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LITERARISCHE

z u s t æ n d e

.

zuhalten, um sich zu iiberzeugen, was dieses numerisch

kleineVolk, beseelt von Liebe fiir seine Vorzeit, Spracheund

seine bedrohte Nationalitåt, in dieser Richtung auszufiihren

vermochte. Danemark besitzt eine fiir seine Verhaltnisse

merkwiirdig reiche L iteratur, die nicht vorhanden sein

wiirde, wenn nicht das Volk selbst ihr auf eine eigene Weise,

so zu sagen, unter die Arme griffe. Es finden sich daselbst

nam lich eine Menge Gesellschaften oder V ereine, deren

Zweck es ist, flir die L iteratur zu wirken, bald in der einen,

bald in der anderen Richtung, wodurch es moglich wird,

Werke hervorzurufen und zu verbreiten, die unter flir den

Bticherverlag so unglinstigen Verhaltnissen, wie die sind,

unter denen ein kleines Sprachgebiet leiden m u ss, sonst

wohl schwerlich das Tageslicht erblicken wurden.

Man w ird in Danemark gute Ilandbibliotheken nicht

nur bei Beamten, sondern auch bei Burgern und Bauern

finden. In vielen Dorfkirehspielen bestehen Gemeinde-

bibliotheken (im Jahre 4846 fanden sich bereits 700 solche),

zu denen der Bauer und Tagelohner jahrlich sein Scherf-

lein von

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— 42 Groschen beitragt, und so nicht nur sich

selbst erfreut und niitzt, sondern auch dazu beitragt die

L iteratur seines Landes zu fordern. In den Hauptstadten

der versehiedenen Provinzen und Aemter des Landes sind

iiberall grossere offentliche Bibliotheken, und fast jedes of-

fentliche Institut besitzt seine Bibliothek.

An der Spitze des Unterrichtswesens und der Lehr-

anstalten des Landes stehen die Universitat zu Kopenhagen

und die Holberg’sche Akademie zu Soroe. Das Land hat in

seinen 64 Provinzialstadten 20 gelehrte Schulen, 2Gymna-

sien, gegen 430 offentliche Stadtschulen, Freischulen und

hohere Realschulen, an denen sich in jeder der grdsseren

Stadte noch einige private Lehrinstitute anschliessen, und

auf dem platten Lande 2504 Volksschulen. Fiinf Semina-

rien sind zur Bildung der eigentlichen Volksschullehrer