Background Image
Previous Page  26 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 26 / 68 Next Page
Page Background

Was macht ein katholisches Kran-

kenhaus aus? So lautete vor eini-

gen Ausgaben unser Titelthema.

Heute können wir noch eine Ant-

wort auf diese Frage ergänzen

und diese gleichzeitig mit einer

Gratulation verbinden: Seit mehr

als 60, ja eigentlich seit 70 Jahren

ist die Geschichte von Hans (‚Hänn-

schen‘) Osterberg eng mit der des

‚Wuppertaler Kapellchens‘, dem

Krankenhaus St. Josef, verknüpft.

Denn bereits 1946 machte er die

erste Bekanntschaft mit der Klinik

und den damals dort tätigen Bor-

romäerinnen: Hebamme Schwester

Erhardis holte ihn auf die Welt. Auf-

gewachsen ist Osterberg bei seinen

Großeltern. Beide waren gesund-

heitlich angeschlagen. Die Oma ver-

brachte mehrere Wochen und das

Weihnachtsfest 1956 im St. Josef.

Was tun mit dem Jungen, der sie

täglich besuchte? Die Schwestern

nahmen sich des Kleinen an. Nach

der Schule kam er ins Kranken-

haus, bekam ein Mittagessen und

machte seine Hausaufgaben. Dafür

sang er mit den Ordensfrauen in

der Weihnachtszeit auf den Stati-

onszimmern, half später auf dem

Dachgarten bei der Gemüse- oder

Erdbeerernte und ging auch sonst

zur Hand, wo es nötig war, so half er

unter anderem auch in der Pflege.

Von den Schwestern lernte er im

Laufe der Zeit viele nützliche Dinge

wie das Nähen. Als die Großmutter

starb und der Opa schwer krank

wurde, stand für Osterberg nach

der Arbeit das fertig verpackte

Abendessen für den Opa und ihn

in der Krankenhausküche schon

bereit – 13 Jahre lang. Das Kran-

kenhaus war längst sein Zuhause,

die Schwestern seine Familie.

Die enge Beziehung zwischen

Osterberg, den Ordensschwes-

tern und der Klinik konnte nichts

erschüttern – bis heute, obwohl die

Borromäerinnen längst in ihr Mutter-

haus nach Trier zurückgekehrt sind.

Fast jeden Tag kommt der Rentner

zu seinem ‚Kapellchen‘, besucht

Kranke, hört zu, macht Mut, legt

Hand an, sortiert die Blumen in der

Kapelle, baut in der Adventszeit die

Krippe auf, spielt den Nikolaus, und

hat für alle, egal ob Ärzte, Pflegende

und Hausdamen, immer ein gutes

Wort. An Fronleichnam sorgt er

dafür, dass der Prozessionsweg

immer am St. Josef vorbeiführt. In

aller Herrgottsfrühe verwandelt er

den Haupteingang in ein Blumen-

meer. Blüten und Blumen spen-

dieren ihm die Händler dafür, dass

er sie in sein Gebet miteinschließt.

Jeden Sonntag um 8:10 Uhr ruft er

Schwester Hildegarde in Trier an.

Dann rufen im ‚Kapellchen‘ die Glo-

cken zur Messe und die Ordens-

frau hört durch das Telefon zu. Zu

ihrem Geburtstag fuhr er als Über-

raschungsgast von Wuppertal nach

Trier. Dreieinhalb Stunden dauer-

te eine Fahrt – „aber das hat sich

gelohnt!“, meint er. Osterberg gibt

im ‚Kapellchen‘ dem katholischen

Glauben und der Nächstenliebe ein

Gesicht. „Ich wünsche mir sehr,

dass jemand diesen Gedanken wei-

terführt, wenn ich mal nicht mehr

kann. Vieles hat sich verändert in

den letzten Jahren. Doch ich mache

weiter, so lange der liebe Gott das

zulässt.“

Immer imDienst für ‚das Kapellchen‘

Hans Osterberg und das Krankenhaus St. Josef

26

CellitinnenForum 4/2016

Profile | Personen