ‚Uferwerk‘

in Brandenburg, ‚Use Dorp, use

Heimat‘ im Münsterland, das Ge-

meinschaftsdorf ‚Sieben Linden‘ in

Sachsen-Anhalt und der Beginenhof

Köln-Widdersdorf genannt.

Abweichend davon wird in Mehr-

generationenhäusern per Definition

nicht gewohnt, aber dennoch aus-

giebig gelebt: Sie sind Begegnungs-

orte, an denen das Miteinander der

Gemeinsam statt einsam

Eine kurze Bestandsaufnahme der Wohnmöglichkeiten

Titel | Thema

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CellitinnenForum 3/2019