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VERGLEICHENDES.

besuchen, weil er hier wenig finden werde, was er nicht

hier oder dort besser und grossartiger gesehen h ab e.“

,,In der That spricht sich in dem ganzen Wesen die­

ser Stadt, sowohl in ihrer Bauart als in ihrer Situation, in

ihren Kunst- und sonstigen Schåtzen eine gew isse Mittel-

massigkeit aus. Die Lage am vielfach belebten Sunde ist

ganz allerliebst, und die Buchenhaine, die hiibschen Parks

und Spaziergange rund um die Stadt herum verleihen ihr

eine grosse Anmuth. Allein sogar die Lage von Stockholm

am Malar ist w eit pittoresker, und mit den herrlichen

Stadtsituationen am Bosphorus, an der Miindung des Tajo

und am Golf von Neapel, nach deren Beschauung man mit

gutem Gewissen sterben kann, mag es daher in keinen Ver-

gleich komm en."

„D ie Bauart der Stadt ist ziem lich regelmassig und

bequem, recht breite Strassen, ziemlich hohe Hauser, und

man konnte sie daher mit Petersburg und Berlin verglei-

chen. Allein sie hat keine so grossartige Stadtpartie w ie es

in Berlin die Umgebungen des Museums und der Linden

sind, und m it Petersburg halt sie den Vergleich nur bei

einigen Strassenecken a u s.“

,,Ihre Gebaude. als grosstentheils erst w ieder im v o iv

gen Jahrhundert aus dem Feuer erstandene Menschen-

werke, sehen im Durchschnitt sehr schliclit und verstandig

aus, und es ware im Ganzen schwer, das Charakteristisclie

eines kopenhagener Hauses anzugeben. Fiir einen Maler

stadtischer Ansichten ist daher hier nicht viel zu thun,

w eil Alles nicht missfallig, aber im Ganzen wenig originell

und pittoresk aussieht. Unsere alten Stad te, Niirnberg,

Augsburg, Prag, sind bei weitem nicht so bequem zu be-

wohnen. Aber dem Maler, dem Historiker, dem Alterthums-

freunde, der sich in jenen Stadten und noch mehr in Ve­

nedig, in Gent, in Briissel etc. an jeder Strassenecke ange-

sprochen fiihlt, sagt Kopenhagen w en ig.“ —