Background Image
Previous Page  16 / 64 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 16 / 64 Next Page
Page Background

16

CellitinnenForum 2/2015

Die Ausbildung junger Chirurgen

und anderer operativ tätiger Ärzte

erfolgt, neben der Vermittlung theo-

retischen Wissens, größtenteils im

Operationssaal, um vor Ort Wissen

zu erlangen und praktische Fähig-

keiten einzuüben. Insbesondere das

Erlernen von Operationsverfahren

mit ihren unterschiedlichen Abläu-

fen, technischen Besonderheiten

und der dazugehörigen Anatomie

wird durch das Assistieren im OP

vermittelt. Aber auch heute geht es

nicht ganz ohne das Studium von

sogenannten ‚Operationslehren‘.

Diese ‚Operationslehren‘ sind

traditionell vielbändige gedruckte

Werke, die mit hohem Aufwand –

insbesondere was die Operations-

zeichnungen angeht – angefertigt

wurden und werden. Mittlerweile

haben sich, insbesondere durch

die Nutzung vieler medialer Mög-

lichkeiten, in den letzten Jahren

neue Lehrformen entwickelt: Ne-

ben der althergebrachten Aus-

führung in Form von mehrbändi-

gen Büchern, wurden zunächst

die gleichen Werke auch als DVD

herausgebracht. Das spart die

Druckkosten und vergünstigt die

Anschaffung. Trotzdem bleibt der

hohe Produktionsaufwand, was

eine Aktualisierung schwierig und

teuer macht. Als weitere Option

wurden in den letzten Jahren so-

genannte ‚Online-OP-Lehren‘ ent-

wickelt. Neben Text und Bild bieten

diese nun auch bewegte Bilder und

ganze Videosequenzen von Opera-

tionen an, was das Lernen unter-

stützt und das Lernergebnis ver-

bessert. Der im Film festgehaltene

Operationsablauf hat den großen

Vorteil, dass der Eingriff nicht nur in

grob gerasterten Einzelbildern dar-

gestellt wird. Vielmehr können alle

wesentlichen Schritte als bewegter

Ablauf miterlebt, besser nachemp-

funden und verinnerlicht werden.

Ein weiterer Vorteil der ‚Online-OP-

Lehren‘ liegt aber auf der Hand.

Durch die einfache Verbreitung via

Internet können viele Interessenten

problemlos und auf direktem Weg

erreicht werden. Jeder

hat nun die Mög-

lichkeit, ihn aktuell

interessierende

Operationen mehr-

fach anzuschauen.

Diese Form der Wis-

sensvermittlung

ist sicherlich

auf dem Vor-

marsch. In vie-

len Bereichen

hat sie schon

die

alther-

gebrachte Form der

gedruckten Operationslehren

abgelöst. Gerade im Bereich der

laparoskopischen Operationen –

der sogenannten Schlüsselloch-

operationen – ist diese Wissens-

vermittlung schon weit verbreitet,

da die Operationen ohnehin unter

Kamerasicht erfolgen. Der Lehrfilm

entsteht gewissermaßen als Neben-

produkt zur eigentlichen Operation.

So ist es heute möglich, einemSpe-

zialisten am anderen Ende der Welt

bei einer Operation quasi auf die

Finger zu schauen. Eine Entwick-

lung, die in vielen Bereichen am An-

fang steht, aber eine rasante Fahrt

aufgenommen hat. Welche Be-

deutung diese Form der Wissens-

vermittlung hat, zeigt ein Beispiel:

Unter Mitwirkung von Professor Dr.

Götz Lehnerdt, Chefarzt der Klinik

für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,

Kopf- und Hals-Chirurgie an der St.

Anna-Klinik in Wuppertal, entstand

unter Federführung der Universität

Kapstadt/Südafrika eine HNO-

Operationslehre,

die von jungen

Medizinern in Ent-

wicklungsländern

kostenlos im In-

ternet abgerufen

werden kann.

„Das geniale an

diesem Projekt

ist, dass der vor-

handene Wissens-

durst der Kollegen in

Entwicklungsländern

über das Internet effizient

und kostengünstig bedient

werden kann. Paradoxerweise

fehlen in jedem ‚Buschkranken-

haus‘ zwar gute medizinische Bü-

cher, ein Zugang zum Internet ist

jedoch vorhanden. Auch auf diese

Weise kann in solchen Ländern

effektiv medizinische Entwicklungs-

hilfe geleistet werden“, so Professor

Lehnerdt.

Via Internet Wissen vermitteln

Online-OP-Lehre eröffnet neue Möglichkeiten der Medizinerausbildung

Medizin | Betreuung