Auch wenn sich nichts ‚weglachen‘
lässt, können Tragödien und Kon-
flikte so besser ertragen werden.
Das Lachen müssen wir nicht ler-
nen, es ist uns angeboren. In acht-
zig Prozent der Fälle setzen wir es
gezielt ein, um etwas mitzuteilen
oder zu erreichen: das entschul-
digende, verzeihende, dankbare,
verlegene, zustimmende oder auch
das Du-bist-mir-sympathisch oder
nicht-sympathisch Lachen. Es kann
aber auch eine nicht gesteuerte
Reaktion auf einen guten Witz oder
eine komische Situation sein. Wer
kennt es nicht, das Lachen, das
einfach so aus uns herausplatzt,
ohne dass wir etwas dagegen tun
können. Vorsicht: Es ist dann an-
steckend wie ein Virus!
Das Lachen war
nicht unumstritten
In der bildenden Kunst führte das
Lachen lange Zeit ein Schatten-
dasein. Es zeichnete die auf der
Leinwand dargestellten Alkoholi-
ker, Gierige und Missgünstige aus.
Außer Aristoteles verachteten die
meisten griechischen Philosophen
es als etwas allzu Alltägliches, Pro-
fanes und für so manchen christ-
lichen Theologen war das Lachen
schlicht Teufelswerk.
Das Lächeln dagegen, wie das der
Mona Lisa, ließ man gelten, war es
doch auch viel feiner, vieldeutiger
und beseelter als das polterige,
laute Lachen mit meist unvorteil-
haft zur Schau gestellten offenem
Mund. Mit Beginn der Aufklärung
interessierten sich dann Naturwis-
senschaftler wie René Descartes
für die Ausdrucksmöglichkeiten des
Lachens. Ihnen folgten schließlich
der Naturforscher Charles Darwin
oder der Zoologe Konrad Lorenz.
Sie untersuchten, welche Muskel-
partien beim Lachen beansprucht
werden und fragten sich, ob auch
Tiere lachen können. Während sie
zu dem Schluss kamen, das das
Lachen etwas zutiefst Menschli-
ches ist, geht man heute davon
aus, dass auch Tiere lachen kön-
nen, wenn auch lange nicht so dif-
ferenziert wie wir.
Mit Sigmund Freud wurde das
Lachen als Abfuhr überschüssi-
ger Energie auch Untersuchungs-
gegenstand der Psychologie. Und
schließlich nahm sich auch die Phi-
losophie des Themas an. So kamen
Søren Kierkegaard oder Albert Ca-
mus zu dem Ergebnis, dass das
Lachen ein Mittel sei, die Absurdi-
tät und Sinnlosigkeit des Lebens
zu ertragen. Humoristen wie Heinz
Erhard oder Loriot nahmen diesen
Faden auf und entwickelten daraus
bis heute unvergessene Bühnen-
und Fernsehauftritte.
Lachen auf Rezept
Schon Aristoteles vermutete, dass
Lachen die beste Medizin sei. Tat-
sächlich weiß man heute, was das
Lachen in unserem Körper so alles
bewirkt, von erhöhter Herzfrequenz
bis Endorphine-Ausschüttung
und dem Absenken von Stress-
hormonen. Inwiefern es dauerhaft
Selbstheilungskräfte anregt und
somit Therapien unterstützt oder
gar präventiv eingesetzt werden
kann, ist noch nicht hinreichend
untersucht. Gelotologie (Gelos =
Lachen) nennt sich das Fachge-
biet, das die Auswirkungen des
Lachens auf die körperliche und
psychische Gesundheit erforscht.
Weltweit befassen sich rund 200
Psychologen und Mediziner, meist
Psychiater oder Neurobiologen, mit
dem Thema. Hauptsächlich in den
USA und in Europa beschäftigen
sich Forscher mit der Auswirkung
des Lachens auf die Gesundheit.
Dieser wissenschaftliche Zweig ist
noch sehr jung und es gibt weltweit
auch noch keinen eigenen Lehr-
stuhl dafür, doch legen Studien
wie die der Universität Graz nahe,
dass das Lachen besonders in der
Schmerztherapie eine vielverspre-
chende Wirkung erzielt.
Doch was die Wissenschaft auch
immer noch darüber herausfinden
wird: Letztlich ist es für das Wohl-
befinden immer gut, fröhlich zu sein
und gute Laune zu haben. Ob das
Lachen alleine schon gesund ist? –
Jedenfalls macht es nicht krank.
Lach
mal
wieder!
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CellitinnenForum 2/2019