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Hat Jesus jemals gelacht? – In dem

spannenden und zugleich unge-

mein unterhaltsamen Roman ‚Der

Name der Rose‘ von Umberto Eco

ist diese für uns heute eher sonder-

bare Frage Bestandteil des phan-

tasievollen Handlungsgerüstes.

Unzählige Male lief im Fernsehen

schon der geniale Film von Jean-

Jacques Annaud mit Sean Connery

in der Hauptrolle als Franziskaner-

mönch William von Baskerville. Ri-

gide Strenge und Humorlosigkeit

zeichnen seinen Gegenspieler aus,

den blinden Mönch Jorge. Er ist

der eigentliche Machthaber in der

spätmittelalterlichen Benediktiner-

abtei, in der die Romanhandlung

angesiedelt ist. Ihn treibt mit aller

Schärfe diese Frage vom Lachen

Jesu um und er hat sie mit Un-

nachgiebigkeit beantwortet: Jesus

kann überhaupt nicht gelacht ha-

ben, denn „beim Lachen verzerren

sich die Gesichtsmuskeln zu einer

teuflischen Fratze“, so doziert er.

Er weiß um ein verloren geglaubtes

Buch in der riesigen Bibliothek der

Abtei, eine Schrift des Aristoteles

über die Komödie. Niemand soll

sich daran belustigen. So vergiftet

er die Buchseiten und seine Mit-

brüder, die Wind von demBuch be-

kommen haben und mit Vergnügen

darin blättern, kommen um, weil

sie die Seiten mit von Speichel an-

gefeuchteten Fingern umschlagen.

Es kann nicht sein, was nicht sein

darf, beim Lachen ist keine Toleranz

zu üben. Das Gegenbild eines fa-

natischen Hasses wird gezeichnet.

Dabei ist doch Lachen Ausdruck

von Freude. Diese Freude wieder-

um ist ein geradezu umfassendes

Merkmal christlicher Existenz. Wer

Mit Jesus kommt die Freude

Schließen sich Freude und Frömmigkeit im Alltag aus?

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CellitinnenForum 2/2019