214
LUND.
horten. Im Schiff, imChor, in der aussern Såulenhalle des
Domes ist der rein byzantinische Styl vorherrschend; die
ser ganze Theil des Gebåudes datirt aus dem 11. Jahrhun-
dert. Wahrend man ihn vollendete, hatte sich der Ge-
schmack geandert und die Kunst nåherte sich den gothi-
schen Formen. Die Kathedrale von Lund ist in Gestalt
eines Kreuzes gebaut, in der Mitte das grosse auf star-
ken Pfeilern ruhende Schiff und auf beiden Seiten zwei
kleinere und weniger hohe Schiffe. Im Fond das Chor,
w elches in friiheren Zeiten von der Kirche getrennt war
und auf welches man jetzt verm ittelst einer breiten Treppe
gelangt; wenn man unter das Chor herabsteigt, tritt man
in eine neue Halle, eine sogenannte Kryptkirche, hinunter.
Sie ist gross, aber nicht hoch, und diister. In den Zei
ten der Biirgerkriege diente diese Kirche der furchtsamen
unter dem Schutze des Bischofs stehenden Heerde zum
Zufluchtsort. In der unterirdischen Kapelle bemerkt man
auf einer Seite einen aufrechtstehenden Mann, welcher mit
aller Kraft einen der Pfeiler umklammert, auf der andern
eine niedergekauerte Frau, w elche auf ihren Knieen ein
Kind hålt und eine Såule so um schlingt, als wolle sie
solche umstiirzen. Man erzåhlt sich, dass eines Tages ein
skandinavischer Riese, Namens F in n , zum heiligen Lau
rentius kam und ihm sagte: ich will Dir eine prachtvolle
Kirche bauen, unter der Bedingung, dass Du, wenn sie
vollendet sein wird entweder meinen Namen w eisst oder
mir im entgegengesetzten Fall den Mond, die Sonne oder
Deine beiden Augen giebst. Der Heilige willigte ein. Finn
machte sich an’s Werk und es war wirklich ein Wunder
m it anzusehen, welche Kraft und Geschicklichkeit er bei’m
Ineinanderfiigen der Steine entwickelte. Bereits waren die
Mauern beendigt, schon begann die Halle sich zu wolben
und der Heilige wusste noch immer den Namen des Riesen
nicht. Er hatte Anfangs geglaubt, es wiirde leicht sein, ihn




